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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schlimmste.
    Um kurz nach zehn bremsten sie vor dem Haus. Sie stiegen aus. Alles war still. Wallander bat Hansson, im Schatten am Gartentor zu warten. Dann entsicherte er seine Waffe und ging den Weg hinauf. Vor der Haustür lauschte er. Klingelte. Wartete. Horchte. Klingelte noch einmal. Dann faßte er die Türklinke an. Die Tür war nicht verschlossen. Er winkte Hansson zu sich.
    »Wir sollten Verstärkung anfordern«, flüsterte Hansson.
    »Dafür ist keine Zeit.«
    Wallander öffnete vorsichtig die Tür. Lauschte wieder. Er erinnerte sich, daß der Lichtschalter links von der Tür war. Er tastete mit der Hand, bis er ihn fand. Im selben Moment, in dem das Licht anging, trat er einen Schritt zur Seite und duckte sich.
    Der Flur war leer.
    Das Licht fiel ins Wohnzimmer. Elvira Lindfeldt saß auf dem Sofa. Sie sah ihn an. Wallander atmete tief durch. Sie bewegte sich nicht. Sie war tot. Er rief nach Hansson. Vorsichtig gingen sie ins Wohnzimmer.
    Sie war ins Genick geschossen worden. Die hellgelbe Sofalehne war blutgetränkt.
    Dann durchsuchten sie das Haus. Aber es war niemand mehr da.
    Robert Modin war verschwunden.
    Wallander wußte, daß dies nur eins bedeuten konnte.
    Jemand hatte im Haus auf ihn gewartet.
    Der Mann auf dem Acker war nicht allein gewesen.

|531| 39
    Wie Wallander es schaffte, diese Nacht zu überstehen, konnte er in der Rückschau nie ganz begreifen. Er stellte sich vor, daß zu gleichen Teilen Selbstvorwürfe und Zorn der Grund waren. Doch am stärksten war die Angst davor, was Robert Modin zugestoßen sein konnte. Wallanders erster, lähmender Gedanke, als er Elvira Lindfeldt tot auf dem Sofa sitzen sah, war, daß auch Robert Modin getötet worden war. Aber als sie sich vergewissert hatten, daß das Haus leer war, wurde Wallander klar, daß Modin noch leben konnte. Wenn sich bisher alles darum gedreht hatte, etwas zu verbergen oder zu verhindern, mußte Modin aus diesem Grund fortgebracht worden sein. Wallander brauchte sich nicht daran zu erinnern, was mit Sonja Hökberg und Jonas Landahl geschehen war. Aber er dachte zugleich, daß nichts je ganz vergleichbar war. Damals hatten sie nicht gewußt, was geschehen war. Jetzt gab es trotz allem klar ablesbare Zusammenhänge. Das hieß, daß ihre Ausgangslage jetzt besser war.
    Doch was ihn in dieser Nacht antrieb, war die Verbitterung darüber, hinters Licht geführt worden zu sein. Und die Trauer darüber, daß das Leben ihm wieder einmal einen Ausweg aus seiner Einsamkeit versperrt hatte. Elvira Lindfeldt konnte er nicht betrauern, auch wenn ihr Tod ihn erschütterte. Sie hatte seine Kontaktannonce aus seinem Computer gestohlen und sich ihm anschließend in durch und durch betrügerischer Absicht genähert. Und er war darauf hereingefallen. Sie hatte die Täuschung geschickt inszeniert. Er war unendlich verletzt. Die rasende Wut, die in ihm aufwallte, wurde aus vielen verschiedenen Quellen gespeist.
    Dennoch sollte Hansson später erzählen, daß Wallander ungewöhnlich gefaßt wirkte. Seine Einschätzung der Situation und seine Vorschläge für die erforderlichen Einsätze waren vorbildlich und klar.
    |532| Wallander wußte, daß er so schnell wie möglich nach Ystad zurückkehren mußte. Dort befand sich das Zentrum, nach dem sie suchten, wenn es denn überhaupt ein Zentrum gab. Hansson sollte bleiben, wo er war, die Kollegen in Malmö alarmieren und ihnen die notwendigen Hintergrundinformationen liefern.
    Aber Hansson sollte auch noch etwas anderes tun. In diesem Punkt war Wallander sehr eindeutig. Obwohl es mitten in der Nacht war, sollte Hansson versuchen, Elvira Lindfeldts Hintergrund auszuleuchten. Gab es irgendeine Verbindung nach Angola? Was für Bekannte hatte sie in Malmö?
    »Das dürfte nicht ganz leicht werden mitten in der Nacht«, wandte Hansson ein.
    »Und trotzdem muß es gemacht werden«, sagte Wallander. »Mir ist es egal, wen du anrufst und weckst. Und du akzeptierst keinen Versuch, etwas bis morgen aufzuschieben. Wenn nötig, fährst du persönlich zu den Leuten und ziehst ihnen die Klamotten an. Ich will vor morgen früh soviel wie möglich über diese Frau wissen.«
    »Wer war sie?« fragte Hansson. »Warum war Modin hier? Kanntest du sie?«
    Wallander antwortete nicht. Und Hansson wiederholte seine Frage nicht. Hinterher sollte er dann und wann, wenn Wallander nicht in der Nähe war, fragen, ob denn keiner wisse, wer die mysteriöse Frau gewesen sei. Wallander mußte sie gekannt haben, weil er Modin bei ihr

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