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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht zu einer Antwort auf die Fragen gekommen, die Wallander gestellt hatte. Er legte auf und ging zu Hansson hinüber, der mit blutunterlaufenen Augen dasaß und auf seinen Bildschirm starrte. Wallander fragte, ob noch immer keine Mitteilungen aus dem Ausland gekommen seien.
    Nichts.
    Plötzlich packte Wallander die Wut. Er riß Hanssons Besucherstuhl an sich und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann ging er.
     
    Um acht stand er wieder in Hanssons Tür. »Wir fahren zum Runnerströms Torg«, sagte er. »So geht es nicht weiter. Wir müssen die Lage zusammenfassen.«
    Sie holten Ann-Britt ab, die halb schlafend in ihrem Zimmer saß. Dann fuhren sie schweigend zu Falks Büro. Als sie hinaufkamen, saß Modin auf dem Fußboden, den Rücken an die Wand gelehnt. Martinsson hatte seinen Klappstuhl. Alfredsson hatte sich der Länge nach auf dem Fußboden ausgestreckt. Wallander fragte sich, ob er jemals eine so resignierte und erschöpfte Ermittlungsgruppe |526| gesehen hatte. Er wußte, daß die physische Müdigkeit daher kam, daß sie, trotz der Ereignisse der Nacht, keinerlei entscheidenden Erfolg zu verzeichnen hatten. Wenn sie nur einen winzigen Fortschritt erzielt hätten, würde ihre gesammelte Energie immer noch ausreichend sein. So aber herrschten Unlust und eine nahezu bodenlose Hoffnungslosigkeit.
    Was soll ich tun? dachte er. Wie sieht unsere letzte Anstrengung aus? Bevor es Mitternacht wird.
    Er setzte sich auf den Stuhl neben den Computer. Die anderen gruppierten sich um ihn. Nur Martinsson hielt sich zurück.
    »Zusammenfassung«, sagte Wallander. »Wo stehen wir?«
    »Vieles spricht dafür, daß am Zwanzigsten etwas passieren wird«, sagte Alfredsson. »Ob es aber Schlag zwölf passiert oder irgendwann später, wissen wir nicht. Es kann also in diesen Institutionen, die wir identifiziert haben, zu irgendeiner Form von Datenproblemen kommen. Ebenso bei all den anderen, die wir noch nicht identifiziert haben. Weil es sich um große und mächtige Finanzinstitutionen handelt, müssen wir davon ausgehen, daß es in der einen oder anderen Weise um Geld geht. Aber ob es eine raffinierte Form von elektronischem Bankraub ist oder etwas anderes, wissen wir nicht.«
    »Was wäre das denkbar Schlimmste, das eintreten könnte?« fragte Wallander.
    »Daß an den Finanzmärkten der Welt Chaos ausbräche.«
    »Aber ist das wirklich denkbar?«
    »Wir haben so etwas doch schon erlebt. Wenn zum Beispiel eine leichte oder dramatische Veränderung des Dollarkurses eintritt, kann dadurch eine Panik ausgelöst werden, die schwer zu kontrollieren ist.«
    »Ich glaube, so etwas wird passieren«, sagte Modin.
    Alle sahen ihn an, wie er da mit überkreuzten Beinen auf dem Fußboden neben Wallanders Füßen lag.
    »Warum glaubst du das? Kannst du das erklären?«
    »Ich glaube, es ist so groß, daß wir es uns nicht einmal vorstellen können. Das bedeutet, daß wir auch mit logischen Argumenten oder mit unserer Phantasie nicht klar sehen können, was geschieht, bevor es zu spät ist.«
    |527| »Aber wo beginnt das Ganze? Bedarf es keines auslösenden Faktors? Muß nicht jemand auf einen Knopf drücken?«
    »Vermutlich fängt es mit etwas so Alltäglichem an, daß wir gar nicht auf den Gedanken kommen.«
    »Der symbolische Kaffeeautomat«, sagte Hansson. »Da ist er wieder.«
    Wallander saß still da. Dann blickte er um sich. »Das einzige, was wir tun können, ist weitermachen«, sagte er. »Es gibt keine Alternative.«
    »Ich habe ein paar Disketten in Malmö vergessen«, sagte Modin. »Ich brauche sie, um weiterarbeiten zu können.«
    »Wir schicken einen Wagen hin und holen sie.«
    »Ich fahre mit«, sagte Modin. »Ich brauche sowieso eine Pause. Außerdem gibt es in Malmö einen Naturkostladen, der abends geöffnet hat.«
    Wallander nickte und stand auf. Hansson telefonierte nach einem Streifenwagen, der Modin nach Malmö fahren konnte. Wallander rief bei Elvira Lindfeldt an. Besetzt. Er versuchte es wieder. Jetzt meldete sie sich. Er sagte, daß Modin kommen werde, um ein paar Disketten zu holen, die er bei ihr vergessen habe. Sie versprach, ihm aufzumachen. Ihre Stimme klang wieder normal. »Kommen Sie mit?« fragte sie.
    »Ich schaffe es nicht.«
    »Ich frage nicht, warum.«
    »Das ist auch besser so. Es würde zu lange dauern, es zu erklären.«
    Alfredsson und Martinsson beugten sich aufs neue über Falks Rechner.
    Wallander kehrte mit den anderen ins Präsidium zurück. An der Anmeldung blieb er stehen. »Ich möchte, daß

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