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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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untergebracht hatte. In der anschließenden umfangreichen Ermittlung blieb genau diese Frage, wie Wallander eigentlich mit ihr in Kontakt gekommen war, etwas in der Schwebe. Niemand erfuhr jemals, was eigentlich geschehen war.
    Wallander verließ Hansson und fuhr zurück nach Ystad. Auf der ganzen Fahrt versuchte er, sich auf eine einzige Frage zu konzentrieren: Wo war Modin?
    Wallander fuhr durch die nächtliche Landschaft mit dem Gefühl, daß die Katastrophe jetzt ganz nahe war. Wie er sie abwenden konnte oder worin sie eigentlich bestand, wußte er nicht. Doch wichtiger als alles andere war jetzt, Modins Leben zu retten. Wallander raste in Richtung Ystad. Er hatte Hansson gebeten, anzurufen und Bescheid zu sagen, daß er unterwegs war. Diejenigen, |533| die eventuell schliefen, sollten geweckt werden. Aber als Hansson gefragt hatte, ob das auch für Lisa Holgersson gelte, hatte Wallander ihn angebrüllt: Nein, sie nicht. In der ganzen Nacht war dieser Ausbruch das einzige Zeichen, das verriet, unter welch ungeheurem Druck Wallander stand.
    Um halb zwei bremste er auf dem Parkplatz des Polizeipräsidiums. Es schüttelte ihn vor Kälte, als er zum Eingang hastete.
    Sie saßen im Sitzungszimmer und warteten auf ihn. Martinsson, Ann-Britt und Alfredsson. Nyberg war unterwegs. Wallander betrachtete seine Kollegen, die eher den Eindruck eines geschlagenen Armeehäufleins als einer kampfbereiten Truppe machten. Ann-Britt reichte ihm eine Tasse Kaffee, und er schaffte es fast sofort, sie umzustoßen und sich den Kaffee über die Hose zu gießen.
    Dann kam er direkt zur Sache. Robert Modin war verschwunden. Die Frau, bei der er gestern übernachtet hatte, war ermordet worden.
    »Als erstes schließen wir daraus«, sagte Wallander, »daß der Mann auf dem Acker nicht allein war. Es war ein folgenschwerer Fehler, das zu glauben. Zumindest ich selbst hätte das wissen müssen.«
    Ann-Britt stellte die unvermeidliche Frage. »Wer war die Frau?«
    »Sie hieß Elvira Lindfeldt«, antwortete Wallander. »Eine entfernte Bekannte von mir.«
    »Aber wie konnte jemand wissen, daß Modin heute abend zu ihr fahren würde?«
    »Das müssen wir später klären.«
    Glaubten sie ihm? Wallander selbst fand, daß er überzeugend log. Aber im Moment hatte er wenig Vertrauen in sein eigenes Urteilsvermögen. Er wußte, daß er die Wahrheit hätte sagen müssen. Daß er auf seinem Computer einen Brief an eine Kontaktvermittlung geschrieben hatte. Und daß jemand sich Zugang zu seinem Computer verschafft, den Brief gelesen und ihm anschließend Elvira Lindfeldt über den Weg geschickt hatte. Aber er sagte nichts von alldem. Seine Entschuldigung, zumindest vor sich selbst, war, daß sie sich jetzt darauf konzentrieren mußten, Modin zu finden. Wenn es nicht schon zu spät war.
    |534| Als sie so weit gekommen waren, ging die Tür auf, und Nyberg kam herein. Er trug den Schlafanzug unter dem Jackett. »Was ist passiert, verflucht noch mal?« fragte er. »Hansson hat aus Malmö angerufen und wirkte total durchgedreht. Es war unmöglich zu begreifen, was er sagte.«
    »Setz dich«, sagte Wallander. »Die Nacht wird lang.«
    Dann nickte er Ann-Britt zu, die Nyberg in groben Zügen über die Ereignisse der Nacht informierte.
    »Aber die Polizei in Malmö hat doch wohl eigene Techniker?« fragte Nyberg verwundert.
    »Ich will dich heute nacht dabeihaben«, sagte Wallander. »Nicht nur, weil du zur Verfügung stehen sollst für den Fall, daß in Malmö etwas auftaucht, sondern ebensosehr, um deine Ansichten zu hören.«
    Nyberg nickte stumm. Dann zog er einen Kamm hervor und begann, seine Haarsträhnen zu bändigen.
    Wallander ging weiter. »Wir können noch eine Schlußfolgerung ziehen. Auch wenn sie weniger sicher ist. Aber wir müssen sie polieren, so gut es geht. Sie ist ganz einfach: Etwas wird geschehen. Und auf irgendeine Art und Weise hat es seinen Ausgangspunkt hier in Ystad.«
    Er blickte Martinsson an. »Wird Runnerströms Torg weiter überwacht?«
    »Nein. Die Bewachung ist abgezogen worden.«
    »Wer zum Teufel hat das entschieden?«
    »Viktorsson fand, es sei Verschwendung.«
    »Ich will, daß die Bewachung ab sofort wieder aufgenommen wird. Die in der Apelbergsgata habe ich selbst aufheben lassen. Vielleicht war auch das ein Fehler. Ich will dort sofort wieder einen Wagen haben.«
    Martinsson verließ den Raum. Er würde dafür sorgen, daß die Wagen so schnell wie möglich an Ort und Stelle wären.
    Sie warteten schweigend. Ann-Britt bot

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