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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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vom »Weltraum«. Manchmal war er leer. Manchmal nahm Falk Nachrichten entgegen. Aber was für Nachrichten das waren, konnte Wallander nicht erkennen. Schließlich klappte er das Buch zu.
    Noch etwas war auffallend. Nirgendwo erwähnte der Mann, der dies geschrieben hatte, Personennamen. Nicht einmal die seiner Kinder.
    Das Logbuch handelte insgesamt vom Wetter und von ausgebliebenen oder empfangenen Botschaften aus dem Weltraum. Dazwischen notiert er sich auf die Minute genau, wie lange er für sein sonntägliches Putzen gebraucht hat.
    Wallander legte das Logbuch in die Schublade zurück.
    Er fragte sich, ob Tynnes Falk noch ganz bei Trost gewesen war. Seine Aufzeichnungen machten den Eindruck, als stammten sie von einer manischen und verwirrten Person.
    Wallander stand auf und trat wieder ans Fenster. Die Straße war immer noch leer. Es war schon nach ein Uhr.
    Er kehrte zum Schreibtisch zurück und ging weiter die Schubladen durch. Tynnes Falk hatte eine Aktiengesellschaft besessen, in der er der einzige Aktionär war. In einer Mappe fand er eine Kopie |156| der Gesellschaftssatzung. Tynnes Falk war als Berater mit der Einrichtung und Betreuung von Computersystemen tätig gewesen. Was das im einzelnen besagte, blieb Wallander unklar. Aber er stellte fest, daß Falk verschiedene Banken und sogar Sydkraft als Kunden hatte.
    Nirgendwo fand er etwas Überraschendes.
    Er schob die letzte Schublade zurück.
    Tynnes Falk ist ein Mensch, der keine Spuren hinterläßt, dachte er. Alles ist mustergültig und unpersönlich, wohlgeordnet und undramatisch. Ich finde ihn nicht.
    Wallander stand auf und studierte den Inhalt des Bücherregals. Es war eine Mischung aus Belletristik und Sachbüchern auf Schwedisch, Englisch und Deutsch. Es gab auch fast einen Regalmeter Lyrik. Wallander griff ein beliebiges Buch heraus. Die Seiten fielen von selbst auf. Das Buch war mehr als einmal gelesen worden. An einer anderen Stelle fand er dicke Bände über Religionsgeschichte und Philosophie. Aber auch Bücher über Astronomie und die Kunst des Lachsfischens. Er wandte sich vom Bücherregal ab und ging vor der Stereoanlage in die Knie. Tynnes Falks C D-Sammlung war sehr gemischt. Opern neben Bach-Kantaten. Sammelalben von Elvis Presley und Buddy Holly. Einspielungen von Geräuschen aus dem Weltraum und vom Meeresboden. In einem Ständer daneben fand Wallander noch eine Anzahl alter Langspielplatten. Er schüttelte verwundert den Kopf. Hier stand Siw Malmkvist neben dem Saxophonisten John Coltrane. Auf dem Videogerät lagen ein paar Videofilme. Einer handelte von Bären in Alaska, ein anderer war von der NASA herausgegeben und beschrieb die Challenger-Epoche in der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt. Mitten im Stapel lag auch ein Porno-Video.
    Wallander richtete sich wieder auf. Seine Knie schmerzten. Er kam nicht weiter. Einen neuen Zusammenhang hatte er nicht entdeckt. Dennoch war er davon überzeugt, daß es einen gab.
    Auf irgendeine Weise hing der Mord an Sonja Hökberg mit dem Tod von Tynnes Falk zusammen.
    Vielleicht gab es auch einen Zusammenhang mit Johan Lundberg?
    Wallander zog die Fotografie heraus, die er eingesteckt hatte, |157| und stellte sie zurück. Er wollte nicht, daß jemand von seinem nächtlichen Besuch erfuhr. Wenn Falks Frau einen Wohnungsschlüssel hatte und ihn und die Kollegen bei einer späteren Gelegenheit hereinließ, sollte sie nicht entdecken, daß etwas fehlte.
    Wallander ging von Zimmer zu Zimmer und löschte das Licht. Dann zog er die Gardinen zurück. Er lauschte, bevor er vorsichtig die Tür öffnete. Die Dietriche hatten keine Kratzer hinterlassen.
     
    Draußen auf der Straße stand er einen Augenblick still und schaute sich um. Es war niemand da, die Stadt schlief. Er ging langsam in Richtung Zentrum. Es war fünf vor halb zwei.
    Er bemerkte den Schatten nicht, der ihm lautlos in einiger Entfernung folgte.

|158| 13
    Wallander wurde vom Klingeln des Telefons geweckt.
    Er schreckte aus dem Schlaf, als habe er im Grunde nur dagelegen und auf das Klingeln gewartet. In dem Moment, in dem er zum Hörer griff, sah er zur Uhr. Viertel nach fünf.
    Die Stimme im Telefon war ihm fremd. »Kurt Wallander?«
    »Ja. Das bin ich.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Sie geweckt haben sollte.«
    »Ich war schon wach.«
    Warum lügt man in einer solchen Situation? dachte Wallander. Ist es denn eine Schande, um fünf Uhr in der Frühe noch zu schlafen?
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen wegen

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