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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ging in die Küche. Auf der Spüle stand eine Kaffeetasse. Auf dem karierten Wachstuch des Küchentischs lag ein Block. Wallander machte Licht und las.
Balkontür
. Tynnes Falk und ich haben etwas gemeinsam, dachte er. Wir haben beide Notizblöcke in der Küche. Er ging ins Wohnzimmer zurück und öffnete die Balkontür. Sie ließ sich schwer wieder schließen. Tynnes Falk war nicht mehr dazu gekommen, sie zu reparieren. Wallander ging weiter ins Schlafzimmer. Das Doppelbett war gemacht. Er kniete sich auf den Boden und schaute darunter. Ein Paar Pantoffeln. Er öffnete den Kleiderschrank und zog die Schubladen eines Sekretärs heraus. Alles präsentierte sich wohlgeordnet. Er kehrte zum Schreibtisch im Wohnzimmer zurück. Unter dem Anrufbeantworter lag eine Anleitung. Er hatte daran gedacht, Plastikhandschuhe einzustecken. Als er sicher war, den blinkenden Anrufbeantworter abhören zu können, ohne die Nachrichten darauf zu löschen, drückte er auf die Wiedergabetaste.
    Zuerst fragte jemand, der Janne hieß, wie es Falk gehe. Er nannte den Zeitpunkt seines Anrufs nicht. Danach folgten zwei Anrufe, bei denen nichts anderes zu hören war als ein Mensch, der |154| atmete. Wallander hatte das Gefühl, daß es sich beide Male um dieselbe Person handelte. Der vierte Anruf kam von einem Schneider in Malmö, der Falk mitteilte, daß seine Hosen jetzt fertig seien. Wallander notierte sich den Namen der Schneiderei. Danach wieder ein Anruf von jemandem, der nur atmete. Das war der Anruf von gerade eben. Wallander hörte das Band noch einmal ab und fragte sich, ob Nyberg und seine Techniker wohl feststellen konnten, ob das Atmen von ein und derselben Person stammte.
    Er legte die Anleitung zurück. Drei Fotos standen auf dem Schreibtisch. Zwei von ihnen stellten offenbar Falks Kinder dar. Ein Junge und ein Mädchen. Der Junge saß auf einem Stein in einer tropischen Landschaft und lächelte. Er mochte an die achtzehn Jahre alt sein. Wallander drehte das Foto um.
Jan 1996.   Amazonas
. Also war es der Sohn, der auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte. Das Mädchen war jünger. Sie saß von Tauben umgeben auf einer Bank. Wallander drehte das Foto um.
Ina, Venedig 1995
. Das dritte Foto zeigte eine Gruppe von Männern, die vor einer weißen Mauer standen. Das Bild war unscharf. Wallander drehte es um, aber die Rückseite war leer. In der obersten Schreibtischschublade fand er ein Vergrößerungsglas. Er studierte die Gesichter der Männer. Sie waren unterschiedlichen Alters. Am linken Bildrand stand ein Mann mit asiatischem Aussehen. Wallander legte das Bild hin und versuchte nachzudenken. Aber nichts griff ineinander. Er steckte das Bild in die Jackentasche.
    Dann hob er die Schreibunterlage an. Darunter lag ein Zeitungsausschnitt mit einem Kochrezept. Fischfondue. Er begann die Schubladen durchzugehen. Überall die gleiche mustergültige Ordnung. In der dritten Schublade lag ein dickes Buch. Wallander holte es heraus. »Logbuch« stand in Goldschrift auf dem Ledereinband. Wallander schlug es auf und blätterte zur letzten beschriebenen Seite. Am Sonntag, dem 5.   Oktober, hatte Falk in dem Buch, das offenbar sein Tagebuch war, die letzten Eintragungen gemacht. Er notiert, daß der Wind nachgelassen hat und daß die Temperatur drei Grad plus beträgt. Außerdem klarer Himmel. Er hat die Wohnung geputzt. Es hat drei Stunden und fünfundzwanzig Minuten gedauert, zehn Minuten weniger als am Sonntag davor.
    |155| Wallander legte die Stirn in Falten. Daß Falk die Putzzeit notiert hatte, fand er seltsam.
    Dann las er die letzte Zeile:
Am Abend kurzer Spaziergang
.
    Wallander war erstaunt. Falk war einige Minuten nach Mitternacht am 6.   Oktober vor dem Geldautomaten gestorben. Bedeutete die Notiz, daß er schon einen Abendspaziergang hinter sich hatte? Und dann einen zweiten machte?
    Wallander ging zurück zu den Aufzeichnungen vom 4.   Oktober.
    Samstag, der 4.   Oktober 1997.   Der Wind war den ganzen Tag böig. Laut Wetterdienst 8   –   10   Meter pro Sekunde. Wolkenfetzen jagten über den Himmel. Temperatur um sechs Uhr früh sieben Grad. Um zwei Uhr war sie auf acht Grad gestiegen. Am Abend auf fünf gesunken. Der Weltraum ist heute öde und leer. Keine Nachrichten. C antwortet nicht. Alles ist ruhig.
    Wallander las die letzten Sätze noch einmal. Er verstand sie nicht. Sie enthielten eine rätselhafte Botschaft. Er blätterte zurück. An jedem Tag hatte Falk die Wetterverhältnisse beschrieben. Und dann sprach er

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