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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht so einen Zettel, wenn es nicht wichtig ist.«
    Martinsson betrachtete ihn verwundert. »Weißt du überhaupt nicht, worüber ich mit dir reden will?«
    »Nein. Sollte ich?«
    Martinsson antwortete nicht. Er starrte Wallander weiter an, der sich noch mieser fühlte als vorher.
    »Ich habe keine Lust, hier zu sitzen und zu raten«, sagte er schließlich. »Was willst du?«
    »Du hast immer noch keine Ahnung, worüber ich mit dir reden will?«
    »Nein.«
    »Das macht die Sache sogar noch schlimmer.«
    Martinsson öffnete eine Schublade, nahm Wallanders Dienstpistole heraus und legte sie auf den Tisch. »Ich nehme an, du weißt jetzt, was ich meine?«
    Wallander starrte auf die Pistole. Ein eisiges Gefühl von Entsetzen durchfuhr ihn, das seinen Kater beinahe verdrängte. Er erinnerte sich, gestern Abend seine Waffe gereinigt zu haben. Aber was war danach geschehen? Er versuchte, in der Erinnerung zu graben. Vom Küchentisch war seine Pistole auf Martinssons Tisch gelandet. Was in der Zwischenzeit passiert war, wie sie dorthin gekommen war, wo sie jetzt lag, dafür hatte er keine Erklärung, keine Ausrede.
    »Du bist gestern Abend ins Restaurant gegangen«, sagte Martinsson. »Warum hast du die Pistole mitgenommen?«
    Wallander schüttelte ungläubig den Kopf. Sollte er sie eingesteckt haben, als er nach Ystad fuhr? Wie seltsam es auch sein mochte, er musste es getan haben.
    »Ich weiß es nicht«, gab Wallander zu. »Es ist schwarz, leer. Du musst erzählen.«
    »Ein Kellner kam gegen Mitternacht mit der Waffe hierher«, sagte Martinsson. »Er war aufgebracht, weil er deine Waffe auf der kleinen Bank gefunden hatte, auf der du gesessen hast.«
    Erinnerungsfragmente schwirrten durch Wallanders Kopf. Vielleicht hatte er seine Waffe herausgenommen, als er sein Handy gesucht hatte? Aber wie konnte er sie vergessen haben?
    »Ich weiß absolut nicht, was passiert ist«, sagte er. »Aber ich muss sie ja eingesteckt haben, als ich aus dem Haus gegangen bin.«
    Martinsson stand auf und öffnete die Tür. »Möchtest du Kaffee?«
    Wallander schüttelte den Kopf. Martinsson verschwand im Korridor. Wallander zog seine Pistole zu sich heran und sah, dass sie voll geladen war. Noch schlimmer. Ihm brach der Schweiß aus. Der Gedanke, sich zu erschießen, fuhr ihm wie ein Blitz durch den Kopf. Er drehte die Pistole so, dass der Lauf zum Fenster zeigte. Martinsson kam zurück.
    »Kannst du mir helfen?«, fragte Wallander.
    »Diesmal nicht. Der Kellner kannte dich. Es ist unmöglich. Du musst von hier direkt zum Chef.«
    »Hast du schon mit ihm gesprochen?«
    »Es wäre ein Dienstvergehen, wenn ich es nicht getan hätte.«
    Wallander hatte nichts mehr zu sagen. Sie saßen schweigend da. Einen Ausweg gab es nicht.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe versucht, mich in den Vorschriften schlauzumachen. Es gibt natürlich ein Disziplinarverfahren. Es besteht die Gefahr, dass dieser Kellner, er heißt übrigens Ture Saage, falls du das nicht schon wusstest also, er könnte auf die Idee kommen, der Presse etwas zu stecken. Heutzutage ist eine ordentliche Neuigkeit ein hübsches Sümmchen wert. Betrunkene Polizisten, die Mist bauen, steigern die Auflage.«
    »Hast du ihm nicht gesagt, dass er Stillschweigen bewahren soll?«
    »Und ob ich das getan habe! Ich habe ihm sogar gesagt, dass er sich strafbar machen könnte, wenn er etwas ausplaudert. Leider glaube ich, dass er mich durchschaut hat.«
    »Soll ich mit ihm reden?«
    Martinsson beugte sich über den Tisch. Wallander sah, dass er abgespannt und niedergeschlagen war. Das tat ihm leid.
    »Wie viele Jahre arbeiten wir jetzt schon zusammen? Zwanzig? Mehr? Am Anfang warst du es, der mir die Meinung gesagt hat. Mit Recht. Du hast geschimpft, hast michaber auch ermutigt. Jetzt bin ich es, der dir die Meinung sagt: Unternimm nichts. Was dir auch in den Kopf kommt, es wird alles nur noch schlimmer machen. Rede nicht mit dem Kellner Ture Saage, rede mit niemandem. Außer mit Lennart. Und zu dem musst du jetzt gehen. Er wartet.«
    Wallander nickte und stand auf.
    »Wir müssen versuchen, das Beste aus dieser Geschichte zu machen«, sagte Martinsson.
    Wallander hörte an Martinssons Tonfall, dass seine Prognose nicht besonders gut war.
    Er streckte die Hand aus, um nach seiner Pistole zu greifen.
    Martinsson schüttelte den Kopf. »Wir lassen sie hier liegen«, sagte er.
    Wallander trat in den Korridor hinaus. Kristina Magnusson kam gerade mit einem Kaffeebecher in

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