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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Feldarbeit bedeutete.
    »Vor ungefähr zwanzig Jahren wurdest du von Kollegen betrunken am Steuer erwischt. Sie haben das Ganze vertuscht, es passierte nichts. Aber du musst verstehen, dass ichmich frage, ob du vielleicht ein Alkoholproblem verbirgst, das jetzt zu einer so unseligen Konsequenz geführt hat.«
    Wallander erinnerte sich des Vorfalls nur allzu gut. Er war in Malmö gewesen und hatte mit Mona zu Abend gegessen. Es war nach ihrer Scheidung, zu einer Zeit, als er sich noch immer einbildete, sie überreden zu können, zu ihm zurückzukommen. Das Treffen hatte im Streit geendet, und er hatte gesehen, wie sie vor dem Restaurant von einem ihm fremden Mann abgeholt wurde. Die aufflammende Eifersucht hatte ihn so außer sich gebracht, dass er jegliche Selbstkontrolle verlor und mit dem Wagen nach Hause gefahren war, statt in ein Hotel zu gehen oder im Wagen zu schlafen. Bei der Einfahrt nach Ystad wurde er von den Kollegen einer Nachtstreife gestoppt. Sie fuhren ihn nach Hause, parkten sein Auto, und danach passierte nichts mehr. Einer der Beamten, die ihn damals gefasst hatten, war inzwischen tot, der andere pensioniert. Dennoch ging also im Präsidium das Gerücht um. Das erstaunte ihn.
    »Ich streite es nicht ab. Aber es ist zwanzig Jahre her, wie du selbst sagst. Und ich habe kein Alkoholproblem. Ich sehe auch nicht ein, dass es außer mir jemanden etwas angeht, wenn ich an einem Wochentag abends ausgehe.«
    »Ich muss etwas veranlassen. Da du noch Resturlaub hast und gerade keine größere Ermittlung leitest, schlage ich vor, du nimmst eine Woche Urlaub. Natürlich wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen.«
    Wallander stand auf.
    Mattson blieb sitzen. »Möchtest du noch etwas sagen?«, fragte er.
    »Nein«, entgegnete Wallander. »Ich tue, was du sagst. Ich nehme frei und fahre nach Hause.«
    »Deine Waffe lässt du besser hier.«
    »Ich bin doch kein Idiot«, sagte Wallander. »Auch wenn du das glauben solltest.«
    Wallander holte seine Jacke aus seinem Zimmer. Dann verließ er das Polizeipräsidium durch die Garage und fuhr nach Hause. Er dachte plötzlich daran, dass er nach den gestrigen Ausschweifungen noch Alkohol im Blut haben könnte, aber er fuhr weiter. Es wehte ein steifer Wind aus Nordost, und Wallander schüttelte sich, als er vom Auto zu seinem Haus ging. Jussi sprang erfreut in seinem Zwinger. Aber Wallander konnte nicht einmal den Gedanken ertragen, mit ihm einen Spaziergang zu machen. Er zog sich aus, legte sich hin und konnte sogar einschlafen. Als er erwachte, war es zwölf Uhr. Er lag reglos mit geöffneten Augen da und lauschte dem Wind, der an den Wänden rüttelte.
    Das Gefühl, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte, regte sich wieder. Ein Schatten war plötzlich über sein Dasein gefallen. Wie kam es, dass er die Waffe am Morgen nicht einmal vermisst hatte? Es war, als hätte ein anderer an seiner Stelle gehandelt und dann seine Erinnerung ausgeschaltet, damit er nicht wusste, was passiert war.
    Er stand auf, zog sich an und versuchte, etwas zu essen, obwohl ihm immer noch übel war. Der Gedanke, sich ein Glas Wein einzugießen, war verlockend, aber er widerstand.
    Er war beim Abwasch, als Linda anrief. »Ich bin unterwegs zu dir«, sagte sie. »Ich wollte nur wissen, ob du zu Hause bist.«
    Sie legte auf, bevor er ein Wort sagen konnte. Zwanzig Minuten später war sie da, mit ihrem schlafenden Kind auf dem Arm. Sie setzte sich ihm gegenüber auf das braune Ledersofa, das er gekauft hatte, als sie nach Ystad gezogen waren. Das Kind schlief auf einem Sessel daneben. Kurt wollte über das Kind sprechen, aber Linda schüttelte den Kopf. Später, nicht jetzt, anderes war im Moment wichtiger.
    »Ich habe gehört, was passiert ist«, sagte sie.
    »Hat Martinsson dich angerufen?«
    »Ja. Nachdem er mit dir gesprochen hatte. Er war sehr unglücklich.«
    »Nicht so unglücklich wie ich«, sagte Wallander.
    »Erzähl mir jetzt, was ich nicht weiß.«
    »Wenn du gekommen bist, um mich zu verhören, kannst du gleich wieder gehen.«
    »Ich will es nur wissen. Von dir hätte ich am allerwenigsten erwartet, dass du so einen Mist baust.«
    »Niemand ist tot«, sagte Wallander. »Niemand ist zu Schaden gekommen. Außerdem kann jeder jeden Mist bauen. Ich habe lange genug gelebt, um das zu wissen.«
    Dann erzählte er die ganze Geschichte, angefangen bei der Rastlosigkeit, die ihn aus dem Haus getrieben hatte, bis zu der Tatsache, dass er nicht

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