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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schon ausführlich mit Hans in Kopenhagen gesprochen.
    »Komm doch her«, sagte sie. »Ich sitze hier, und Klara schläft in ihrem Wagen.«
    »Klara?«
    Linda lachte über seine Verwunderung. »Wir haben es gestern Abend beschlossen. Sie soll Klara heißen. Sie heißt schon Klara.«
    »Wie meine Mutter? Deine Großmutter?«
    »Wie du weißt, kenne ich sie gar nicht. Aber es ist ein schöner Name. Und er passt zu beiden Nachnamen. Klara Wallander oder Klara von Enke.«
    »Und wie wird sie endgültig heißen?«
    »Bis auf weiteres Wallander. Dann soll sie selbst bestimmen. Kommst du? Du kannst eine Tasse Kaffee bei einer improvisierten Taufe bekommen.«
    »Wollt ihr sie taufen lassen? Richtig?«
    Linda antwortete nicht darauf. Und Wallander war klug genug, die Frage nicht zu wiederholen.
    Eine Viertelstunde später bremste er vor dem Haus. Der Garten stand in leuchtenden Farben. Wallander dachte an seinen eigenen verwahrlosten Garten, in dem er sich kaum um die Pflanzen und Beete kümmerte. Als er noch in der Mariagata wohnte, hatte er sich immer ein anderes Dasein vorgestellt, in dem er zwischen allen Gartendüften an der Erde herumkroch und Unkraut jätete.
    Klara schlief im Kinderwagen im Schatten eines Birnbaums. Wallander betrachtete das kleine Gesicht unter dem Mückennetz. »Klara ist ein schöner Name«, sagte er. »Wie seid ihr darauf gekommen?«
    »Wir haben den Namen in einer Zeitung gesehen. Eine Frau namens Klara hatte sich durch ihren Einsatz bei einemGroßbrand in Östersund ausgezeichnet. Wir waren uns sofort einig.«
    Sie gingen durch den Garten und sprachen über Louises Verschwinden, das für Linda und Hans auch völlig überraschend gekommen war. Es hatte keinerlei Anzeichen gegeben, nichts, was dafür sprach, dass Louise einen Plan gehabt und ihn jetzt verwirklicht hätte.
    »Soll man sich noch ein Gewaltverbrechen vorstellen?«, sagte Wallander. »Wenn wir einmal davon ausgehen, dass Håkan etwas zugestoßen ist?«
    »Irgendjemand will die beiden aus dem Weg haben«, sagte Linda. »Was könnte der Grund dafür sein?«
    »Das genau ist die Frage«, sagte Wallander, während er einen Strauch mit flammenden Rosen bewunderte. »Können sie etwas gemeinsam gehabt haben, von dem keiner von uns gewusst hat?«
    Sie gingen schweigend weiter, Linda erwog seine Frage. »Man weiß so wenig über Menschen«, sagte sie schließlich, als sie zur Vorderseite des Hauses zurückgekehrt waren und in den Kinderwagen geschaut hatten.
    Klara schlief, die Hände in ihre Decke vergraben.
    »In gewisser Weise kann man sagen, dass ich von den beiden nicht mehr weiß als von diesem kleinen Wesen«, fuhr sie fort.
    »Hast du Louise und Håkan als rätselhaft erlebt?«
    »Überhaupt nicht. Im Gegenteil! Mir gegenüber waren sie offen und zugänglich.«
    »Viele Menschen legen falsche Spuren aus«, sagte Wallander nachdenklich. »Zugänglichkeit und Offenheit können eine Art unsichtbarer Riegel vor einer Wirklichkeit sein, die sie am liebsten verbergen.«
    Sie tranken Kaffee im Garten, bis es für Wallander Zeit war, Atkins anzurufen. Er kehrte ins Präsidium zurück und wählte von seinem Büro aus die Nummer. Nach viermaligem Klingeln meldete sich Atkins mit einem Murmeln, alswäre er bereit, einen Befehl entgegenzunehmen. Wallander erzählte, was geschehen war. Als er geendet hatte, war es so lange still im Hörer, dass er glaubte, das Gespräch sei unterbrochen.
    Dann kam Atkins mit voller Kraft zurück. »Das ist nicht möglich«, sagte er.
    »Leider doch. Sie scheint seit Montag oder Dienstag verschwunden zu sein.«
    Wallander hörte, dass Atkins erregt war. Er atmete schwer. Wallander fragte, wann er zuletzt mit Louise gesprochen habe.
    Atkins überlegte lange. »Freitagnachmittag. Ihr Nachmittag, unser Vormittag.«
    »Wer hat angerufen?«
    »Sie hat mich angerufen.«
    Wallander furchte die Stirn. Die Antwort hatte er nicht erwartet. »Und was wollte sie?«
    »Meiner Frau zum Geburtstag gratulieren. Wir haben uns beide gewundert. Um Geburtstage hatten wir nie etwas gegeben.«
    »Kann es einen anderen Grund für ihren Anruf gegeben haben?«
    »Wir hatten das Gefühl, dass sie unter der Einsamkeit litt, dass sie mit jemandem sprechen wollte. Das ist ja nicht schwer zu verstehen.«
    »Wenn Sie genau nachdenken, gab es in Ihrem Gespräch irgendetwas, was Sie jetzt mit der Tatsache verbinden können, dass sie verschwunden ist?«
    Wallander verzweifelte wegen seines schlechten Englisch. Aber Atkins verstand, was er meinte.

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