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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nie etwas von einer Schwester erzählt«, sagte sie, als Wallander geendet hatte. »Das ist eine völlig absurde Situation.«
    Wallander zeigte aufs Telefon. »Ruf ihn an und stelle ihm eine einfache Frage: Warum hast du mir nicht erzählt, dass du eine Schwester hast?«
    »Ist sie älter oder jünger?«
    Wallander überlegte. Atkins hatte davon nichts gesagt. Dennoch war er sicher, dass es eine ältere Schwester war. Denn wäre sie nach Hans geboren worden, hätte sich das Geheimnis nur sehr schwer verbergen lassen.
    »Ich will ihn nicht anrufen«, sagte Linda. »Ich warte, bis er nach Hause kommt.«
    »Nein«, sagte Wallander. »Es geht um zwei verschwundene Personen. Dies ist keine private Angelegenheit, sondern eine polizeiliche Ermittlung. Wenn du nicht anrufst, tue ich es.«
    »Das ist vielleicht besser«, sagte sie.
    Wallander wählte die Nummer in Kopenhagen, die sie ihm vorsagte. Als der Anruf durchging, erklang klassische Musik.
    Linda beugte sich vor und lauschte. »Das ist sein Direktanschluss«, sagte sie. »Ich habe ihm die Musik ausgesucht. Vorher hatte er schreckliche Countrymusik. Einen, der sich Billy Ray Cyrus nennt. Ich habe ihm gedroht, nicht mehr anzurufen, wenn er die nicht ändert. Er meldet sich gleich.«
    Kaum hatte sie den Satz beendet, hörte Wallander Hans’ Stimme. Er klang gehetzt, fast atemlos. Was ist wohl an den Börsen in Asien passiert, dachte Wallander.
    »Ich habe eine Frage, die nicht warten kann«, sagte er. »Ich sitze übrigens an deinem Küchentisch.«
    »Louise«, sagte Hans. »Oder Håkan? Sind sie wieder aufgetaucht?«
    »Ich wünschte, es wäre so. Aber es geht um einen ganz anderen Menschen. Kannst du dir denken, um wen?«
    Wallander spürte, dass Linda ärgerlich wurde wegen seiner Art zu fragen, die sie als unnötiges Katz-und-Maus-Spiel empfand. Natürlich hatte sie recht. Er hätte direkt fragen sollen, wie er es bei Linda getan hatte.
    »Es geht um deine Schwester«, sagte er. »Deine Schwester Signe.«
    Es dauerte einen Moment, bis Hans etwas sagte. »Ich verstehe nicht, wovon du redest. Soll das ein Scherz sein?«
    Linda hatte sich über den Tisch gebeugt, und Wallander hielt den Hörer so, dass sie mithören konnte. Er spürte, dass Hans die Wahrheit sagte.
    »Es ist kein Scherz«, sagte er. »Du sagst also, dass du nichts von einer Schwester weißt, die Signe heißt?«
    »Ich habe keine Geschwister. Kann ich mit Linda sprechen?«
    Wallander reichte wortlos den Hörer an Linda weiter, die wiederholte, was ihr Vater erzählt hatte.
    »Als ich ein Kind war, habe ich meine Eltern oft gefragt, warum ich keine Geschwister hätte«, sagte Hans. »Sie antworteten immer, sie fänden, dass ein Kind reichte. Ich habe nie von jemandem gehört, der Signe hieß, nie irgendwelche Fotos von ihr gesehen. Ich war immer ein Einzelkind.«
    »Das ist schwer zu glauben«, sagte Linda.
    Für einen Moment verlor Hans die Selbstbeherrschung und schrie direkt in den Hörer. »Was glaubst du denn, was es für mich ist?«
    Wallander nahm ihr den Hörer aus der Hand. »Ich glaube dir«, sagte er. »Und Linda tut das auch. Aber du musst verstehen, dass es wichtig ist, herauszufinden, wie das Ganze zusammenhängt, wenn es das überhaupt tut. Deine Eltern sind verschwunden. Und jetzt taucht eine unbekannte Schwester auf.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Hans. »Mir wird schlecht.«
    »Wie die Erklärung auch sein mag, ich werde sie finden.«
    Wallander reichte Linda wieder den Hörer. Sie redete beruhigend auf Hans ein. Weil das Gespräch sich in die Länge zu ziehen begann, schrieb er ein paar Worte auf einen Zettel und legte ihn auf den Küchentisch. Sie nickte, nahm einen Schlüsselbund von der Fensterbank und gab ihn ihm. Er betrachtete Klara, die auf dem Bauch in ihrem Bett lag undschlief. Behutsam strich er mit einem Finger über ihre Wange. Ein Zucken ging über ihr Gesicht, aber sie schlief weiter. Dann verließ er das Haus.
    Als er ins Polizeipräsidium kam, rief er Sten Nordlander an, noch bevor er seine Jacke ausgezogen hatte.
    Er erhielt sogleich die Bestätigung, die er gesucht hatte. »Ja sicher, es gibt noch ein Kind. Ein Mädchen, das seit seiner Geburt schwer behindert war. Völlig hilflos, wenn ich Håkan recht verstanden habe. Sie konnten sie nicht zu Hause behalten, weil sie schon vom ersten Tag ihres Lebens an besondere Pflege brauchte. Sie haben nie von ihr gesprochen, und ich war der Meinung, dass man das respektieren sollte.«
    »Heißt sie

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