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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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die, bei denen niemand angebissen hat, dachte er, die allein nach Hause gehen müssen. Vor vierzig Jahren ist es mir auch oft so ergangen.
    Wallander hatte die Auszüge aus den Tagebüchern so genau gelesen, dass er glaubte, jeden Satz inzwischen auswendig zu können. Mittwoch, 24. September 1980 . Der Oberbefehlshaber besucht ein Luftabwehrregiment in der Nähe von Stockholm, stellt fest, dass es weiterhin hapert mit der Rekrutierung von Offiziersnachwuchs, obwohl viel Geld in die Renovierung von Kasernen gesteckt worden ist, um sie attraktiver zu machen. In diesem Abschnitt hat Håkan vonEnke keine einzige Anmerkung gemacht. Erst unten auf der Seite blitzt der Rotstift auf, wie ein Schwerthieb im Papier. Die Frage von U-Booten in schwedischen Territorialgewässern ist während des Tages erneut aktualisiert worden. Vergangene Woche wurde vor Utö ein U-Boot eindeutig innerhalb der Hoheitsgewässer entdeckt. Man sah Teile des U-Boots über Wasser. Die Identifizierung weist eindeutig auf ein U-Boot der Misky-Klasse. Die Sowjetunion und Polen haben solche U-Boote.
    Hier waren die Kommentare auf einmal schwer zu entziffern. Wallander hatte sich vom Schreibtisch ein Vergrößerungsglas geholt und die Wörter am Ende lesen können. Von Enke fragt sich, was für »Teile« man gesehen haben will. Periskop? Turm? Wie lange das U-Boot sichtbar war, wer es gesehen hat, welchen Kurs es genommen hat. Er ist ärgerlich darüber, dass das Tagebuch so wenige entscheidende Einzelheiten enthält. Beim Wort »Misky-Klasse« hat von Enke hinzugefügt: Nato und Whiskey. Also die westliche Bezeichnung des betreffenden U-Boots . Die letzten Zeilen am Fuß der Seite sind rot unterstrichen. Bei dieser Gelegenheit wurde Warnfeuer sowohl mit U-Jagdgranaten wie auch mit Wasserbomben abgegeben. Das U-Boot konnte nicht zum Auftauchen gezwungen werden. Man nimmt an, dass es später die schwedischen Hoheitsgewässer verlassen hat . Wallander saß einen Moment nachdenklich da und fragte sich, was eine U-Jagdgranate sein konnte, fand aber keine Erklärung, weder in seiner eigenen Erfahrung noch in dem vor ihm liegenden Ordner. Am Rand stand: Man zwingt ein U-Boot nicht mit Warnschüssen zum Auftauchen, nur mit scharfen Schüssen. Warum ließ man es entwischen?
    Die Randnotizen gehen bis zum 28. September. Da führt Ljung ein Gespräch mit dem Chef der Marine, der von einem Besuch in Jugoslawien zurückgekehrt ist. Jetzt ist Håkan von Enke nicht mehr interessiert. Keine Randnotiz, kein Strichmännchen, kein Ausrufezeichen. Aber am Fuß derSeite ist Ljung unzufrieden mit einer Äußerung der Informationsabteilung der Marine. Er fordert den Marinechef auf, den Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Am Rand bemerkt der Rotstift: Es wäre wichtiger, andere Missstände zu prioritieren .
    Das U-Boot vor Utö. Wallander erinnerte sich, draußen in Djursholm davon gehört zu haben. Da fing alles an , hatte Håkan von Enke gesagt. Der genaue Wortlaut allerdings war Wallander entfallen.
    Der zweite Ausschnitt aus dem Tagebuch war entschieden länger. Er erstreckte sich vom fünften Oktober bis zum fünfzehnten Oktober 1982. Das ist die richtig große Galavorstellung, dachte Wallander. Schweden befindet sich im Mittelpunkt der Welt. Alle Welt verfolgt, wie die schwedische Marine und ihre Hubschrauber mit aller Kraft nach U-Booten oder vermeintlichen U-Booten suchen. Mittendrin wechselt Schweden die Regierung. Der Oberbefehlshaber hat seine liebe Not damit, nicht nur die abtretende, sondern auch die neu antretende Regierung zu informieren. Torbjörn Fälldin scheint hier und da zu vergessen, dass er abtreten wird, woraufhin Olof Palme verärgert seinem Erstaunen darüber Ausdruck verleiht, nicht ordentlich informiert zu werden über das, was sich da draußen auf Hårsfjärden tut. Der Oberbefehlshaber hat keine ruhige Minute. Wie ein Weberschiffchen schießt er zwischen Berga und den beiden Regierungen, die sich gegenseitig auf den Füßen stehen, hin und her. Außerdem muss er forsche Kommentare des Vorsitzenden der Konservativen, Adelsohn, beantworten, der nicht begreifen kann, warum die U-Boote nicht hochgeholt werden können. Von Enke notiert ironisch, dass er endlich einen Politiker gefunden hat, der die gleichen Fragen stellt wie er selbst.
    Wallander hatte angefangen, auf seinem zerfledderten Notizblock Listen von Namen und Zeitpunkten zu erstellen. Warum er das tat, hätte er nicht sagen können. Vielleichtging es nur darum, in dem Gewimmel von

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