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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Boot lag. Nordlander hatte einen Blick auf die Plastiktüte mit dem schwarzen Ordner geworfen, aber nichts gesagt. Und Wallander nahm sich vor zu warten, bis sie an Bord waren.
    Sie standen auf der Pontonbrücke und betrachteten das frisch lackierte, glänzende Boot.
    »Eine echte Petterson«, sagte Sten Nordlander. »Alles im Originalzustand. Solche Boote werden nicht mehr gebaut. Kunststoff bedeutet weniger Arbeit, wenn man das Boot im Frühjahr seeklar macht. Aber ein Kunststoffboot liebt man nie auf die gleiche Art und Weise. Eins wie dieses duftet wie ein Blumenstrauß. Jetzt zeige ich Ihnen Hårsfjärden.«
    Wallander war verblüfft. Als sie die Stadt verließen, hatteer vollkommen die Orientierung verloren, er hatte sogar gedacht, das Boot liege vielleicht an einem Binnensee oder am Mälaren. Aber jetzt sah er, dass sich die Bucht nach Utö öffnete, das Sten Nordlander ihm auf der Seekarte zeigte. Und nordwestlich davon lagen Mysingen und Hårsfjärden und das Allerheiligste der schwedischen Marine, der Flottenstützpunkt Muskö.
    Wallander bekam einen Overall, wie ihn auch Sten Nordlander trug, dazu eine dunkelblaue Schirmmütze.
    »Jetzt siehst du anständig aus«, sagte Nordlander, nachdem Wallander sich umgezogen hatte.
    Das Boot hatte einen Glühkopfmotor. Als er mit dem Schwungrad gestartet war, warf Wallander mit unbeholfenen Bewegungen die Leinen los. Er hoffte sehnlichst, dass der Wind draußen auf dem Wasser nicht zu stark war.
    Sten Nordlander beugte sich zur Frontscheibe vor, eine Hand ruhte leicht auf dem schön geformten hölzernen Steuerrad. »Zehn Knoten«, sagte er. »Genau die richtige Fahrt. Man hat Zeit, das Meer zu erleben, und prescht nicht nur vorwärts, als hätte man es eilig, den Horizont zu erreichen. Was wolltest du erzählen?«
    »Ich habe gestern Signe besucht«, sagte Wallander. »Im Heim. Sie liegt zusammengekauert in einem Bett wie ein Kind, obwohl sie vierzig Jahre alt ist.«
    Sten Nordlander hob mit einer heftigen Bewegung die Hand. »Ich will nichts hören. Wenn Håkan oder Louise hätten erzählen wollen, hätten sie es getan.«
    »Dann sage ich nichts mehr.«
    »Hast du mich angerufen, um über sie zu sprechen? Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich habe etwas gefunden. Ich möchte, dass du es dir ansiehst, später, wenn wir einmal still liegen.«
    Wallander beschrieb seinen Fund, erzählte jedoch nichts vom eigentlichen Inhalt. Er wollte, dass Sten Nordlander ihn selbst entdeckte.
    »Das hört sich sonderbar an«, sagte er, als Wallander geendet hatte.
    »Was erstaunt dich?«
    »Dass Håkan ein Tagebuch geführt hat. Er war kein Schriftmensch. Einmal waren wir zusammen in England. Er hat nicht mal Postkarten geschickt, er sagte, er wüsste nicht, was er schreiben sollte. Seine Logbücher waren auch nicht gerade eine umwerfende Lektüre.«
    »Hier stehen sogar Texte, die wie Gedichte aussehen.«
    »Das kann ich kaum glauben.«
    »Du wirst ja selbst sehen.«
    »Wovon handelt das Ganze?«
    »Meistens hat es mit dem Ort zu tun, zu dem wir auf dem Weg sind.«
    »Muskö?«
    »Hårsfjärden. Die U-Boote. Er scheint von den Vorfällen Anfang 1980 ganz und gar besessen gewesen zu sein.«
    Sten Nordlander streckte die Arme in Richtung Utö aus. »Dort wurde 1980 nach einem U-Boot gesucht«, sagte er.
    »Im September«, ergänzte Wallander. »Man glaubte, es sei eins von denen, die die Nato Whiskey nannte. Wahrscheinlich russisch, konnte aber auch polnisch sein.«
    Sten Nordlander blinzelte in seine Richtung. »Du hast dich schlaugemacht!«
    Er überließ Wallander das Steuerrad und packte Kaffeetassen und eine Thermoskanne aus. Wallander hielt Kurs auf eine Pricke, die Nordlander ihm gezeigt hatte. Ein Schiff der Küstenwache warf einen kräftigen Schwall auf, als es an ihnen vorbeifuhr. Sten Nordlander schaltete in den Leerlauf und ließ das Boot treiben, während sie Kaffee tranken und belegte Brote aßen.
    »Håkan war nicht der Einzige, der empört war«, sagte Sten Nordlander. »Viele von uns fragten sich, was da eigentlich vor sich ging. Es war eine ganze Reihe von Jahren nach Wennerström. Aber es gab viele Gerüchte.«
    »Worüber?«
    Sten Nordlander legte den Kopf schief, als wollte er Wallander auffordern, zu sagen, was er bereits wusste.
    »Spione?«
    »Es war ganz einfach unbegreiflich, dass die U-Boote, die es bewiesenermaßen unter Hårsfjärden gab, uns die ganze Zeit einen Schritt voraus zu sein schienen. Sie agierten, als wüssten sie, wie unsere Taktik aussah und

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