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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Lieblingsfach gewesen war, in Geographie. Ansonsten war er ein eher mittelmäßiger Schüler gewesen. Ein paar Fotos. Holm in einer Bar mit einem Bierglas in jeder Hand. Betrunken. Rote Augen. Ein anderes Foto: Holm nackt an einem Strand. Mit einem breiten Grinsen direkt in die Kamera starrend. Dann ein altes Schwarzweißfoto von einem Mann und einer Frau auf einer Straße. Wallander drehte das Bild um. »Båstad 1937«. Es waren möglicherweise Holms Eltern.
    Er suchte weiter unter den Papieren. Hielt bei einem alten Flugschein inne. Nahm ihn mit ans Fenster. Kopenhagen   – Marbella, hin und zurück. Am 12.   August 1989.   Rückreise am 17.   August. Fünf Tage in Spanien. Kein Charterticket. Ob Economy oder Business Class konnte er nicht erkennen. Er stopfte das Ticket in die Tasche. Suchte noch ein paar Minuten und schob dann die Schublade wieder zu. Im Schrank gab es nichts, was Wallanders Aufmerksamkeit |369| erregte. Nur eine unbeschreibliche Unordnung. Er setzte sich wieder auf das Bett. Fragte sich, wo die anderen Hausbewohner waren. Er ging in das Wohnzimmer zurück. Auf einem Tisch stand ein Telefon. Er rief das Polizeipräsidium an und sprach mit Ebba.
    »Wo bist du? Man sucht nach dir.«
    »Wer sucht mich?«
    »Du weißt, wie es ist. Sobald du mal nicht da bist, suchen dich alle.«
    »Ich komme«, sagte Wallander. Dann bat er sie, die Telefonnummer des Reisebüros herauszusuchen, in dem Anette Bengtsson arbeitete. Er merkte sich die Nummer, beendete das Gespräch mit Ebba und rief das Reisebüro an. Eine Kollegin meldete sich. Er bat, mit Anette sprechen zu dürfen. Ein paar Minuten vergingen. Dann meldete sie sich. Er sagte, wer er war.
    »Wie war die Reise nach Kairo?« fragte sie.
    »Gut. Die Pyramiden sind sehr hoch. Sehr eigenartig. Und es war heiß.«
    »Sie hätten länger dableiben sollen.«
    »Ein andermal.«
    Dann fragte er sie, ob sie ihm sagen könne, ob Anna oder Emilia Eberhardsson zwischen dem 12. und 17.   August in Spanien gewesen waren.
    »Das wird einen Moment dauern«, sagte sie.
    Sie legte den Hörer ab. Wallander sah wieder flüchtig eine Maus in einer Ecke. Ob es dieselbe war wie vorher, konnte er natürlich nicht erkennen. Der Winter kündigt sich an, dachte er. Die Mäuse kommen ins Haus.
    Anette Bengtsson kam wieder an den Apparat. »Anna Eberhardsson flog am 10.   August«, sagte sie. »Sie kam erst Anfang September wieder zurück.«
    »Danke für die Hilfe«, antwortete Wallander. »Ich würde gern eine Liste sämtlicher Reisen der beiden Schwestern im letzten Jahr haben.«
    »Warum?«
    »Für die polizeiliche Ermittlung«, antwortete er. »Ich komme morgen vorbei.«
    Sie versprach, ihm zu helfen. Er legte auf. Dachte, daß er sich |370| sicher in sie verliebt hätte, wenn er zehn Jahre jünger wäre. Jetzt wäre es sinnlos. Sie würde einen Vorstoß seinerseits nur abgeschmackt finden. Er verließ das Haus und dachte abwechselnd an Holm und an Emma Lundin. Dann kehrten seine Gedanken zu Anette Bengtsson zurück. Er konnte sich im Grunde nicht ganz sicher sein, ob sie es ihm übelnähme. Aber sie hatte sicher schon einen Freund. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, einen Ring an ihrer linken Hand gesehen zu haben.
    Der Hund bellte wie besessen. Wallander trat an den Zwinger, und er verstummte. Sobald Wallander sich umdrehte und wegging, bellte der Hund wieder. Ich kann froh und dankbar sein, daß Linda nicht in einem Haus wie diesem wohnt, dachte er. Wie viele Menschen in Schweden, von den normalen, ahnungslosen Bürgern, kennen solch ein Milieu? Wo Menschen in einem ewigen Dämmerzustand und in Elend und Verwahrlosung leben. Er setzte sich ins Auto und fuhr davon. Aber zuerst hatte er den Briefkasten geöffnet. Darin lag ein Brief an Holm. Er öffnete ihn. Es war eine Mahnung von einer Autovermietung. Wallander steckte den Brief ein.
    Es war schon vier Uhr, als er ins Polizeipräsidium zurückkam. Auf seinem Tisch lag ein Zettel von Martinsson. Wallander ging zu ihm. Martinsson saß am Telefon. Als Wallander in der Tür stand, bat er darum, zurückrufen zu dürfen. Wallander nahm an, daß er mit seiner Frau gesprochen hatte. Martinsson legte den Hörer auf.
    »Die spanische Polizei durchsucht gerade das Haus in Marbella«, sagte er. »Ich habe mit einem Polizisten namens Fernando Lopez gesprochen. Er sprach ausgezeichnet Englisch und schien ein sehr hohes Tier zu sein.«
    Wallander erzählte von seinem Ausflug und von dem Gespräch mit Anette Bengtsson. Er zeigte

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