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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dem er ihn in Malmö abholen konnte.
    Er fand eine Mitteilung, daß Sten Widén angerufen hatte. Und seine Schwester. Die Zettel hob er auf. Außerdem hatte sich sein Kollege Göran Boman aus Kristianstad gemeldet, mit dem er sich ab und zu traf, nachdem sie auf einem der regelmäßigen Seminare der Reichspolizeibehörde Bekanntschaft geschlossen hatten. Auch den Zettel legte er zur Seite. Den Rest wischte er in den Papierkorb.
    Die Sitzung begann damit, daß Wallander kurz von seinem Abenteuer in Kairo und von dem hilfsbereiten Polizisten namens Radwan berichtete. Dann brach eine Diskussion darüber aus, wann in Schweden eigentlich die Todesstrafe abgeschafft worden war. Es gab verschiedene Auffassungen. Svedberg meinte, daß noch in den dreißiger Jahren Leute erschossen worden seien, was Martinsson ausdrücklich bestritt, der behauptete, es habe in Schweden keine Hinrichtungen mehr gegeben, seit irgendwann in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts eine Anna Mänsdotter im Gefängnis von Kristianstad geköpft worden war. Am Ende rief Hansson einen Kriminalreporter in Stockholm an, mit dem ihn das Interesse für Trabrennen verband.
    »1910«, sagte er danach. »Da wurde in Schweden zum ersten und zum letzten Mal die Guillotine benutzt. Bei einem Mann namens Ander.«
    |363| »Ist der nicht in einem Ballon zum Nordpol geflogen?« wandte Martinsson ein.
    »Der hieß Andrée«, sagte Wallander. »Und jetzt mal zur Sache.« Rydberg hatte die ganze Zeit stumm dagesessen. Wallander kam es vor, als sei er irgendwie abwesend.
    Sie sprachen über Holm. Seine Leiche war auf dem Gebiet des Polizeidistrikts Sjöbo gefunden worden, aber nur ein paar hundert Meter entfernt von dem Feldweg, an dem der Polizeidistrikt Ystad anfing.
    »Die Kollegen in Sjöbo schenken ihn uns gern«, sagte Martinsson. »Wir tragen die Leiche symbolisch über den Feldweg, und sie gehört uns. Besonders weil wir schon mit Holm zu tun hatten.«
    Wallander bat um einen Zeitplan. Martinsson konnte Auskunft geben. Holm war also ein paar Tage nach dem Flugzeugabsturz verschwunden. Während Wallander in Kairo war, hatte ein Mann die Leiche bei einem Waldspaziergang gefunden. Sie hatte am Ende eines Waldweges gelegen. Es gab Wagenspuren. Aber Holm hatte seine Brieftasche noch, ein Raubmord dürfte es also kaum gewesen sein. Beobachtungen, die von Interesse sein konnten, waren nicht eingegangen. Die Umgebung des Fundorts war unbewohnt.
    Martinsson war gerade fertig, als die Tür zum Sitzungszimmer geöffnet wurde. Ein Polizist steckte den Kopf herein und sagte, es sei eine Meldung von Interpol gekommen. Martinsson ging, um sie zu holen. Unterdessen berichtete Svedberg, welch erstaunliche Energie Björk darauf verwandt hatte, die Eingangstür reparieren zu lassen.
    Martinsson kam zurück. »Einer der Piloten ist identifiziert«, sagte er. »Pedro Espinosa, dreiunddreißig Jahre. Geboren in Madrid. Hat wegen Betrugs in Spanien im Gefängnis gesessen und in Frankreich wegen Schmuggels.«
    »Schmuggel«, sagte Wallander. »Das paßt genau.«
    »Hier ist noch etwas Interessantes«, sagte Martinsson. »Seine letzte bekannte Adresse war in Marbella. Wo die Schwestern Eberhardsson ihre große Villa hatten.«
    Es wurde still im Raum. Wallander war sich darüber im klaren, daß es sich immer noch um Zufälle handeln konnte. Ein Haus in |364| Marbella und ein abgestürzter Pilot, der zufällig am selben Ort wohnte. Aber insgeheim wußte er, daß sie dabei waren, eine verblüffende Verbindung aufzudecken. Was das bedeutete, wußte er nicht. Aber jetzt konnten sie immerhin anfangen, eine bestimmte Richtung zu verfolgen.
    »Der andere Pilot ist noch nicht identifiziert«, fuhr Martinsson fort. »Aber sie arbeiten dran.«
    Wallander sah sich im Raum um. »Wir brauchen mehr Hilfe von der spanischen Polizei«, sagte er. »Wenn sie genauso hilfsbereit sind wie Radwan in Kairo, dann sollten sie ganz flott das Haus der Schwestern Eberhardsson durchsuchen. Und zwar nach einem Safe. Und nach Rauschgift. Rausfinden, mit wem die Schwestern dort verkehrt haben. Das müssen wir wissen. Und ziemlich bald.«
    »Sollte nicht vielleicht jemand von uns hinfahren?« fragte Hansson.
    »Noch nicht«, sagte Wallander. »Sonnen kannst du dich im Sommer.«
    Sie gingen noch einmal das ganze Material durch und verteilten die anstehenden Aufgaben. In erster Linie würden sie sich jetzt auf Yngve Leonard Holm konzentrieren. Wallander spürte, daß das Arbeitstempo in der Ermittlungsgruppe

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