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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gestiegen war.
    Um Viertel vor zehn brachen sie auf. Hansson erinnerte Wallander an die traditionelle Weihnachtsfeier der Polizei, die am 21.   Dezember im Hotel Continental stattfinden sollte. Wallander suchte vergeblich nach einer guten Entschuldigung, um nicht hingehen zu müssen.
    Als er seine Telefonate erledigt hatte, legte er den Hörer neben das Telefon und schloß die Tür. Er begann, das verfügbare Material zu dem abgestürzten Flugzeug, zu Yngve Leonard Holm und den beiden Schwestern Eberhardsson noch einmal Schritt für Schritt durchzugehen. Er zeichnete ein Dreieck auf seinen Kladdenblock, wobei jedes der drei Ereignisse eine Spitze darstellte. Fünf Tote, dachte er. Zwei Piloten, von denen der eine aus Spanien kam. In einem Flugzeug, das buchstäblich ein fliegender Holländer war, da es offiziell nach einem Absturz in Laos verschrottet worden war. Ein Flugzeug, das nachts heimlich über die schwedische Grenze flog, südlich von Sjöbo sofort wieder wendete und bei Mossby |365| Strand abstürzte. Auf dem Boden waren Lichter zu sehen gewesen, was auf einen Abwurf irgendwo hindeuten kann.
    Das ist die erste Spitze.
    Die zweite Spitze sind die beiden Schwestern, die in Ystad ein Handarbeitsgeschäft betrieben. Sie werden durch Genickschüsse hingerichtet, und ihr Haus wird abgebrannt. Es stellt sich heraus, daß sie vermögend sind, im Fundament ihres Hauses einen Safe installiert haben und ein Haus in Spanien besitzen. Die zweite Spitze besteht also aus zwei Schwestern, die ein Doppelleben führten.
    Wallander zog einen Querstrich zwischen Pedro Espinosa und den Schwestern Eberhardsson. Dort gab es eine Verbindung. Marbella.
    Die dritte Spitze war Yngve Leonard Holm, der auf einem Waldweg bei Sjöbo hingerichtet wurde. Über ihn wußten sie, daß er ein notorischer Rauschgifthändler war, mit einer ungewöhnlich gut entwickelten Fähigkeit, seine eigenen Spuren zu verwischen.
    Aber jemand hatte ihn bei Sjöbo eingeholt, dachte Wallander.
    Er stand auf und betrachtete sein Dreieck. Was erzählte es? Er setzte einen Punkt in die Mitte. Ein Zentrum, dachte er. Hembergs und Rydbergs ständige Frage: Wo gibt es ein Zentrum, einen Mittelpunkt? Er fuhr fort, seine Zeichnung zu betrachten. Dann erkannte er plötzlich, daß sein Bild an eine Pyramide erinnerte. Die Basis war ein Quadrat. Aber aus der Ferne konnte die Pyramide wie ein Dreieck aussehen.
    Er setzte sich wieder an den Tisch.
Alles, was ich vor mir habe, erzählt im Grunde von einer einzigen Sache. Es ist etwas geschehen, wodurch ein Muster zerstört worden ist. Höchstwahrscheinlich ist das abgestürzte Flugzeug der Ausgangspunkt. Es kam zu einer Kettenreaktion, die zu drei Morden führte, drei Hinrichtungen.
    Er fing noch einmal von vorn an. Der Gedanke an die Pyramide wollte ihn nicht loslassen. Konnte es sich um einen eigenartigen Machtkampf handeln? In dem die Schwestern Eberhardsson, Yngve Leonard Holm und das Flugzeug die Spitzen in einem Dreieck waren? In dem es aber einen nach wie vor unbekannten Mittelpunkt gab?
    Langsam und systematisch arbeitete er sich durch alle Fakten, |366| die er zur Verfügung hatte. Ab und zu schrieb er eine Frage auf. Ohne daß er es merkte, war es plötzlich zwölf Uhr geworden. Er ließ den Stift fallen, nahm seine Jacke und ging hinunter zur Bank. Draußen waren ein paar Grad über Null. Nieselregen. Er füllte seine Kreditverträge neu aus und hob weitere 20 ooo Kronen ab. Im Moment wollte er nicht an all das Geld denken, das in Ägypten verschwunden war. Das Bußgeld war eine Sache. Was ihn ärgerte, ja, was ihm regelrecht weh tat, war der Preis für das Flugticket. Er hatte auch wenig Hoffnung, daß seine Schwester sich an den Ausgaben beteiligen würde.
    Exakt um ein Uhr kam der Autohändler mit dem neuen Peugeot. Der alte weigerte sich anzuspringen. Wallander wartete nicht auf den Abschleppwagen. Statt dessen fuhr er eine Runde mit dem neuen dunkelblauen Wagen. Er war abgenutzt und verraucht. Aber er lief gut. Das war das wichtigste. Wallander fuhr in Richtung Hedeskoga und wollte gerade wenden, als er es sich plötzlich anders überlegte. Er befand sich auf der Strecke nach Sjöbo. Martinsson hatte ihm genau erklärt, wo Holms Leiche gefunden worden war. Er wollte die Stelle mit eigenen Augen sehen. Und vielleicht sogar das Haus besuchen, in dem Holm gewohnt hatte.
    Die Stelle, an der Holm gefunden worden war, war immer noch abgesperrt. Aber es waren keine Polizisten da. Wallander stieg aus dem Wagen. Um

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