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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Martinsson das Ticket.
    »Der Saukerl mußte kein Charterticket nehmen«, sagte Martinsson.
    »Bestimmt nicht«, antwortete Wallander. »Aber jetzt haben wir noch eine Verbindung. Keiner soll sagen, das hier sei ein Zufall.«
    Das sagte er auch bei der Sitzung der Ermittlungsgruppe um fünf Uhr. Sie war sehr kurz. Per Åkeson saß dabei, ohne ein Wort |371| zu sagen. Er hat schon aufgehört, dachte Wallander. Er ist hier, aber im Geiste ist er schon nicht mehr im Dienst.
    Als es nichts mehr zu sagen gab, beendeten sie die Sitzung. Jeder fuhr mit seiner Arbeit fort. Wallander rief Linda an und teilte ihr mit, daß er jetzt ein funktionierendes Auto habe, so daß er ihren Großvater in Malmö abholen könne. Um kurz vor sieben ging er nach Hause. Emma Lundin rief an. Diesmal sagte Wallander ja. Sie blieb wie gewöhnlich bis kurz nach Mitternacht. Wallander dachte an Anette Bengtsson.
    Am nächsten Tag ging er ins Reisebüro und bekam die Angaben, um die er gebeten hatte. Es waren viele Kunden da, die über Weihnachten Last-Minute-Reisen buchen wollten. Wallander hatte Lust, ein wenig zu bleiben und mit Anette Bengtsson zu reden. Aber sie hatte keine Zeit. Er blieb vor dem niedergebrannten Handarbeitsladen stehen. Plötzlich fiel ihm ein, daß es nicht einmal mehr eine Woche war bis Weihnachten. Das erste Weihnachten als Geschiedener.
    An dem Tag geschah nichts, was die Ermittlungen voranbrachte. Wallander grübelte über seine Pyramide nach. Das einzige, was er hinzufügte, war eine dicke Linie zwischen Anna Eberhardsson und Yngve Leonard Holm.
    Am nächsten Tag, dem 21.   Dezember, fuhr Wallander nach Malmö und holte seinen Vater ab. Er war sehr erleichtert, als er ihn aus dem Flugbootterminal herauskommen sah. Er brachte ihn in sein Haus nach Löderup. Der Vater redete ununterbrochen von seiner gelungenen Reise. Daß er im Gefängnis gesessen hatte und Wallander auch in Kairo gewesen war, schien er vergessen zu haben.
    Am Abend ging Wallander zum Weihnachtsessen der Polizei. Er vermied es, am selben Tisch wie Björk zu sitzen. Aber die Rede, die dieser hielt, war ungewöhnlich gelungen. Er hatte sich die Mühe gemacht, in der Geschichte der Ystader Polizei zu forschen. Seine Erläuterungen waren sowohl witzig als auch gut vorgetragen. Wallander mußte mehrmals lachen. Zweifellos konnte Björk gut Vorträge halten.
    Als Wallander nach Hause kam, war er betrunken. Bevor er einschlief, dachte er an Anette Bengtsson. Und beschloß im nächsten Augenblick, nicht mehr an sie zu denken.
    |372| Am 22.   Dezember gingen sie nochmals den Stand der Ermittlungen durch. Es war nichts Neues passiert. Die spanische Polizei hatte im Haus der Schwestern nichts Auffälliges gefunden. Keine geheimen Safes, nichts. Noch immer warteten sie darauf, daß der zweite Pilot identifiziert würde.
    Am Nachmittag ging Wallander los und kaufte sich selbst ein Weihnachtsgeschenk. Ein Radio für sein Auto. Es gelang ihm auch, es selbst einzubauen.
    Am 23.   Dezember faßten sie die Ermittlungsergebnisse zusammen. Nyberg konnte berichten, daß Holm mit derselben Waffe erschossen worden war wie die beiden Schwestern Eberhardsson. Aber noch immer gab es keine Spur von der Waffe. Wallander zog neue Linien auf seiner Zeichnung. Die Verbindungen verdichteten sich, doch welche Spitze die wichtigste war, blieb ihm weiter verborgen.
    Während der Weihnachtstage sollte die Arbeit nicht ruhen. Aber Wallander wußte, daß sie höchstens mit halber Kraft laufen würde. Nicht zuletzt, weil es schwer war, Leute zu erreichen oder bestimmte Auskünfte zu bekommen.
    Am Nachmittag des 24.   Dezember regnete es. Wallander holte Linda vom Bahnhof ab. Gemeinsam fuhren sie nach Löderup. Sie hatte ihrem Großvater ein Halstuch mitgebracht. Wallander schenkte ihm eine Flasche Cognac. Linda und Wallander bereiteten das Weihnachtsessen zu, während der Vater am Küchentisch saß und von den Pyramiden erzählte. Der Abend verlief ungewöhnlich harmonisch, besonders weil Linda sich so gut mit ihrem Großvater verstand. Wallander fühlte sich manchmal ausgeschlossen. Aber das machte ihm nichts aus. Hin und wieder dachte er zerstreut an die beiden Schwestern, an Holm und an das Flugzeug, das auf den Acker gestürzt war.
    Nachdem Wallander und Linda nach Ystad zurückgefahren waren, saßen sie noch lange zusammen und redeten miteinander. Am nächsten Morgen schlief Wallander aus. Er schlief immer gut, wenn Linda in der Wohnung war. Der erste Weihnachtstag war kalt und klar.

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