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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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anderen Menschen treffen sehen.
    Wallander entdeckte plötzlich, daß er nicht mehr allein am Strand war. Ein älterer Mann kam ihm entgegen. Ein schwarzer Labrador lief gehorsam an seiner Seite. Wallander blieb stehen und sah den Hund an. In der letzten Zeit hatte er mehrfach daran gedacht, ob er Mona nicht vorschlagen sollte, daß sie sich einen Hund anschafften. Aber er hatte davon abgesehen, weil er zu so unregelmäßigen Zeiten arbeitete. Ein Hund würde mit größter Wahrscheinlichkeit mehr schlechtes Gewissen bedeuten als Gesellschaft.
    Der Mann lüpfte sein Käppi, als er Wallander erreichte.
    »Ob es wohl noch Frühling wird?« fragte er. Wallander fiel auf, daß er kein Schonisch sprach.
    »Er kommt sicher auch dieses Jahr«, gab Wallander zurück.
    Der Mann nickte und wollte weitergehen, als Wallander ihn zurückhielt.
    »Ich nehme an, Sie gehen hier jeden Tag?« sagte Wallander.
    Der Mann zeigte auf eins der Häuser.
    »Ich wohne hier, seit ich pensioniert bin«, antwortete er.
    »Ich heiße Wallander und bin Kriminalbeamter in Ystad. Sie haben nicht zufällig einen Mann um die Fünfzig gesehen, der hier in den letzten Tagen allein am Strand spazierengegangen ist?«
    Die Augen des Mannes waren blau und klar. Unter dem Käppi ragte das weiße Haar hervor.
    »Nein«, sagte er und lächelte. »Wer hätte das sein sollen? Hier geht niemand außer mir. Aber im Mai, wenn es wärmer wird, dann sieht es anders aus.«
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte Wallander.
    |169| »Ich gehe dreimal täglich mit dem Hund«, erwiderte der Mann. »Und ich habe hier keinen Mann allein entlanglaufen sehen. Bis jetzt. Bis Sie kamen.«
    Wallander nickte.
    »Dann will ich Sie nicht weiter stören«, sagte er.
    Wallander ging weiter. Als er stehenblieb und zurückschaute, war der Mann mit dem Hund verschwunden.
    Woher der Gedanke oder, genauer gesagt, das Gefühl kam, konnte er sich später nie klarmachen. Und doch war er von dem Augenblick an ganz sicher. Etwas war im Gesicht des alten Mannes aufgeblitzt, eine schwache, fast nicht wahrnehmbare Änderung in seinem Blick, als Wallander gefragt hatte, ob er einen Mann allein am Strand gesehen habe.
    Er weiß etwas, dachte Wallander. Fragt sich nur, was.
    Wallander blickte sich noch einmal um.
    Der Strand war jetzt leer.
    Er stand einige Minuten da, ohne sich zu bewegen.
    Dann kehrte er zu seinem Wagen zurück und fuhr nach Hause.
     
    Mittwoch, der 29.   April, wurde in diesem Jahr der erste Frühlingstag in Schonen. Wallander wachte wie üblich früh auf. Er war verschwitzt und wußte, daß er einen Alptraum gehabt hatte, ohne sich erinnern zu können, wovon er gehandelt hatte. Vielleicht hatten ihn wieder einmal die Stiere verfolgt? Oder Mona hatte ihn verlassen? Er duschte, trank Kaffee und blätterte zerstreut
Ystads Allehanda
durch.
    Schon um halb sieben saß er in seinem Zimmer im Polizeipräsidium. Die Sonne schien von einem klarblauen Himmel. Wallander hoffte, daß Martinsson wieder gesund wäre, damit er Hansson die Computerarbeit mit den Registern abnehmen konnte. Er pflegte schnellere und bessere Resultate zu erreichen. Wenn Martinsson gesund war, könnte er Hansson mit hinaus nach Svarte nehmen, um Klinken zu putzen. Aber das wichtigste war im Moment vielleicht, ein so klares Bild von Alexandersson zu bekommen wie möglich. Martinsson war entschieden gründlicher, wenn es darum ging, Menschen zu befragen, die Auskünfte geben konnten. Wallander beschloß auch, daß sie ernsthaft untersuchen müßten, was |170| eigentlich geschehen war, als Alexanderssons Sohn erschlagen wurde.
    Sobald es sieben geworden war, versuchte Wallander Jörne zu erreichen, der die Obduktion von Göran Alexandersson durchgeführt hatte, aber vergebens. Er merkte, daß er ungeduldig war. Der Fall des toten Mannes auf der Rückbank von Stenbergs Taxi machte ihm Sorgen.
    Um zwei Minuten vor acht trafen sie sich im Konferenzraum. Rydberg konnte ihm mitteilen, daß Martinsson immer noch Halsschmerzen und Fieber hatte. Wallander fand es typisch, daß es ausgerechnet Martinsson mit seiner Bazillenphobie so erwischt hatte.
    »Dann müssen du und ich heute in Svarte die Häuser abklappern«, sagte er. »Und du, Hansson, gräbst hier zu Hause weiter. Ich würde gern mehr über Alexanderssons Sohn Bengt und seinen Tod wissen. Bitte Rendal um Hilfe.«
    »Wissen wir mehr über dieses Gift?« fragte Rydberg.
    »Ich habe es heute morgen schon versucht, aber ich erreiche niemanden«, antwortete Wallander.
    Ihre

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