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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Sitzung wurde sehr kurz. Wallander bat um eine Vergrößerung des Paßfotos von Alexanderssons Führerschein und Kopien davon. Dann ging er zu Björk, ihrem Polizeipräsidenten. Er fand, daß Björk im großen und ganzen ein guter Chef war, der jeden machen ließ und keinem hineinredete. Doch manchmal raffte Björk sich auf und wollte sich einen raschen Überblick über die Lage an der Ermittlungsfront verschaffen.
    »Wie geht es mit dieser Bande, die Autos exportiert?« fragte Björk und ließ die Handflächen auf die Tischplatte fallen zum Zeichen dafür, daß er eine kurze und präzise Antwort wünsche.
    »Schlecht«, antwortete Wallander wahrheitsgemäß.
    »Sind irgendwelche Festnahmen aktuell?«
    »Überhaupt keine«, antwortete Wallander. »Wenn ich mit dem, was ich habe, zu einem Staatsanwalt ginge und einen Haftbefehl beantragte, würde er mich rauswerfen.«
    »Wir dürfen nur nicht aufgeben«, sagte Björk.
    »Wo denkst du hin«, antwortete Wallander. »Ich mache weiter. Wenn wir nur erst diese Geschichte mit dem Mann, der in einem Taxi gestorben ist, aufgeklärt haben.«
    |171| »Hansson hat mich informiert«, sagte Björk. »Das klingt alles sehr sonderbar.«
    »Es
ist
sonderbar«, sagte Wallander.
    »Kann der Mann wirklich ermordet worden sein?«
    »Die Ärzte behaupten es«, sagte Wallander. »Wir werden heute in Svarte Klinken putzen gehen. Irgend jemand muß ihn gesehen haben.«
    »Halte mich auf dem laufenden«, sagte Björk und stand auf zum Zeichen dafür, daß das Gespräch beendet war.
    Sie fuhren in Wallanders Wagen nach Svarte.
    »Schonen ist wirklich schön«, sagte Rydberg plötzlich.
    »Auf jeden Fall an einem Tag wie heute«, gab Wallander zurück. »Aber im Herbst kann es hier verdammt ekelhaft sein. Wenn der Schlamm über die Türschwellen schwappt.«
    »Wer will denn jetzt an den Herbst denken?« sagte Rydberg. »Warum soll man einen Vorschuß auf die Unwetter nehmen? Sie kommen schon früh genug.«
    Wallander antwortete nicht. Er konzentrierte sich darauf, einen Traktor zu überholen.
    »Wir fangen mit den Häusern am Strand am westlichen Ortsrand an«, sagte er. »Wir nehmen jeder eine Seite und treffen uns nachher in der Mitte. Versuche auch herauszubekommen, wer in den Häusern wohnt, die jetzt leerstehen.«
    »Was hoffst du eigentlich zu finden?« fragte Rydberg.
    »Die Lösung«, antwortete Wallander ganz einfach. »Jemand muß ihn da draußen am Strand gesehen haben. Jemand muß gesehen haben, daß er dort einen anderen Menschen getroffen hat.«
    Wallander parkte. Er ließ Rydberg mit dem Haus anfangen, in dem Agnes Ehn wohnte. Rydberg machte sich auf den Weg, während Wallander von seinem Autotelefon aus Jörne zu erreichen suchte. Aber auch diesmal bekam er keine Antwort. Er fuhr ein Stück nach Westen, stellte den Wagen ab und ging dann in östlicher Richtung. Das erste Haus war ein altes und gutgepflegtes schonisches Landhaus. Er ging durch die Pforte und klingelte an der Tür. Als niemand aufmachte, klingelte er noch einmal.
    Er wollte gerade gehen, als die Tür von einer Frau um die Dreißig in einem fleckigen Overall geöffnet wurde.
    |172| »Ich mag es nicht, wenn man mich stört«, sagte sie und blickte Wallander irritiert an.
    »Es ist aber manchmal notwendig«, entgegnete Wallander und zeigte ihr seinen Polizeiausweis.
    »Und was wollen Sie?«
    »Meine Frage ist vielleicht ein bißchen seltsam«, begann Wallander. »Aber ich möchte gern wissen, ob Sie in den letzten Tagen einen Mann um die Fünfzig in einem hellblauen Mantel am Strand gesehen haben.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und betrachtete Wallander amüsiert.
    »Ich male bei vorgezogenen Gardinen«, sagte sie. »Ich habe nichts gesehen.«
    »Sie sind Malerin«, sagte Wallander. »Ich dachte, Sie wollen Licht?«
    »Ich nicht. Aber das ist ja wohl kaum strafbar?«
    »Und Sie haben nichts gesehen?«
    »Nein, nichts, wie schon gesagt.«
    »Gibt es sonst jemand in diesem Haus, der etwas gesehen haben kann?«
    »Ich habe eine Katze, die immer auf einer Fensterbank hinter den Gardinen liegt. Sie können ja mit der sprechen.«
    Wallander merkte, daß er wütend wurde.
    »Manchmal ist es nicht zu vermeiden, daß die Polizei Fragen stellen muß«, sagte er. »Glauben Sie nicht, daß ich das hier zu meinem Vergnügen mache. Und jetzt werde ich nicht weiter stören.«
    Die Frau machte die Tür zu. Sie verschloß sie mit mehreren Schlössern. Er ging weiter zum nächsten Grundstück. Das eingeschossige Haus darauf war

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