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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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bewerkstelligenden Feldzug in Atolien völlig verpfuschte.
    Danach hatte er viel zuviel Angst, nach Hause zu kommen, weil er verbannt oder hingerichtet worden wäre. Deshalb hielt er sich in der Nähe von Naupaktos auf und wartete darauf, daß sich das Blatt für ihn zum Besseren wendete –
    und es wendete sich tatsächlich. Bevor er richtig begriff, wie ihm geschah, gelang es ihm, in Messenien einen denkwürdigen Sieg zu erringen und unbehelligt heimzukehren.
    Doch wußte Demosthenes einfach nicht, wann man lieber die Finger von etwas lassen sollte, und darum überredete er die Athener, ihm vierzig erstklassige Kriegsschiffe zu geben, die er ganz nach eigenem Belieben in und um die Peloponnes herum einzusetzen gedachte.
    Denn er hatte an der messenischen Küste einen Ort namens Pylos gesehen; einst die Heimat des sagenumwobenen Königs Nestor, mittlerweile jedoch ein gottverlassener Flecken, an dem nicht viel mehr dran war als eine gewisse natürliche Form, die außer Demosthenes niemand aufzufallen schien. Zwar forderten ihn die anderen 297
    Heerführer auf, sich nicht so unglaublich dumm zu verhalten und ihnen lieber bei dem ein oder anderen erholsamen Feldbrand Gesellschaft zu leisten, aber Demosthenes wollte sich unter keinen Umständen von seinem geheimnisvollen Vorhaben abbringen lassen. Da er der Auffassung der anderen Feldherrn allerdings nicht offen widersprechen konnte, ließ er sich in aller Stille in Pylos nieder und las Homer, und seine Kollegen sagten sich von ihm los und fuhren mit ihrem kriegerischen Handwerk ohne ihn fort. Entweder aus Langeweile oder weil ihnen Demosthenes’ Idee in Fleisch und Blut übergegangen war, machten sich seine Soldaten daran, Pylos mit sämtlichen Baumaterialien, die gerade zur Hand waren, zu einer Festung auszubauen.
    König Agis von Sparta – der sich gerade auf dem Nachhauseweg befand, nachdem er von ihm und seinen Heerscharen unter anderem die prächtigsten jungen Bohnen, die ich jemals gezogen hatte, verbrannt worden waren, hörte von den Vorgängen in Pylos und bekam fast einen Schlaganfall. Ihm war nämlich ebenfalls die natürliche Form von Pylos aufgefallen, und auch er hatte vorgehabt, demnächst dort etwas zu unternehmen.
    Vielleicht kamen ihm meine jungen Bohnen in die Quere; sicherlich erkannte er: Hatte sich erst einmal eine Truppe entschlossener Männer in Pylos verschanzt, brächte nichts auf der Welt sie wieder heraus. Er marschierte so schnell wie möglich, weil er hoffte, Demosthenes zu überraschen.
    Gleich bei Pylos liegt eine bewaldete und unbewohnte Insel namens Sphakteria, auf die Agis die Elite des spartanischen Heers verlegte, weil er sie als Stützpunkt für 298
    einen Angriff auf Demosthenes benutzen wollte, ohne eine Seeschlacht riskieren zu müssen. Wichtig an Sphakteria ist, daß es kein Wasser auf der Insel gibt. Allerdings schien das keine Rolle zu spielen, da die Spartaner nicht vorhatten, länger als etwa einen Tag zu bleiben.
    Genau in diesem Moment traf unerwartet eine von Demosthenes herbeibeorderte große athenische Flotte ein, und zwischen den Athenern und Agis’ Streitkräften fand ein blutiges Gefecht statt, sowohl zu Land als auch zur See.
    Trotz der gewaltigen Anstrengungen eines gewissen spartanischen Hauptmanns namens Brasidas gewannen die Athener, und die Spartaner zogen sich mit dem Gefühl, daß ihnen übel mitgespielt worden war, geschlagen zurück.
    Natürlich bis auf ihre besten Truppen, die nun ohne Schiffe und Wasser auf Sphakteria festsaßen.
    Obwohl sich die Lage momentan für ihn gut darstellte, wußte Demosthenes, daß er seine Stellung nicht lange halten konnte. Wenn er sich nicht schleunigst etwas ausdachte, hätten die Spartaner ihren tiefen Respekt vor ihm schon bald überwunden und wären zurückkommen, und sogar sein Glück hätte höchstwahrscheinlich nicht ewig gewährt. Es gab keine Möglichkeit zu erfahren, wie lange die Wasservorräte auf Sphakteria reichen würden, und auch wenn Demosthenes das Meer von peloponnesischen Kriegsschiffen gesäubert hatte, so war es ihm doch unmöglich, kleine Fischerboote davon abzuhalten, nachts auszulaufen und die Spartaner auf der Insel zu versorgen.
    Deshalb traf er ein Abkommen, was unter den gegeben Umständen das Beste war, was er tun konnte. Als Gegenleistung für die Erlaubnis, Nahrung und Wasser nach 299
    Sphakteria zu bringen, sollten die Spartaner alle Schiffe, die sie in dem Gebiet hatten, als Sicherheiten übergeben (die nur dann zurückzugeben waren,

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