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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Tagen den Auftrag ausgeführt habe und zurückgekehrt sei, in eine seiner eigenen Lohgruben tauchen und für Sandalen zurechtschneiden könne. Die Athener brüllten vor Lachen und jubelten so laut, daß man sie durch die ganze Stadt hören konnte; denn selbst wenn Kleon kaum darauf hoffen 302
    durfte, sein Wort halten zu können, hatte es doch großen Spaß gemacht, ihm zuzuhören. Und noch mehr Spaß war nach seiner Rückkehr, wenn er seine Entschuldigungen vorbringen würde, und bei dem anschließenden Prozeß zu erwarten.
    Zwanzig Tage später kehrte er tatsächlich zurück; und bei ihm waren die Spartaner von der Insel, zu denen auch einhundertundzwanzig adlige Spartiaten gehörten, und zwar in Ketten. Danach herrschte ein ganz anderer Jubel, und obwohl Aristophanes’ nächstes Stück, das von vorn bis hinten mit den bösartigsten Attacken auf Kleon gespickt war, den ersten Preis gewann, war das praktisch nichts anderes als die athenische Art, ihm zu sagen, wie sehr man ihn liebe, so wie man schon vor ihm Perikles und Themistokles geliebt hatte.
    In Wirklichkeit war es keineswegs mehr Glück als Verstand, wie hinterher alle behaupteten. Weil Kleon kein Soldat war, dachte er nicht wie ein Soldat. Er erkannte, daß die schwere Fußtruppe, Kernstück jedes griechischen Heers, mit ihrer Unbeweglichkeit häufig nur eine Belastung ist, und da das Ziel des Einsatzes war, so viele spartanische Soldaten wie möglich lebend gefangenzunehmen, wollte er diesen Truppenteil nicht gegen sie einsetzen. Statt dessen setzte er seinen Verstand ein. Zuerst steckte er die Wälder in Brand, von denen Sphakteria überzogen war – Demosthenes war offenbar viel zu schlau gewesen, um an so etwas Einfaches zu denken –, und als die Spartaner wie aufgescheuchte Hasen aus dem Korn, wenn es geschnitten wird, herausgerannt kamen, bedrängte er sie mit den leichten Fußsoldaten und 303
    Bogenschützen, bis sie in einer Mischung aus Erschöpfung und Enttäuschung über die Unfähigkeit, ihre Peiniger in den Griff zu bekommen, die Schilde zu Boden warfen und sich wortlos ergaben. Das war ein vollkommen neues und barbarisches Vorgehen, aber es gelang – mit minimalen Verlusten für den Gegner und praktisch keinen für uns.
    Das war Kleon, vielleicht der typischste Athener unter den Führern der Stadt während meines Lebens. Es ist falsch, ihn sich auf derselben Stufe wie Themistokles oder gar Perikles vorzustellen, da diese Männer Athen stärker zurückließen, als sie die Stadt vorgefunden hatten. Doch in gewisser Hinsicht kann man sie vergleichen; denn jeder von ihnen brachte der Welt neue Tricks und Kniffe bei. Als Komödiendichter war es meine Pflicht, Kleon zu hassen, und ich tat mein Bestes. Aber ich bin ihm häufig begegnet und konnte nicht umhin, den Mann zu mögen.
    Unten in Piräus sah ich einmal eine Menschenmenge, die zusah, wie ein Falke eine Taube tötete. Die Ausländer wollten, daß die Taube entkam, weil sie schwächer und schöner war, aber die Athener feuerten den Falken an.
    Dann, als der Falke die Taube getötet und ihr den Kopf mit den Krallen abgerissen hatte, trat ein Mann mit einer Steinschleuder vor, und die Athener wetteten, ob es ihm gelingen werde, den Falken zu töten, da die Entfernung ziemlich groß war und der Falke zudem ein sehr widerstandsfähiger Vogel ist. Der Schleuderer hatte drei Obolen auf sich selbst gesetzt und bot schon deshalb sein ganzes Können auf. Einen Augenblick später lag der Falke auf dem Rücken, mausetot, im Schnabel noch einen großen Klumpen Taubenfleisch. Der Freudensturm, mit dem der 304
    Schuß gefeiert wurde, erinnerte mich an den Jubel, mit dem Kleon bei seiner Rückkehr aus Pylos begrüßt wurde und der ebenso bei der Verkündigung seines Todes bei Amphipolis aufbrannte, als er in der Schlacht gegen den unbesiegbaren spartanischen Heerführer Brasidas, etwa einen Monat nachdem mein Stück aufgeführt worden war, tapfer gefallen war. Er hatte versucht, seinen früheren überwältigenden Erfolg zu wiederholen, doch hatte er sich diesmal übernommen, und die Niederlage bei Amphipolis hob alles auf, was er in Pylos erreicht hatte.
    Ich glaube, Aristophanes verfiel über Kleons Tod in tiefe Trauer, so wie es Kratinos bei Perikles ergangen war. Doch anders als Kratinos fuhr er jahrelang damit fort, ihn in seinen Komödien anzugreifen. Ich erinnere mich, wie ich ein besonders langweiliges Stück von ihm über mich ergehen ließ, das von Dionysos handelt, der in den Hades hinabsteigt,

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