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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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den Händen hielt er eine Brechstange und einen Hammer zum Behauen von Felsgestein, und wie bei einem Steinmetz war auch sein Chiton über die Schultern geschlagen. In seiner Begleitung befanden sich vier Männer, die allesamt genauso gekleidet und ausgerüstet waren wie er. Der Kopf eines sechsten Manns, der gerade durch das Loch in der Wand hindurchlugte, wurde hastig zurückgezogen und ward nie wieder gesehen.
    Ich holte zu einem furchtbaren Schlag gegen den Mann aus, der mir am nächsten stand, verfehlte ihn jedoch knapp und zerlegte dabei eine Terrakottastatue der auf dem Stier reitenden Europa in ihre Bestandteile, die, wie mir Philonides später erzählte, seinem Großvater gehört hatte.
    Aber der kleine Zeus ging direkt auf Aristophanes los, packte ihn wie ein Ringer um die Taille und hob ihn so weit hoch, daß der Kopf des Gegners geräuschvoll gegen die Dachsparren knallte. Währenddessen schlugen Philonides und seine Männer mit Knüppeln auf die anderen ein, wobei sie hin und wieder auch jemanden trafen. Der eigentliche Kampf war enttäuschend schnell vorbei, und als ich meinen Knüppel vom Boden aufhob, war für mich niemand mehr übrig, den ich damit hätte prügeln können.
    Philonides und seine Männer hatten ihre vier Gefangenen zu Boden geworfen und fesselten sie nun mit Tüchern und Binsen, während der kleine Zeus unter Anwendung von grober Gewalt Aristophanes zu mir herumdrehte. Im Verlauf unserer langwierigen Wache hatte ich sogar eine kleine Rede vorbereitet, falls sich eine solche Gelegenheit tatsächlich ergeben sollte.
    326
    ›Aristophanes, Sohn des Philippos‹, wollte ich sagen,
    ›was du heute nacht hier getan hast, ist ein Verbrechen, und das nicht nur gegen die Gesetze Athens, sondern auch gegen unseren Schutzgott Dionysos selbst. Eins seiner Stücke zu sabotieren, ist für einen freien Mann und Bürger keine bessere Tat, als seinen Tempel anzuzünden oder seine Priester zu berauben. Doch Dionysos ist ein barmherziger Gott, und deshalb werde ich deine Bestrafung seinen Händen überlassen. Es steht dir frei zu gehen, Sohn des Philippos, allerdings nur unter den folgenden Bedingungen: Erstens behebst du alle Schäden, die du hier verursacht hast, und stellst eine Bronzestatue von Dionysos dem Freudenbringer in einen Schrein nach Philonides’
    Wahl. Zweitens hörst du endlich damit auf, den Gott weiterhin mit deinen miserabel geschriebenen Stücken zu quälen, und lebst fortan still auf deinen äginetischen Besitzungen, ohne bei irgend jemandem Ärgernis zu erregen. Was hast du zu sagen?‹
    Wahrscheinlich ist es ganz gut so, daß ich diese Ansprache nicht gehalten habe, sonst hätte von da an mein Name als Musterbeispiel für Aufgeblasenheit gegolten, wo immer sich zwei Athener begegneten. Nach Lage der Dinge war ich gerade bis ›Arist… ‹ gekommen, als sich Aristophanes aus dem Griff des kleinen Zeus befreite, auf das Loch in der Wand losstürmte und zu fliehen versuchte.
    Er rannte fast in mich hinein, und ich griff nach seinem Chiton, verlor aber den Halt in einer Lache Lampenöl, rutschte aus und fiel mit dem Hinterteil schmerzhaft auf ein Paar Sandalen.
    327
    »Es ist zum Heulen!« fluchte Philonides. »Du könntest dir nicht mal Fieber in den Sümpfen einfangen, Eupolis!
    Egal, dann laßt uns die anderen in Augenschein nehmen.«
    Er ergriff die Gefangenen der Reihe nach am Bart und musterte jeden einzelnen mit grimmiger Miene. »Jetzt hört mir gut zu« sagte er, »Spaß ist Spaß, aber Unsinn kann ich nicht ausstehen. Wenn ihr also das nächstemal mit mir arbeitet, seid ihr lieber sehr vorsichtig. In Ordnung, Aristobulos, binde sie los. Ich sagte, binde sie los, du Narr!
    Diese Halstücher kosten Geld.«
    »Aber sind das nicht Aristophanes’ Schauspieler?«
    protestierte ich. »Wir könnten sie einsperren und dann…«
    Philonides befahl mir, den Mund zu halten, und warf jeden einzelnen Gefangenen eigenhändig hinaus. »Ich nehme an, für mich hätten die dasselbe getan«, sagte er schließlich und hockte sich erschöpft auf die Kostümtruhe.
    »Aber Philonides…«
    »Jetzt hör mal zu!« unterbrach mich Philonides aufgebracht und griff mich am Arm. »Ich muß mit diesen Leuten auch noch in Zukunft arbeiten, klar? Und mit Aristophanes erst recht, um genau zu sein. Deshalb ist die Geschichte für mich damit erledigt, klar?«
    Ich nickte, und er ließ mich los. Dann zog ich mich in eine Ecke des Raums zurück, wo ich eine Weile ziemlich verdutzt verharrte. Doch Philonides

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