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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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nach alter Väter 68
    und Großväter Sitte von neuem gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Doch aus einem wundersamen Grund bestand das Bündnis weiter.
    Die einleuchtendste Theorie, die ich dazu gehört habe, besagt, daß sich die meisten griechischen Städte in einer annähernd gleichen Lage wie Athen befanden: Die Wirtschaft war durch den Krieg überall zusammen-gebrochen, und niemand wollte in seine Stadt zurückkehren und sich mit den dortigen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Statt dessen zog man es vor, seinen regelmäßigen Sold für den Kampf gegen die Perser zu beziehen, und wenn sich die Gegner allesamt nach Persien zurückgezogen hatten, dann mußte man ihnen eben folgen
    – und genau das tat man auch. Eine Zeitlang amüsierte man sich prächtig mit dem Brandschatzen von Städten und dem Raub kostbarster Schätze. Aber dann hielten es einige der Griechen – insbesondere diejenigen von den Inseln im Ägäischen Meer und von der kleinasiatischen Küste – für höchste Zeit, in die Heimat zurückzukehren und wieder Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, und zwar nach der Erkenntnis, daß sich das Angebot an Persern früher oder später erschöpfen werde, und man sich deshalb genausogut wieder an die Arbeit machen könne, bevor der Boden überhaupt nicht mehr in den Griff zu bekommen sei.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Themistokles großartiger Einfall, durch die Bemannung von Schiffen Arbeitsplätze zu schaffen, immer mehr Gestalt angenommen. Um den Fortbestand des Bündnisses zu gewährleisten, gaben die Athener nun vor, über den Rückzug ihrer Verbündeten furchtbar entrüstet zu sein, und sprachen auf den 69
    Bündnisversammlungen wortgewandt davon, die gefallenen Helden und die entweihten Tempel Athens rächen zu müssen. Als die Insulaner daraufhin äußerst verlegen wurden und nichts darauf zu antworten wußten, gaben sich die Athener ausgesprochen nachgiebig und zeigten sich zu Zugeständnissen bereit. Sie verstünden die Haltung der Inselbewohner sehr gut und würden aus besonderer Gefälligkeit im Interesse aller Griechen den großen Rachefeldzug allein weiterführen, bis die persische Bedrohung vom Angesicht der Erde vertilgt und der Zorn der Götter vollkommen besänftigt sei. Als Geste der Solidarität sollten die Inselbewohner lediglich jedes Jahr eine unbeträchtliche Geldsumme für die allgemein entstehenden Kosten entrichten. Sie, die Athener, würden die Schiffe und Männer bereitstellen, und die Beute werde am Ende einer jeden Kampfzeit gleichmäßig verteilt.
    Natürlich stimmten die Insulaner diesem Vorschlag ohne Vorbehalte zu, denn entweder würden die Athener die Perser oder die Perser die Athener von der Erde fegen – auf jeden Fall wäre eine Plage weniger auf der Welt. Deshalb schworen sie eine Unzahl Eide und verpflichteten sich zur jährlichen Leistung eines geringen Beitrags in die Bündniskasse. Gleich darauf wurde der Hut herumgereicht, und die Athener benutzten das Geld, um weitere Schiffe zu bauen und sie mit einheimischen Besatzungen zu bemannen, bis fast jeder erwachsene Athener, dem der Gedanke an harte Arbeit nicht behagte, angemessen versorgt war. Doch als die Inselbewohner allmählich merkten, daß die Athener schon eine ganze Zeit nicht mal mehr in der Nähe der Perser gewesen waren und der große 70
    Rachefeldzug anscheinend im Sande verlaufen war, stellten sie die Zahlung ihrer Beiträge ein und erklärten die Angelegenheit für erledigt.
    Als nächstes kreuzte nun die äußerst feindselig wirkende athenische Kriegsflotte vor den Mauern der Inselstädte auf und verlangte Aufklärung darüber, was aus der diesjährigen Geste der Solidarität geworden sei. Als ihnen die Insulaner zu erklären versuchten, daß der Krieg längst vorüber sei, fanden die Athener das über alle Maßen lustig und antworteten, das Gegenteil sei der Fall, denn der Krieg werde gleich erst richtig losgehen, falls die Inselbewohner nicht unverzüglich den Tribut (wie der geringe Beitrag jetzt genannt wurde) zuzüglich der mit der Belagerung der Insel verbundenen Kosten und eines erheblichen Loyalitäts-zuschlags entrichten würden. Nun ist eine vollständig von Wasser umgebene Insel einer überwältigenden Seemacht natürlich besonders schutzlos ausgesetzt, und die Insulaner sahen ein, daß ihnen nur die Wahl zwischen Bezahlen oder Sterben blieb.
    Also bezahlten sie, und die Athener bauten mit dem so eingetriebenen Geld weitere Kriegsschiffe und heuerten noch mehr Ruderer an.
    Auf diese Weise

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