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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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trotz allen Erfindungsreichtums der Menschheit ist keine Methode bekannt, eine Ferse wirksam zu bandagieren, weil sie eine so ungünstige Form und eben nichts hat, woran man eine Binde befestigen könnte. Wir blickten uns verstohlen nach allen Seiten um, ob uns auch niemand beobachtete, zogen einer in der Nähe liegenden männlichen Leiche die rechte Sandale aus und banden sie mit dem Streifen aus 152
    Kallikrates’ Umhang fest an meinen Fuß. Das war zwar besser als gar nichts, aber immer noch äußerst unbequem.
    »Damit ist der Fall ja wohl erledigt. Wir sollten jetzt lieber von hier verschwinden«, stellte Kallikrates fest, als würde er sich insgeheim darüber freuen, einen Vorwand zu haben, den Ort des Geschehens zu verlassen.
    »Wohin denn?« fragte ich wie ein Tor. »Wir wollen uns doch bestimmt nicht ganz bis nach Athen durchschlagen, oder?«
    »Also, nach Sparta werden wir sicherlich nicht gehen, und hier sollten wir lieber auch nicht bleiben«, zischte mich Kallikrates an. »Jetzt sieh dich mal um, ob du irgendwas findest, was du als Wanderstab nehmen kannst.«
    Ich entdeckte einen Speer – werde aber nicht sagen, wo
    –, dem Kallikrates mit seinem Schwert die Spitze abschlug.
    Mit diesem Hilfsmittel zum Aufstützen war ich zwar in der Lage, ziemlich gut voranzukommen, wenngleich auch nur humpelnd, wobei ich aber keineswegs behaupten will, daß ich mich über die Aussicht auf eine zehnstündige Wanderung über die Berge zurück in die Stadt gefreut hätte. Kallikrates sah mir meine Bedenken an und schlug mir sogar vor, mich auf dem Rücken zu tragen – das hätte er wirklich getan, wenn ich ihn gelassen hätte –, aber das war natürlich eine blödsinnige Idee. Was wir dringend brauchten, war ein Pferd oder ein Maultier.
    »Du bist ja nicht ganz bei Trost«, entgegnete Kallikrates, als ich ihm den Vorschlag mit dem Reittier machte. »Ich vergeude doch meine Zeit nicht damit, das ganze Dorf nach unseren Maultieren zu durchkämmen, und außerdem hat 153
    Philodemos die wahrscheinlich sowieso mit nach Athen genommen.«
    »Na und? Dann werden wir eben eins kaufen«, schlug ich vor.
    Kallikrates blickte erstaunt drein. »Du willst also mitten auf dem Schlachtfeld haltmachen und ein Maultier kaufen?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Ach, du meine Güte!« Kallikrates kratzte sich am Hinterkopf, und ich sah deutlich, daß ihm die Worte fehlten. »Hast du Geld dabei?« fragte er nach einer Weile.
    Ich schüttete den Inhalt meines Geldbeutels in die linke Handfläche und antwortete: »Ja, zweiunddreißig Drachmen.«
    »Für zweiunddreißig Drachmen bekommt man kein besonders gutes Maultier.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, etwas auf diese Bemerkung zu erwidern. Statt dessen zog ich mich an dem Speerschaft hoch und humpelte zu einer Stelle hinüber, wo ich eine alte Frau neben einem Karren sah. Der Karren selbst war nicht mehr zu gebrauchen – die Achse war gebrochen –, aber davor standen zwei Maultiere, die sich immer noch im Geschirr befanden. Ich betrachtete die beiden Tiere eine Zeitlang und fragte dann: »Wieviel wollen Sie für den kleinen Grauen haben?«
    »Wie bitte?« fragte die alte Frau.
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    »Ich möchte das graue Maultier kaufen«, antwortete ich.
    »Wieviel verlangen Sie dafür?«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Da muß ich erst mal meinen Mann fragen.«
    Dann schien sie sich jedoch an etwas zu erinnern und blickte auf den Karren, der von den Reitern umgekippt und dadurch zerstört worden war. Unter einem großen Tonkrug lag der offenbar zu Tode gequetschte Körper eines alten Mannes.
    »Hat wohl keinen Zweck mehr, ihn zu fragen, wie?«
    meinte die alte Frau, wobei sie sich stark zusammenreißen mußte. »Wieviel bieten Sie denn?«
    »Achtundzwanzig Drachmen«, erwiderte ich.
    »Dreißig.«
    »Abgemacht«, stimmte ich zu und schüttete ihr die acht Vier-Drachmen-Münzen in die Hand.
    »Moment mal!« rief sie plötzlich. »Sie haben mir zuviel gegeben. Das hier sind zweiunddreißig Drachmen!«
    Ich war inzwischen eifrig damit beschäftigt, das Maultier abzuschirren, und entgegnete: »Oh, tut mir leid, aber ich habe es nicht kleiner.«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Vielleicht habe ich Kleingeld zum Wechseln dabei.« Sie öffnete den Mund und holte zwei halbe Drachmenmünzen und einen Obolos heraus. »Das sind immer noch fünf Obolen zuwenig«, entschuldigte sie sich.
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    »Macht nichts, das reicht«, beruhigte ich sie. Dann zog ich das Geschirr vollends ab und versuchte, mich

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