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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Nacht mit den Serenadensängern hatte ich Phaidra und ihre Familie regelmäßig besucht, so daß meine Absichten inzwischen klar auf der Hand lagen. Die Familie schien die Vorstellung zu begrüßen, mich als Schwiegersohn zu haben, was ich auf mein Vermögen und, wie ich befürchte, auf meinen geistreichen Verstand und meine persönliche Ausstrahlung zurückführte. Sie schien sogar ausgesprochen glücklich darüber zu sein, ohne die sonst üblichen Phasen der Brautwerbung direkt zur Verlobung übergehen zu können.
    Doch Philodemos, der für mich die Verhandlungen führte, war anscheinend nicht willens, so schnelle Fortschritte zu machen, und bestand auf formelle Gespräche über die Mitgift, obwohl Phaidras Familie vollkommen damit einverstanden zu sein schien, das bezahlen zu dürfen, was wir forderten. Ich fand das Verhalten meines Onkels äußerst ärgerlich und stritt mich mit ihm darüber.
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    »Aber verstehst du das denn nicht, du kleiner Dummkopf?« fuhr er mich an. »Wenn die so erpicht darauf sind, dir das Mädchen aufzuhalsen, muß das irgendeinen Grund haben…«
    »Aufhalsen?« erwiderte ich wütend. »Was meinst du denn mit aufhalsen? Phaidra ist hübsch und gebildet, ihre Familie bietet fünfundzwanzig Morgen…«
    »Eben«, unterbrach mich mein Onkel. »Das Mädchen ist fast sechzehn und immer noch nicht versprochen. Welch Erklärung hast du dafür?«
    »Ganz einfach«, antwortete ich und versuchte verzweifelt, mir eine auszudenken. »Sie ist einem Mann versprochen gewesen, der auf einmal sein ganzes Vermögen verloren hat oder im Krieg gefallen ist.«
    »Glaubst du nicht, daß ihre Familie so etwas erwähnt hätte?« hakte mein Onkel unbeirrt nach.
    »Da das Thema nie zur Sprache gekommen ist, nein«, lautete meine glänzende Antwort.
    »Daß das Thema nie zur Sprache gekommen ist«, fuhr mein Onkel verzweifelt fort, »beweist nur, daß du ein noch größerer Narr bist, als ich gedacht habe.«
    Jetzt entschloß ich mich zum Angriff. »Also schön, was ist denn deiner Meinung nach der Grund? Wie ich schon gesagt habe, ist sie hübsch und gebildet, die Mitgift ist phantastisch, und ich bin mir absolut sicher, daß sie keine Mißbildungen oder Krankheiten hat. Da bleibt nicht mehr viel übrig, findest du nicht?«
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    Philodemos schüttelte den Kopf. »Das weiß weder ich noch sonst jemand«, erwiderte er. »Aber alle Leute, die ich kenne, gehören zur Klasse der Fußsoldaten, die verkehren nicht in Reiterkreisen. Und Kallikrates sagt, er glaube, daß seine Freunde vom Heer zwar etwas wüßten, aber nichts verraten wollen.«
    »Also hast du dich nach ihr erkundigt?« fragte ich wütend.
    »Natürlich habe ich das getan«, bestätigte Philodemos.
    »Es ist meine Pflicht, Erkundigungen einzuholen, oder warum werden deiner Meinung nach Heiraten sonst auf diese Weise geregelt? Das macht man so, damit Dummköpfe wie du, die zudem Tomaten auf den Augen haben, nicht als Bräutigam von Mädchen enden, die womöglich nur ein Bein oder thrakische Großmütter haben.«
    Jetzt entschied ich mich, mich einsichtig zu geben. »Hör mal«, begann ich ruhig, »ich weiß, du tust nur das, was du für mich am besten hältst, und das weiß ich durchaus zu schätzen, wirklich. Aber mit Phaidra ist alles in Ordnung, das kann ich beschwören.«
    »Warum fragst du dann nicht einige deiner neuen Freunde aus der Reiterklasse, von denen wir hier im Haus immer soviel hören, und erkundigst dich bei ihnen, ob sie etwas wissen?« fragte Philodemos.
    Das brachte mich fast zu Weißglut. »Ach! Also darum geht es dir also, ja?« schrie ich ihn an. »Du meinst, ich sollte lieber ein Mädchen aus der Klasse der Fußsoldaten mit Schwielen an den Händen und ein paar Ziegen auf dem 194
    Parnesgebirge heiraten, richtig? Wahrscheinlich hast du sogar schon eine im Auge, bei der für dich eine nette kleine Provision von ihrem dankbaren Vater abfällt, was?«
    Einen Augenblick lang dachte ich, Philodemos wolle mich schlagen, und ich wich zurück. Er bekam ein feuerrotes Gesicht und ergriff seinen Wanderstab; mit sichtlicher Mühe beruhigte er sich dann wieder und wurde eiskalt.
    »Wenn du das so siehst, werde ich die Verhandlung zu den angebotenen Bedingungen abschließen, und dann kannst du von mir aus vor die Hunde gehen«, fluchte er.
    »Und ich hoffe, bei deiner verdammten Phaidra stellt sich heraus, daß sie Klumpfüße und die Lepra hat.«
    Ich versuchte noch, mich zu entschuldigen, aber mein Onkel war zu beleidigt. Also

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