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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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zusammenfinden, er könne seines Eifers gewiß sein. Und stolz ließ der Marquis bald fallen, die niedersächsischen und dänischen Herren möchten nur ihr Haupt erheben; auch Spanien würde wissen, wessen Partei es unentwegt halte; Bemerkungen, die Unruhe am Hofe erregten. Fürst Eggenberg vermochte keine befriedigende Aufklärung von dem Spanier zu erlangen. Da erbat Oñate eines Tages eine Audienz beim Kaiser; schwermütig vermittelte Eggenberg den Verkehr, und es trat ein, was man schon erraten hatte: Oñate überbrachte dem Kaiser Grüße vom spanischen König, Hinweise auf die drohende Weltlage, die einen Zusammenschluß aller katholischen Fürsten erfordere, schließlich eine Einladung zur Beschickung einer Konferenz, die zu Brüssel stattfinden sollte, zur Bereitstellung eines Defensionswerkes gegen die neugläubigen Mächte. Maximilian, der neue Kurfürst, würde daran teilnehmen, mit Spanien und der Infantin.
    Einen Stich in der Brust empfand der tiefgebräunte, sommerlich gekleidete Kaiser; atemlos wartete er, bis sich der Spanier entfernte, lächelte dann gespannt den zu Boden blickenden Eggenberg an: »Seht, Eggenberg! Seht! Versteht Ihr das? So hat er dies Glück auch! Spanien mischt sich in den Krieg ein. Spanien, mein Vetter Philipp, will mit Max und was noch mehr ist, vielleicht bald gegen mich.«
    »Habsburg ist nicht gegen Habsburg, Majestät.«
    »Warum nicht? Wenn etwas dahinter steckt, das die Feindschaft belohnt? Wir sind arm und wehrlos, Eggenberg, fragt den treuen Abt Anton, Gurland, seht das Gesicht meines lieben Grafen Meggau an, die Säckel leer. Und Spanien hat anderthalb Millionen Skudis aus Indien; es wird sich mit Bayern an uns schadlos halten, das weiß der Bayer.«
    Eggenberg stand welk dem Kaiser gegenüber auf dem großen leeren Teppich im Empfangssaal: »Es ist kein schöner Schachzug Bayerns. Bayern droht Zwietracht zwischen das erzherzogliche Haus und König Philipp zu säen, wenn wir ihm nicht zu Hilfe kommen. Es ist kein schöner Zug.«
    »Was habe ich ihm getan, Eggenberg? Nichts. Warum muß er so wild sein gegen mich, mir zusetzen, vielleicht meinem Vetter Philipp heimtückisch Stücke deutschen Landes verheißen? Er hat Spanien aufgeregt; ein schrecklicher Dämon lebt in ihm.«
    Ohne sich zu rühren, sagte matt Eggenberg: »Bayern will uns in den Krieg für sich zwingen. Wir könnten es darauf ankommen lassen; Spanien kann von uns nicht lassen.«
    »Wie erschreckt Ihr seid, alter Freund! Das ist noch nicht die stärkste seiner Künste.« Ferdinand lachte gutmütig. »Er hat uns in der Zwickmühle; er gewinnt, wie wir’s auch anstellen. Er zwingt Euch, den Mund aufzureißen, während Ihr bei Tische sitzt, um Euch einen Zahn herauszuziehen. Ich fürchte ihn nicht, ich kenne ihn ja. Er ist so ungebärdig von Haus aus; Ihr sitzt vergnüglich auf Eurer Bank und er kommt, bittet nicht etwa um eine Krume Brot, sondern um Eure Schuh, Euer Wams Hut Kette Degen, alles auf einmal. Es ist seine Art. Ihr dankt ihm dafür, daß er den Kopf nicht mitnahm.«
    »Die Konferenz bei der Infantin werden Eure Majestät beschicken müssen, ich sehe es schon. Soweit hat Bayern auf diesen Schlag gewonnen.«
    Wieder lachte Ferdinand gutmütig und schüttelte sich: »Und das Weitere wird ihm ebenso zufallen. Das gemeinsame Defensionswerk wird ihm gelingen; wir werden neben ihm fechten und uns dazu Stücke aus unserem Fleisch schneiden. Und damit sind wir noch nicht am Ende.«
    »Verhüt’ es Gott, verhüt’ es Gott.«
    Langsam stand der Kaiser auf: »Helft mir parieren, Eggenberg; beten kann ich selber. Rat, Eggenberg, Entschluß, Kraft, Kraft. Ah Digby: wie ich zu ihm sagte: in die Knie, in die Knie, so ist’s recht.«
    Er legte beide Arme auf Eggenbergs zarte Schultern, sanft sprechend: »Denkt, Eggenberg, Ihr sollt die Kraft sein, die mir helfen soll.« »Vergebt mir«, sagte er nach einer Weile auf den traurigen Blick, »ich grolle Euch gewißlich nicht.«

    SIE SCHICKTEN aus Wien fort eine finstere zorndrohende Gesandtschaft nach Brüssel; aber sie stießen auf die grauhaarige spanische Infantin, die nicht einmal der Höllenhund unsicher gemacht hätte. Sie war stark in ihrem Glauben und unerbittlich in ihren Ansprüchen, dabei biegsam wie der Wind und gefügig, sich in die feinsten Spalten einzuschleichen. Der Bayer und der Österreicher begegneten sich auf den Gängen ihres Palastes; dem Österreicher war der Zorn auf der Stirn eingetragen, der Bayer wich ihm aus.
    Die Infantin trug einen

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