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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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unterschieden, es sei da leider eine Auseinandersetzung Spaniens mit dem derzeitigen Okkupanten des Landes, dem Kurfürsten Maximilian, vonnöten. Bayer und Spanier hatten von dem Tage an weniger Anziehungskraft füreinander; sie gingen nicht mehr Arm in Arm, aber bald fest Degen gegen Degen.
    Dröhnend, ehrfurchtheischend der Österreicher vor der Infantin in der Ratsstube. Er überbrachte die besonderen freundschaftlichen Grüße der verwandten Majestät; sie hege die Hoffnung auf glückliche Befestigung des Bündnisses. Die Infantin antwortete stark und kalt; ihre Damen, die um ihren Sessel standen, bewunderten sie, wie sicher sie dem Österreicher seine Anmaßung und Triumph wiedergab. Maximilian zog sich aus dem verlorenen Spiel zurück; sein Gesandter bellte, der Kurfürst müsse über den Vorschlag mit seinen ligistischen Freunden beraten, dann biß er nach dem Spanier: Maximilian wolle jeden Punkt erfüllen, aber Spanien müsse sich mit Waffenhilfe für den ganzen kommenden Feldzug, für alle seine Möglichkeiten bis zum gemeinsamen Frieden festlegen. Eine Forderung, mit der er brüllende Wutausbrüche bei dem fremden Gesandten auslöste. Die alte Abneigung Bayerns und Spaniens lag offen zutage.
    Der Zwischenfall war erledigt. Eine herzliche Sonderbotschaft wurde von Wien nach Madrid getragen. Maximilian war allein.
    In den Kammern der Burg gingen die Geheimen Räte gespannt umeinander. Der Schlag war abgewendet; wessen sollte man sich gewärtigen. Der Bayer rüstete gewaltig mit seinen ligistischen Freunden und Anhängern. Es konnte das Furchtbare eintreten, daß er den Dänen allein besiegte.

    ZWANZIG KAROSSEN trabten auf den böhmischen Landstraßen, die den reichen von Wallenstein nach Wien führten. Dieser Böhme war mit nichts in den Krieg gezogen; in fünf Jahren waren ihm an vierundsechzig Dominien im Norden des Königreichs zugefallen, die von der Grenze im Norden bis Melnik, von Leipa-Neuschloß bis Wildschütz im Osten reichten. Als Wahlspruch hatte er gewählt: »Dem Neid zum Trotz.« Er besaß das Land des Rebellen Christoph von Redern, Friedland-Reichenberg; ihm gehörte Kumburg-Aulibitz, Welisch, Swijan, Weißwasser, Hühnerwasser, Semil, Trosky, Hauska. Er hatte Böhmen abgerahmt; aus dem feinen giftigen Mund seines Vetters Slawata stammte das Wort: die Schlacht am Weißen Berge hat Wallenstein gewonnen. Der Zug seiner Karossen wälzte sich gegen Wien. Man erwartete ihn mit Beklemmung; die Folgerungen aus der Situation mußten gezogen werden. Man forschte seine Begleiter unterwegs aus, was er sagte, wie er sich äußerte, wie seine Stimmung sei; schickte ihm zwei Ärzte entgegen, die für seinen Zustand bürgen sollten. Während Meggau und andere noch zögerten, waren Eggenberg, Trautmannsdorf, auch Questenberg, nach der spanisch-bayrischen Attacke entschlossen, es ginge wie es wolle, sich des tollen Böhmen zu bedienen, ihn auszuschütteln, bis kein Dukaten an ihm hinge; nur auf das Geld käme es an; man lasse ihn projektieren, störe ihn beileibe nicht; die hohen Kurfürsten und Stände würden schon für die Einrichtung zur rechten Zeit sorgen. Die beiden Ärzte hatten Geheimauftrag, in keinem Fall den Böhmen nach Wien hereinzulassen vor oder während eines Schieferanfalls. Aber nichts wurde gemeldet als die prächtige Verfassung, in der sich der Reisende befand; man erwog für ihn Festlichkeiten Schauspiele Judenverbrennungen, unerhörte Ehrungen für einen Privatmann. Trautmannsdorf scherzte, er wolle sich zu einem Tanz um dieses goldene Kalb erbieten.
    In dem Pomp, mit dem er sich zu umgeben liebte, zog er in die Stadt ein; die Wiener steckten verwundert die Fäuste in die Säcke, als die versilberten Partisanen der Vorreiter anrückten, Zaumzeug und Schabracken, wie ihr Kaiser sie führte, Lakaien, Pagen in feinsten französischen Stoffen, eine halbe kriegsstarke Kompagnie voraus, eine halbe hinterher als Bedeckung. Unter den Scharen der Herumstehenden lief das Wort, da komme einer von den neuen Alchimisten, die machen Gold aus böhmischem Blut. Als er an dem einstöckigen verfallenen Spukhaus von Schabdenrüssel vorbeifuhr, steckte der Oberst den mageren kurzgeschorenen Kopf ohne Hut zum Fenster heraus, lachte erschreckend stark, wie man sagte, hier könne einer den Buckel verlieren; draußen höhnte man über den Hanswurst, der in seiner Kutsche ungeniert fast eine Viertelstunde lang vergnügt rumorte und meckerte. Verwegene Gesellen der Rauchfangkehrer saßen auf Bänken vor ihrem

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