Wallenstein (German Edition)
mächtigen weißen Krausenkragen um den dünnen Hals, die braune engärmelige Jacke zeigte ihre mageren sehnigen Arme, sie ging mit kleinen Schritten über den Teppich der Geheimratsstube, der rote weite Rock bewegte sich um sie nicht. Sie setzte sich hochstirnig auf ein niedriges Podium; auf dem grauweißen Haar hatte sie einen einfachen schwarzen Filzhut mit Reiherfedern. Sie trug dem Gesandten des Kaisers vor, wie arm wehrlos und machtlos das Heilige Römische Reich sei, wie verschuldet der Hof sei bei diesen Ämtern, diesen Staats- und Privatpersonen, wieviel Regimenter noch abzudanken seien und nicht abgedankt werden könnten, so daß der Gesandte nicht faßte, woher ihr diese einzelne Kenntnis kam. Sie stellte Spaniens Macht und dauernde Einkunft daneben; schloß lächelnd stolz: sie wolle für den kommenden Krieg gegen die voraussichtliche Koalition der Unkatholischen sechstausend Mann, achtzehn Reiterfähnlein, sechs Geschütze stellen.
Der verwirrte prunkvoll ausstaffierte Mann verneigte sich nur, hervorstoßend, daß er davon Bericht nach Hause machen werde. Die Infantin wiederholte ihre Worte, noch freudiger, und stand, nachdem sie ihm mit den Augen zugewinkt hatte, rasch auf; man riß die Tür vor ihr auf.
An den nächsten Tagen umgingen den Österreicher hochmütig die niederländischen und spanischen Diplomaten; es war keine Rede von den schwebenden Geschäften, wie auf Verabredung; man beobachtete ihn freundlich; der Gesandte mußte sich vorsehen, nicht irgend jemand unversehens in seiner Gereiztheit zu überfallen. Er schickte seinen Kammerdiener aus, ein Hoffräulein der Infantin einzufangen, um von ihr Heimlichkeiten zu erfahren; er vermochte lange nicht den genauen Anspruch der Infantin zu ermitteln. Es schien ihm, als ob der Bayer sich über ihn lustig mache; der ging Arm in Arm mit dem Spanier; er stand allein. Eines Morgens wurde ihm durch einen Rat der Infantin die Frage gestellt, was das deutsche Habsburg den Spaniern böte, im Falle es sich am gemeinsamen Defensionswerk gegen die drohende Koalition beteilige. Ohnmächtig sah Graf Schwarzenberg wieder, wie man die Sache umkehrte, daß man um diese Hilfe ja nicht gebeten hätte, da man sich nicht angegriffen fühlte. Sofort fügte der Rat hinzu, die Infantin verlange ein Reichsverbot gegen die Holländer, mit Deutschland Handel zu treiben, Sperrung von Weser und Ems für sie; weiter einen Hafen am Belt. Soweit die Infantin von sich aus, für das spanische Niederland; er vermöchte hinzuzusetzen, daß Spanien alsdann dem Kaiser zur Seite treten werde mit dem niederburgundischen Kreis, daß es die Ächtung Hollands begehre, ferner noch etwas Besonderes. Dieses Besondere wollte der im übrigen sehr bestimmte Rat nicht äußern; er sagte, der fragliche Punkt sei nicht von Wichtigkeit im Augenblick; es ergab sich dann, daß Spanien strikte dem Bayern das Recht bestritt der Achtsvollstreckung gegen den Pfälzer; die Besetzung der Pfalz stünde Spanien zu und müsse Spanien eingeräumt werden.
Glückstrunken hörte der Österreicher dies; am nächsten Morgen wurde ihm durch die Infantin bei einer zufälligen Begegnung vor der Messe derselbe Bescheid; liebenswürdig streng, dabei eigentümlich kokett, groß die schwarzen Augen aufschlagend, erklärte sie, sie hätte es mit ihren Räten weidlich erwogen; sie werde dem Kaiser helfen wie der König Philipp; sie könne aber von ihrem Begehren nicht abstehen.
Wie auf Sturmwolken rasten die Kuriere von Brüssel an den Rhein, jagten von Mainz nach Regensburg, wo sie sich einschifften, um dem Hofe diese freudige Mitteilung zu bringen, daß Spanien vom Kurfürsten Maximilian Mannheim und Heidelberg begehre. Es werde unmöglich sein, daß sich die beiden verbündeten. Eggenberg reckte sich, wie sich der Kaiser selbst reckte. Es war der alte Wunsch Spaniens, eine Verbindung von Süden her zu den Niederlanden zu haben. Eggenberg lachte befreit: »Wir werden die Pfalz dem Spanier versprechen.« Der kaiserliche Gesandte in Brüssel wurde nicht müde, die Wichtigkeit der spanischen und niederländischen Hilfe für den Kaiser zu betonen, er erwähnte die außerordentliche Bereitwilligkeit seines Herrn, in eine Allianz mit Spanien und Bayern zu treten, damit den Ungläubigen der Fuß auf den Nacken gesetzt werde; auch werde eine Einigung über allen und jeglichen Punkt sicherlich zustande kommen; soweit er. Bezüglich der Kurpfalz verhehlte er nicht, daß sich die spanischen Wünsche nicht sehr von den deutschen
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