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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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zahlreichen, von Jugend auf erzeigten ersprießlichen Kriegsdienste, seine Kriegswissenschaft und Erfahrung, wies auf das besondere große Vertrauen hin, das die Römische Majestät in seiner Liebden Person zu stellen verursacht war. »Unsere Waffen«, erklärte der Kaiser, »sollen allein zur Wiederbringung des allgemeinen hochnotwendigen Friedens, zur Erhaltung Unserer Kaiserlichen Hoheit, Schutz und Verteidigung des Heiligen Reiches, der Kurfürsten, Fürsten und Stände, Land und Leute geführt und geleitet werden.« Sie hätten auf Freunde und Verbündete, vornehmlich den bayrischen Kurfürsten, Bedacht zu nehmen; mit seinen Truppen möge sich der Herzog ins Einvernehmen setzen, unabbrechlich kaiserlichen Vorrangs und Respekts; von Wallenstein möge sich mit der Durchlaucht aus Bayern vereinigen, soweit sich tun ließe, doch in allem der Römischen Majestät Autorität und Nutzen in acht nehmen.
    Der Kaiser konnte viele Tage zur Freude des Kardinals sich nicht entschließen, von Nikolsburg abzureisen; ein heftiges Erstaunen hatte ihn bei der zweiten Begegnung mit dem Böhmen befallen und verließ ihn nicht. Bisweilen dachte er nicht mehr an Maximilian, dem er die geballte Faust hinstrecken wollte; er hatte urplötzlich den Eindruck, den Faden seines Handelns zu verlieren; fühlte mit einer unklaren Freude, daß er dem Böhmen in einer Weise und mit rätselhaftem Drang vertraue, wie bisher keinem Menschen, wie vielleicht eine Frau ihrem Mann vertraute.
    Es war dieser Gewinn, für den er mit dem Herzogstitel wider den Rat seiner Begleiter dankte. Ferdinand mußte den Augenblick zeichnen, in dem solch geheimnisvolles Licht in ihn fiel.

    MAXIMILIAN ERHIELT ein Schreiben aus der kaiserlichen Kanzlei. Es redete von der stets noch emporschwebenden starken Kriegsbereitschaft, die gelenkt werde gegen den Kaiser und des Heiligen Römischen Reichs anverwandte Stände und Glieder, von der Neigung, sonderlich die beiden löblichen Häuser Habsburg und Wittelsbach anzufallen. »Aus Unseres kaiserlichen Amtes Sorge, zumal auf Euer Liebden geschehene Erinnerungen, sind Wir, ungeachtet Unsere Erbkönigreiche und Länder auf den äußersten Grad abgemattet, ausgeschöpft und verderbt sind, Vorhabens und entschlossen, noch neue Kriegsvorbereitungen vor und an die Hand zu nehmen, unter dem Kommando des Hochgebornen Unseres Oheims, des Reichs Fürsten und lieben getreuen Albrecht Wenzel Eusebius, Regierers des Hauses Wallenstein und Fürsten zu Friedland, Unseres Kriegsrates, Kämmerers und Obersten: fünfzehntausend Mann zu Fuß und sechstausend zu Roß, sowohl Unsere Erbkönigreiche wider den Türken und Bethlen zu sichern und mit und neben Euer Liebden und der getreuen, gehorsamen Kurfürsten, Fürsten und Stände Armada zum Widerstand zu konkurrieren, wenn Dänemark Feindliches vorhat.«
    Maximilian wog die siegelbeschwerte Aktenrolle in der Hand. Sein Vater, der Herzog Wilhelm, klein, gebückt, saß ihm gegenüber am Tannentisch in dem engen überheizten Stüblein der alten Residenz.
    »Ruhig, ruhig, mein Sohn«, flüsterte das lebhafte, arglistige Männlein; es steckte in einem groben schwarzen Wollrock; mit seinen langen hängenden Ärmeln wirtschaftete es auf der Tischplatte, das Umschlagkrägelein hatte es frostig an die Ohren heraufgeschlagen.
    Maximilian war feist und kurz; gegen die Schemellehne gedrückt, ließ er den bärtigen Kopf vor die Brust sinken, über die silbernen spanischen Verschnürungen; straff hielt sich der feine Rumpf in dem prächtigen breitschößigen Rock, den Degen, bodenlagernd, halbabgegürtet; er sagte leise: »Ich kann es nicht zurückhalten. Er widert mich an. Ich hasse ihn. Niemand auf der ganzen Erde ist so mein Feind als dieser Ferdinand. Ich habe ihm meinen Sieg am Weißen Berge mißgönnt. Ich hätte ihn lieber verderben sollen. Er ist nicht anderes wert. Jetzt, seht, ist er so weit: jetzt hat sich das edle Haus Habsburg den fatalen Lumpen verschrieben, den Wallenstein. Den setzt er neben mich. Das ist mein Lohn für die Prager Schlacht.«
    »Mein Sohn, du wirst Rat wissen.«
    Maximilian richtete seine kalten Augen auf den gegenüber: »Er mag mit sich umgehen wie er will. Vielleicht paßt der böhmische Herr zu ihm. Ich werde mich wehren und meinem Schwager dies nicht nachsehen; dies bleibt gewiß. Aber daß ich ihn nie bewältige, ihn nie auslösche, verändere, zu einem menschlichen Verhalten erziehe, daß er sich immer wieder regt, das widert mich an.«
    »Klag nicht, mein Kind, du

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