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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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mir. Es war nur ein Scherz. Ich will es gar nicht.« Ferdinand ausgestreckt, eifrig mit den Armen auf die grüne Decke schlagend: »Sollst es haben, sollst es haben; aber durchaus nicht. Aber einer wollte es dir nicht geben. Und das ist ihm nicht geglückt. Lore, ich habe hier so gelacht für dich, ich bin nicht herausgekommen aus dem Lachen.«
    »Weißt du«, er richtete sich rasch hoch, geheimnisvoll, »mein Schwager Maximilian ist ein kluger Mann; seine Regierung ist streng und seine Politik, oh, das ist das Klügste, was es gibt. Ich bewundere ihn, ich will es nicht leugnen. Aber er hat nicht immer Glück. Sie sind ihm jetzt scharf auf den Fersen. Mir freilich auch. Aber er, er ruft mich! Er ruft mich! Nun, ich will dir sagen, Lore, seit die Welt erschaffen ist, wurde solch Witz nicht gemacht. Ich dachte schon eben daran, Eggenberg und die andern zu wecken. Die Herren sollen auch ihre Freude haben, aber ihnen setzen die Altersgebrechen zu, ich will sie schlafen lassen.«
    Er sprang im Schlafanzug heraus, griff nach seinem Nachtmantel, warf ihn sich über: »Wollen wir ihm die Armada schicken, die er begehrt? Wenn er sie will, wollen wir sie ihm schicken? Sag du, sag du, Lore!«
    Sie bewegte sich nicht, knüpfte sich nur den Schleier unter dem Kinn auf; er fragte sie nun auch nach Politik.
    »Sag. Sag ja. Wenn er ruft, wollen wir sie ihm nicht versagen. Wollen ihm ein gnädiger Kaiser sein. Ein gnädiger Kaiser. Oh, oh.«
    Er schaukelte, auf der Bettkante sitzend, unter Gelächter den Rumpf. Sie wich ihm mit ihren Blicken aus. Er fuhr fort: »Ich werde es mir mit Gewalt abstreiten lassen. Ich werde ein saures grünes Gesicht machen. Hoho. Homer, der schläft.«
    Sie war entsetzt; der Kaiser war so erregt und glühend. Sie bat ihn, sich wieder zu legen; hilfesuchend sah sie sich nach dem Diener um, er war fort, ein Weinen war sie. Er umarmte sie, indem er mit den Armen zu der gebeugt Sitzenden herüberlangte: »Du bist meine herzliebe Lore. Du bist ein Weib, wie es in ganz Europa nicht besser ist. Nicht bei meinem jungen Vetter Philipp, nicht in Mantua.«

    BEI ELEONORE die Gräfin Kollonitsch, ihre Freundin.
    Der einfache stille erwärmte Raum. Auf dem braunen glatten Holzboden der würflige weiße Kachelofen in einer Ecke, auf plumpen kantigen Füßen. Zwischen Ofen und Wand ein kleiner gepolsterter Sitz; da eingeschlossen saß in blauem Samt die mädchenhafte Kaiserin, hörte sanftblickend die schwarze junge Gräfin an, die unruhig auf der hochleistigen Polsterbank eng an der getünchten Wand lehnte. Still endete die Gräfin: »Ich teile seine Liebe mit den Hunden, zwei Falken, Majolikavasen.«
    »Du weißt das lange, Angelika. Grollst du ihm?« »Er liebt ja auch Maria, die Mutter Gottes.« »Angelika!«
    »Beneide ich Maria? Ich weiß nicht; ich muß soviel weinen.«
    »Meine Arme.«
    Ruhiger saß die Gräfin: »Wir leben, allergnädigste Herrin, wißt Ihr, in einer Zeit, die wohl die glückseligste von allen ist; die Kirchen sind prächtig, die Menschen in Masse bekehrt, die ehrwürdigen Väter von der Gesellschaft Jesu sind so eifrig und ihre Mühe ist belohnt, wie sie es verdienen. Nur«, sie sah mit Tränen zu den rosettengeschmückten Deckenbalken auf, »wir Frauen sind nicht gut daran. Wir haben das Nachsehen. Manchmal denke ich – ich schäme mich, es zu sagen –, wir sind bestohlen und betrogen. Doch, doch, oh, ich weiß, ich bin böse.«
    »Angelika, wie kannst du so sprechen.«
    »Warum dem Glauben alles und den Frauen nichts? Man heiratet uns, der Priester weiht uns zusammen zu einem Paar; und was bin ich dann?«
    »Dein Gatte ist nicht gut zu dir. Wir wollen mit ihm sprechen.«
    »Ich liebe ihn, allergnädigste Kaiserin, ich bete für ihn. Ich bete für meine Kinder.«
    »Du gönnst ihm nicht die Pferde, die Hunde, die Bilder, Angela, nicht einmal den himmlischen Gott und die Heiligen.«
    »Ich bin böse, ich bin böse, ich weiß.« Sie blitzte die feine Dame auf dem Ofensitz an, wild den Kopf zuckend: »Ich möchte meinen Gatten irre machen. Er soll alles vergessen. Das Hirn soll ihm wirbeln. Wie ein Bäumchen möchte ich ihn entwurzeln und in meiner Hand haben und ihn schütteln. So, so.«
    »Du bist zornig auf ihn.«
    Die Gräfin bedeckte ihr Gesicht vor der zarten Kaiserin, die wie ein Kind die Füße schaukeln ließ: »Ich gehe um wie ein krankes Tier und lasse meine Zunge heraushängen. Ich lebe und will zu ihm.«
    Die Kaiserin bückte sich trübe herüber zu ihr: »Wie seid ihr

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