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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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bekümmert die Hände hob, schwoll die Wut in Wallenstein wieder an; er brüllte, was sie also dann wagten, ihn und seine ehrlichen Soldaten zu verderben, um nichts, sie alle zu Bettlern zu machen.
    Man brach ab.
    Mittags besuchte der Herzog den kaiserlichen Rat auf seiner Kammer. Er verharrte bei seiner Resignation: er hätte erfahren, daß der Graf Rambold Collalto im Hause eingetroffen sei und hier logiere; was das zu bedeuten habe. Eggenberg, im Bett liegend, gab den Bescheid, Collalto sei nach ihm im Augenblick der einzige Kriegssachverständige, der dem kaiserlichen Hause nahestünde; wenn seine Liebden der Herzog beharrlich ablehne, sollte sich Collalto mit seiner Liebden unterhalten, was zu geschehen habe und ob sie beide das erzherzogliche und kaiserliche Haus im Stiche lassen wollten, beide, nachdem Collalto gleichfalls den Gedanken der Kommandoübernahme abgelehnt hatte. Der General formulierte darauf mit harter Stimme, am Fenster mit dem Rücken gegen das Bett stehend, seine Bedingungen. Er sei in der Notwehr und müsse sich schützen. Wiederholte seine Ideen zur Kriegsführung ausgeführt, mit dem Verlangen der ausdrücklichen Bestätigung durch den Kaiser. Eine endgültige Antwort lehnte der Fürst für seine Person ab, versprach, die Bedingungen in Wien zu empfehlen. Der Herzog verlangte Kriegführung im Reiche, Steuern in Böhmen für Kriegszeit fortlaufend. Mit siebzigtausend Mann und siebzig Geschützen wolle er ins Feld ziehen; das Reich besoldet die Armee so lange, bis es sich zu einem gerechten Frieden versteht.
    Man schickte nach Collalto, der Herzog wünschte es selber. Als der beleibte Mann am Bett Eggenbergs ihm gegenüberstand, fragte er, bevor er die Hand gab: »Sind wir Freunde oder Feinde?« Collalto ernst, er hoffe Freunde. Der Soldat hatte einen andern Blick für Wallensteins Vorschläge; er äußerte gegen Eggenberg schon nach wenigen Sätzen, daß dieser Weg zur Zeit der einzig gangbare sei.
    Es war Gewalt mit List, was der Friedländer vorschlug, ein scheußlicher grauenerregender Plan: entschlossen und ohne Rücksicht sich des Herzens von Deutschland bemächtigen, mit einer maßlosen Heeresmacht dort ruhen, die Vorgänge im Reich bewachen und nicht davongehen, bis aller Widerstand erstickt und das Heer bezahlt ist.
    Mit eisiger Ruhe, aber wie Eggenberg schien, jeden Augenblick im Begriff in Wut auszubrechen, erklärte Wallenstein, sich vom Bett entfernend, seine Arme lang über einen Tisch pressend und die Zeigefinger ausstreckend und krümmend, daß er seinen Posten niedergelegt habe und ihn nicht wieder übernehme vor Anerkennung seiner Bedingungen. Das seien seine Lebensmöglichkeiten. Eggenberg wollte die Debatte auf das Verfängliche der Situation in politischer Hinsicht bringen, der General hielt das Militärische fest. Mit zwei Worten beleuchtete er nachher noch einmal die Sachlage: er sei Privatmann und könne sich aus jedem Strick ziehen, er brauche sich nicht freiwillig in ein Labyrinth zu begeben.
    Darauf hatten Collalto und Eggenberg abends eine Unterhaltung. Daß der Ton Wallensteins unerträglich war, bemerkten sie kaum, der Plan stand im Vordergrund; auch war Collalto gedrückt, weil er dem General früher Unrecht getan habe. Er wolle Präsident des Kriegsrats bleiben, um dem General desto besser Dienste zu leisten; so hatte er eingebissen. Gegen Eggenbergs kopfschüttelnden Einwand, sie lüden sich mit dem Plan das halbe oder ganze Kurfürstenkolleg auf den Hals, denn die durchlauchtigen Herren würden die Grundfesten ihrer Fürstenlibertät bedroht sehen, ihre Landeshoheit geschmälert oder verneint durch die Einlagerung eines solchen Heeres, setzte er: das Heer muß sehr groß sein. Eggenberg sah, der Militär war von der Idee eines solchen Heeresmammuts berauscht. Seine Bemerkung, Kurfürsten, Fürsten und Stände würden in solcher Einlagerung eine gesetzwidrige Besteuerung durch den Kaiser sehen, welche Besteuerung durch Kollegial- und Reichstagung zuvor bewilligt werden müsse, provozierte nur Collaltos freudige Wiederholung: das Heer muß sehr groß sein. Und als Eggenberg, der im Schlafrock an Stökken hin und her durch seine Kammer ging im Kerzenlicht, fragte, vor dem glücklich sinnierenden andern haltmachend, ob sie sich denn getrauten, ein solches Heer auf Posto zu bringen, hob er die Arme wiegend hoch: das sei es ja gerade, das vermöchten sie, der Herzog hätte für jeden Kenner ja bewiesen, was augenblicklich zu leisten sei; es sei eine Glückslage

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