Wallenstein (German Edition)
Mann, eine begeisterte kampfgierige Schar, setzten über den Rhein; in Rotten folgten andere.
Als die Ordnung unter dem Übermaß des Zudrangs zu springen drohte, wurde zum Generalwachtmeister ernannt: Lorenzo del Maestro, Hannibal von Schauenburg. Don Balthasar Marradas wurde Stellvertreter des Herzogs, sein Generaloberstleutnant und Feldmarschall.
WIE DER Fürstbischof von Mainz, des alten sanften in das Grab gesunkenen Schweikhard Nachfolger, Friedrich von Greiffenklau, die Untaten des wütigen Lauenburgers auf seinem Stiftsboden sah, hatte er keine Freude mehr an Messelesen Falkenbeizen Würfeln. Finster kaute er an seinem Zorn. In seinen Jagdgründen erlegte er mit eigener Hand wildernde Pikeniere, das schaffte ihm eine kleine Ruhe. Sein Grimm labte sich an den brennenden kleinen Bauernhäusern, die den Wallensteinern über den Köpfen angezündet waren. Er ritt an der Spitze seiner geharnischten Leibgarde, segnete vor den drohend andringenden Knechten die Bauernhaufen. An der Tafel saß er abends mit seinen Äbten und Domherren, man löste ihm den Brustpanzer. Schmetternd sprach er, ließ seine schwarze Inbrunst rollen vor den samtenen händefaltenden sich sättigenden Frommen. Auf seinen Gütern! Auf dem Stiftsbesitz der heiligen Kirche! Freches Raubgesindel, vom Kaiser legitimiert! Den anderen weichen troffen die Lippen, sie lobten den Bischof; das Unrecht, das sie erlitten, blähte sie auf; das Rebenblut, das sie schluckten, feuerte ihr Herz. Draußen zogen die Bauern trübe in die Wälder, Kinder auf den Schultern, Gänse, Hühner auf Karren. Das Schreiben, das der Herr, des Heiligen Reiches Kanzler, an seinen benachbarten Freund, den Kölner Kurfürsten, richtete, besagte im Stolz des Rechtes, wenn nicht baldigst Abhilfe erfolge, so werde er auf Mittel bedacht sein, sich der unerträglichen Last mit der Tat zu erwehren. Als darauf die Kölner ihn sondierten, ob er nicht an den Kaiser schreiben wollte, schob er sie erregt beiseite; er wollte sich seine Wut, die ihn erfrischte, nicht durch einen Brief entreißen lassen. Der Kölner Ferdinand selbst, ein Bruder des bayrischen Maximilian, vexierte die Wallensteiner auf seine Weise; er hatte von Bestellungen gehört, die Wallensteinische Obersten in seinem Gebiet auf Rüstungsstücke gemacht; als Oberst Hebron nach seinen Kürassen forschte, stellte sich heraus, daß der Kölner Kurfürst sie hatte beschlagnahmen lassen. Da zappelten sie und schrien vor dem Wiener Kriegsrat.
Wie im Frühling die Meldungen einen abenteuerlichen, nie gesehenen Umfang der Rüstungen erkennen ließen, fanden sich Vertreter der ligistischen Herren zusammen; Maximilian gab das Stichwort; unruhige fragende Klageschreiben gingen an den Kaiserhof ab, von Mainz bis Köln, dann gemeinsam von den vier altgläubigen Kurfürsten. Der Druck der Einlagerungen wuchs; der Umfang des Heeres nahm zu, von Tag zu Tag; Werbungen Durchzüge Einlagerungen Kontributionen, in immer neuen Reichsbezirken. Bayrische Zwischenträger streuten die Ansicht aus: Wallenstein suche durch die große Menge des Volkes die deutschen Länder zu beschweren und durch unerhörte Drangsale zu entnerven; alsdann gedenke er alles nach Belieben zu disponieren. Man geriet in wachsende Spannung und Furcht. Der starke Greiffenklau von Mainz war schon nicht mehr so eigenbrötlerisch, er ließ an seiner Tafel hören, es möchten seines unvorgreiflichen Ermessens noch Mittel zu finden sein, wie sich die Liga, wenn es gegen die Freiheit der Fürsten ginge, mit dem König von Dänemark so weit verständige, daß die Bundesarmee mit andern Reichsständen das Reich verteidigen könnte, die kaiserliche Armada aber sattsam zur Erhaltung der Erbkönigreiche gebraucht werde.
Das Frühjahr rückte gnadenlos vor, jeden Tag konnte der Losbruch der Heeressintflut auf das Reich erfolgen.
Da wußten sich die Fürsten, in Würzburg zusammengekommen, keinen Rat. Sie bewilligten ohne Debatte eine Million Taler für Heereszwecke. Es würde erfolgen – blickten sie sich lahm an –, was man sich erzählte, daß der Däne geschlagen würde, das Heer aus Deutschland nicht wiche, sondern wachse, ohne Schranken, wie es in den wenigen Monaten gewachsen war. Und niemand konnte wissen, was ihnen drohte. Was aus ihnen würde. Wie weit es Friedland mit seinen Kontributionen triebe. Sie faßten Beschlüsse; im letzten Augenblick sollte vorgebeugt werden. Zwei Kuriere jagten sie nach Wien zum Kaiser. Sie baten ihn erstmals, ihnen einen baldigen
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