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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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klagend, Christian Friis, Magnus Ulfeldt, Oluf Rosensparre, Breide Rantzau, Ewald Kruse, Kanzler, Reichsadmiral, Statthalter, erhoben, wie er den Rücken kehrte und donnernd ungesättigt das grausame Kriegsungeheuer die Krokodilskiefer über ihre Grenze streckte, ein markerschütterndes Wehegeschrei: nicht die Krone Dänemark, nur der niedersächsische Kreis habe mit diesem Krieg etwas zu schaffen, man möge dessen gedenken, menschlich sein, der nachbarlichen Freundschaft sich erinnern. Möge ein Ziel setzen diesem grausigen, durch fast ganz Europa gezogenen Brand bei eines fremden Reiches Wassern und Seen, nicht noch mehr, endlos mehr Königreiche Fürstentümer und Lande dem Unwesen, Raub, Verwüstung, grenzenlosem Blutvergießen übergeben und aufopfern.
    In Seeland erhob sich das Volk gegen den König, die Begleiter schützten ihn, in Fischertracht flüchteten sie weiter. Im nördlichen Deutschland verbreitete sich das Gerücht, die dänischen Bauern und Bürger hielten in Odense ihren Reichsrat gefangen. Wollten in Entsetzen den Römischen Kaiser oder Wallenstein zu ihrem König wählen, um sich zu retten.

    DER KAISER entschloß sich, nach den Siegen nach Böhmen zur Krönung zu reisen. In einer unbezwinglichen Bewegung nahm ihn der Entschluß gefangen. Er ordnete die Maßnahme in finsterer Freude, Gehobenheit an, gab der Mantuanerin, die ihn fragte, warum man im Winterbeginn reisen wolle, den Bescheid, daß keine Wahl bliebe. Er wollte sich gekrönt seinem großen Widerpart über alle Länder weg gegenüberstellen, während der noch in Holstein Mecklenburg war. Man brach mit ungeheurer Pracht auf; die Gelder, aus dem Felde geschickt, strömten aus Kontributionen.
    Auf dem Laurenziberg krachten Geschütze; die Hälfte schoß Salut, die andere schwieg, scharf geladen, zum Schutz des Kaisers. Aus der Wenzelskapelle wurde die Krone geholt, die sich zuletzt der geächtete Friedrich aufgesetzt hatte; ein Kardinal führte den Kaiser zum Hochaltar. Gesalbt am rechten Arm, Schultern, Brust, mit dem Wenzelsschwert umgürtet, Szepter und Apfel tragend, die Krone aufgedrückt.
    Die Böhmen ließen es geschehen; sie hatten geträumt, Wallenstein würde in Prag erscheinen; er ihr Trost, ihre unsinnige, immer wieder sich erneuernde Hoffnung. Der Landtag wurde eröffnet, seit vielen Jahren der erste, man las ihnen die königlichen Propositionen vor; keine Rettung, es gab keine Wunder. Sie schmeichelten sich an den neuen König, brachten Geschenke, bewilligten Steuern, boten eine Jagd bei Prag an; wurden bedankt, aber wie zum Hohn ließ der Kaiser auch seinen Sohn vor ihnen krönen; man rief sie nicht, nicht einmal zur Dekoration; die Prunkherren und -damen waren aus Wien gefahren, füllten den heiligen Dom, schlossen die Wenzelskapelle auf. Kein Wort klang von den alten Freiheiten und Privilegien, eine erneuerte Landesordnung des Erbkönigreiches Böhmen machte allem ein Ende. Aber der geistliche Stand nahm am böhmischen Landtag teil, Bischöfe, Priester, Jesuiten, an dem Landtag, den die Adligen die habsburgische Krönungsmaskerade nannten. Rasend vor Haß zogen sie sich zurück; weinende und verbissene Gesichter bei ihren Zusammenkünften. Zum Grafen Thurn wollten sie schicken, flehend, sie nicht zu lange leiden zu lassen, aber lebte Thurn noch? Sie schickten Leute, ihn zu suchen; wieder wanderten Adlige aus. Wallenstein gewinnen! Wallenstein gewinnen! Oder ermorden.
    Und wie er ankam aus den Winterquartieren durch die gebändigten Gebiete, durch Mecklenburg, die Mark, über Wittenburg Bernau Sommerfeld Sagan auf Gitschin, langsam, auf den glatten und verschneiten Wegen, wußte er nicht, daß er von böhmischen Exulanten, mordsüchtigen Fanatikern, seinen Landsleuten umzingelt war, aber begriff, daß man ihm zu jeder Zeit ans Leben wollte. Er hatte seine Leibgarde auf sechshundert Mann erhöht; mit vierhundert bis auf das Blut geprüften Wallonen und Italienern, die hochmütig auf die deutschen Völker sahen, durch Stärke Gewandtheit Prunk alle überragend, ließ er sich in den böhmischen Kessel herunter.
    Da durchwellten schreckenverbreitend zwei Ströme das Land, der Römische Kaiserhof und Wallenstein. Wie Fremde standen die Böhmen in ihrem Land, ihre Rücken beugten sie. Der Kaiser zog zu Huldigungen durch die Städte; in Brandeis, auf dem kaiserlichen Schloß, erreichte ihn der General der Armada. Er hatte nicht den Wunsch, den Kaiser zu sprechen; Ferdinand hatte ihn zu sich gefordert. Dann begegneten sie sich in

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