Wallenstein (German Edition)
Kottbus, Jüterbog, den ausgesogenen nördlichen Landstrich vermeidend, gegen den festen mecklenburgischen Ort Dömitz an der Elbe.
Und in das Getriebe der sich fortbewegenden Heereskörper geriet, von Süden gescheucht, hin und her taumelnd, der pokkennarbige Mitzlaff; bei ihm die Obersten Bubna, Holk, Baudissin und zweitausend Pferde und sechs Dragonerkompagnien. Merode und Pechmann hinter ihnen her; wie die Hirsche flogen sie am Jäger vorbei. Schon waren sie bei Küstrin, da zwang sie Pechmann ostwärts herüber. Von seinem Überfluß schickte der vorbeimarschierende kaiserliche General Regimenter um sie herum, todeswütig brachen die Gehetzten über eine Warthebrücke noch einmal nach Westen vor, es war nicht mehr weit nach Dömitz.
Da standen in einer Augustnacht die Wallensteinischen Regimenter auf allen Seiten um sie. Bei Bernstein wurden die Dänen in der wolkenlosen mondhellen Nacht zusammengehauen, nachdem sie noch vergeblich die geängstigten brandenburgischen Befehlshaber, Lutherische wie sie, ihnen herzlich zugetan, um Durchzug gebeten hatten. Bubna, Holk wurden gefangen. Pechmann, der Wallenstein geschworen hatte, er würde die Dänen nicht an ihren König lassen, in der Mondhelle von Mitzlaff erkannt; durch zwei dänische fliehende Leutnants von seinem Stabe abgelockt, wurde er, der Sieger, von einer besonders beorderten Rotte niedergemacht, zermalmt, im Tode enthauptet, geplündert, zerhackt; man fand später nur seine Rüstungsstücke.
Mitzlaff und Baudissin schwammen, während man im Morgengrauen nach ihnen suchte, schon über die rollende Warthe. Christian gelobte ihnen, als er sie umarmt, den Krampf seines Herzens beruhigt hatte, er werde Widerstand leisten dem Böhmen, aber er wolle fort, er wolle fort aus Deutschland.
Der Uckermärker Arnim, mit Ungestüm gegen die Dänen unter dem unbeugsamen Markgrafen von Durlach in Mecklenburg vordrängend, nahm von der überschwappenden Fülle der beiden Hauptmächte sieben Regimenter zu Pferde und zu Fuß an sich, hieb aus Ort um Ort, Stadt um Stadt, Schloß um Schloß den Durlach heraus. Die Proteste der beiden regierenden Mecklenburger Herzöge, dem niedersächsischen Kreisverband angeschlossen, nahm er nicht an. Keinen Ort, der eine Mauer hatte, verschonte er. Vor Wismar, auf die Insel Poel verkroch sich der Feind; da hielt Arnim an.
Der Kommandant von Dömitz übergab kampflos den Ort nach zwei Tagen. Elbabwärts fuhr der Herzog zu Schiffe nach Lauenburg in Tillys Lager; mit Pomp, kostbarer Bewirtung wurde er empfangen, selber mit königlicher Pracht, wahrhaft asiatischem Gepränge auftretend, umgeben von seiner Leibgarde und gefangenen feindlichen Offizieren.
Eine Verabredung wurde getroffen. Graf Schlick, achtundsechzig Reiterkompagnien herumwerfend, gegen die geballten Massen des alten Matthias Thurn, überritt die holsteinische Grenze, brauste über Trittau, Altrahlstedt, an Hamburg vorbei. So groß war die Verwirrung Angst Ratlosigkeit in der Hansestadt, als unabsehbar die Armeen herantobten, daß sie drin die Waffen gegeneinander erhoben und erst die Sorge um die schwere Lebensmittelkontribution sie zur Besinnung zwang. Die schweren Völker des Herzogs, des Brabanters rollten nach, getrennt Lager und Hauptquartiere. Tilly, von Tag zu Tag gepeitscht durch Briefe des Bayern, sich in seiner Selbständigkeit nichts zu vergeben, im Erfolg die Vorderhand zu erlangen, hitzig, vergrämt, kaum dem Kommando gewachsen, Offiziere dauernd an den Herzog verlierend, flackernd zwischen Groll auf sich, Verbitterung gegen seinen Kurfürsten, wurde, der wachsblasse Eisenzwerg, erlöst durch eine Musketenkugel, die ihm nächst den Wällen Pinnebergs das linke Knie aufriß, ihn herunterwarf vom Pferd. In der Prunksänfte Wallensteins, der Herzog drängte sie ihm auf, wurde er aus Pinneberg rückwärts getragen. Und dann, wie er lag, weiter rückwärts. Seine Truppen zog er mit sich, an die Weserstellungen; im Augenblick löste er sich von Friedland, ächzte, blickte steif und drehte sich nicht um. Hinter Wallenstein marschierten nur drei ligistische Regimenter, Fürstenberg, Reinach, Herberstorff, dazu die Artillerie.
Die Kroaten, leichten Reiter, wehten dicht schwärmend wie Staub vor der Stirn des bewegenden Heereskörpers. Ihr Windzug, der Dunst ihrer Pferde warf Beklemmung über den Feind. Der Graf Thurn, schäumend, seine Rüstung zertretend, zwang seine Kavallerie, neben sich den Rheingrafen Otto Ludwig, noch einmal ins Feld zwischen Elmshorn und Horst;
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