Wallenstein (German Edition)
wie Wasser über dem Feuer verdampfte verbrodelte die Masse beim Anrücken des Friedländers. Zum König von Dänemark nach Glückstadt wich Thurn. Der Rheingraf rettete sich nordwärts nach Rendsburg. In Glückstadt äscherte der König Häuser und Scheunen um sich ein, das Land längs des Elbeufers setzte er unter Wasser. Die Heere marschierten rechts vorbei. Über Itzehoe, vier Kompagnien Schotten zermalmend, traten und tauchten sie. Die Schlicksche Kavallerie breitete sich ostwärts aus in Holstein, nach Oldenburg im Lande Wagrien. Der Durlacher setzte rettungsuchend, von der Insel Poel abgesperrt, auf Schiffen mit dem Überbleibsel seiner Söldner nach Holstein über, flüchtend und bereit, heimlich am Meer entlang zu schleichen. Von der Höhe des Dorfes Großenbrode stieg im Morgengrauen Schlick überwältigend gegen ihn herunter. Das Heer, nur die graue See hinter sich, in die Knie brechend, streckte die Waffen. Siebenundzwanzig Kompagnien Infanterie, fünfzehn zu Pferd, die des dänischen Königs Krone und Herz gewesen waren, hoben ihre Fahnen, ließen das Regimentsspiel erklingen, dienten dem Sieger. Der Durlach hieb sich, sein Herz versteinernd, durch seine eigene, Wege und Strand finster überlagernde Armee. Zweitausend Reiter riß er mit sich nach Flensburg, nach Fünen. Schlick flutete wild herauf nach Jütland.
Links von ihm Wallenstein, faßte Rendsburg mit den Zähnen, schüttelte die Besatzung wie aus einem Sack heraus. Sie liefen zu ihrem König.
Christian, in Glückstadt an der Elbe verlassen, schwamm mit seinen sanften Frauen auf drei kleinen Barken, um seiner zerschlagenen zertrümmerten Dänen ansichtig zu werden und sich gemeinsam mit ihnen fortwehen zu lassen. Jetzt weinten die Frauen um ihn; aber er, ohne Waffen, weichäugig, im goldgelben Rock, jünglingshaft schlank an einem Mast unter dem bunten Himmel stehend, winkte den Dänen ruhig mit seinem leichten Federhut; es sei eine Wiederholung, was hier geschehe. Der Pfälzer Friedrich, sein lieber edler Freund, sei wie er gegen den Römischen Kaiser gezogen; es sei ein Glück, daß Dänemark nicht in Deutschland läge, man könne nicht heran an ihn. Er müsse siegen, stöhnten die Damen, in dünnen Seidentüchern das Gesicht verhüllend, er würde siegen; spitzfüßig liefen sie auf weißen Schuhchen zu drei und vier auf ihn zu, die losen bunten Röcke raffend beim Sprung über die Balken und Seile, die Reseden aus dem Haar verlierend. Nicht, tätschelte er sie, oder doch, er werde siegen, er werde den deutschen Kaiser besiegen, durch Ruhe und Klugheit; er werde Frieden mit ihm schließen. »Ich muß bezahlen, meine lieben Kinder, oder mich in dies weite schöne Meer stürzen.« Seine Armee suchte er bei Rendsburg und fand sie nicht; in Flensburg nahm ihn die Woge der Durlachschen Kavallerie auf; sie legten Hadersleben hinter sich in Asche, Kolding machten sie dem Erdboden gleich; sie mußten Schiffe nehmen, die brachten sie nach Fünen.
Hinter ihnen nahm das Drängen kein Ende. Die Schlickschen Massen faßten nach Westen herüber, packten bei Viborg versprengtes feindliches Kriegsvolk an, das entwich nordwärts, stach verzweifelt Dämme und Gräben hinter sich durch, warf Brandfackeln um sich, hinter sich in Gehöfte Dörfer: sechsundzwanzig Kompagnien der Regimenter Kalenberg, Nell, Holk; Baudissinsche Reiter, schleswigsche Landmannschaften. Am Limfjord machten sie halt, wollten sich in die Sümpfe, Moräste von Vendsyssel werfen. Da stellte sich ihnen das gereizte Landvolk entgegen, Kompagnien verweigerten den Gehorsam, voll Unsicherheit lief man durch Aalborg zurück ans Meer. Bei Hobro wurden sie zusammengehauen, im Getümmel wälzten sie sich zum drittenmal auf Aalborg; da saß, Piken und Musketen vorstreckend, Graf Schlick. Sie wurden nur schwer durch die Kaiserlichen abgehalten, unter sich selbst in der Wut ein Blutbad anzurichten; man nahm ihnen die Waffen ab; keiner entkam. Die dänischen Generäle, verwundet von ihren eigenen Soldaten, ihrer Pferde beraubt, Konrad Nell, Heinrich Kalenberg, gaben sich schamzuckenden Gesichts in den Schutz ihrer Feinde.
Durch das herbstliche Fünen fuhr langsam in einem Sechsspänner, den Stern auf der linken Brust, eine breite goldene Schärpe auf dem gelben zerdrückten Rock, Christian, sprach freundlich mit jeder Bäuerin, die sich seinem Wagen näherte, ihm weinend ihre Kinder zeigend, drückte in Odense auf dem Rathaus den Reichsräten mit Stolz und Ruhe die Hand. Die, um ihren König
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