Wallenstein (German Edition)
kaiserliche Gnade Hilfe und Fürsorge. Wie ein eingesperrtes, grenzenlos gereiztes Tier klammerte sich der fette kleine Herr unter dem weißen Federhut an den Schranken an, rüttelte sie, brüllend, prustend, speiend, blauroten Gesichts; er brauche sie nicht, Anmaßung, Anmaßung, er wisse, was seine Pflicht sei, er brauche keine Belehrung. Gericht sei es, was sie sich anmaßten über ihn, diese Schmach, sie, die Untertanen, vor seinem Gesicht, gegen ihn, den Kaiser; was schleppten sie sich durch die Länder, versäumten ihre Zeit, nicht auszudenken.
Die Tür brach fast hinter ihnen auf, sie schwollen hinaus. Am äußeren Burgtor wurden sie festgehalten, von dem Oberst der Leibgarde in sechs Verliese der Burgmauer geworfen. Der Kaiser hatte den bösen Verdacht geäußert, die Leute seien bestochen, gehetzt von fremder Seite in seine Länder in diesem Aufzug geschickt. Nach zwei Wochen vergeblicher Nachforschung wurden die fünf jüngsten von ihnen gepeitscht, sie selbst zwangsweise bei einem Provianttransport unter militärischer Bedeckung in ihren Kreis abgeschoben. Der Kaiser gab die Vermutung der fremden Aufhetzung nicht auf; triumphierend sagte er zur Mantuanerin, wie entlarvt seien die Männer gewichen, als er ihnen vorhielt, sie seien von Fremden hergeschickt; sie seien ins Eisen gesteckt und gepeitscht worden; man würde sich in Zukunft scheuen und schämen, klägliches schwaches Gesindel so für sich arbeiten und das Fell zu Markte tragen zu lassen.
Der Kaiser, drängend auf Vorschläge über die Belohnung des Herzogs von Friedland, sog verzückt die Gehässigkeiten des Grafen Wilhelm Slawata in seiner Kammer ein: daß dem Herzog nicht zu trauen sei bei seinen weitausschauenden Plänen, daß die Herzöge von Mecklenburg seit achthundert Jahren das Land besäßen, ihre Entthronung Dänemark, Schweden, ja das ganze Kurfürstenkolleg auf den Plan rufen würde. Daß er mit armer deutscher Leute Schweiß und Blut die Kriegsvölker der ganzen Welt sättige und bald so viel Länder werde an sich gerissen haben, daß keine Möglichkeit mehr sei, ihn abzufinden. Ja, man werde ihn so erhöhen, daß man alle Freiheit gegen ihn verliere und auch die Macht verliere, ihn zu erniedrigen.
Dies, fühlte Ferdinand, war gut. Wallenstein führte es aus. Und so stellte er sich ihm selbst gegenüber, das ganze Kurfürstenkolleg tragend, auf den Schultern noch Dänen und Schweden, und wich nicht.
Der riesige Luxemburger, Lamormain, sein Beichtvater, trat an den heftig atmenden Kaiser, bat ihn im Namen der heiligen Kirche, das fromme Werk nicht zu versäumen, den ungläubigen Fürsten das Land Mecklenburg zu entreißen; er werde gottgefällig wirken wie einstmals, als er den Pfälzer aus seinen Ländern wies. Ferdinand, an seinem Gürtel nestelnd, hörte ihn verwirrt an, sah ihn verwirrt sprechen, seine Hand nehmen. Er glühte auf, beugte sich tief vor der ernsten schwarzen Gestalt, beschämt, und wagte nicht, seine Stimme anklingen zu lassen, um sich nicht, er wußte nicht worin, zu verraten.
Eine Urkunde bestimmte: die Herzöge von Mecklenburg haben es mitverschuldet, daß Krieg in den niedersächsischen Kreis getragen wurde. Der Kaiser hat das von ihm und dem Heiligen Römischen Reich zu Lehen rührende Herzogtum mit Heeresmacht überziehen und sich des Landes mit fast unerschwinglichen Kriegskosten bemächtigen müssen. Deshalb wird das Land der Genannten, das Herzogtum Mecklenburg, Fürstentum Wenden, Grafschaft Schwerin, die Herrschaft der Lande Rostock und Stargard dem Herzog von Friedland überlassen. Und zwar zu einem rechten wahren und beständigen Kauf für die geleisteten ansehnlichen und treuen Dienste in Dämpfung und Bezwingung der Rebellen, für die Erhaltung des schuldigen Gehorsams im niedersächsischen Kreise und die Zerschmetterung zweier Armaden, für die Eroberung und Besetzung großer Fürstentümer neben einem Teil des Königreichs Dänemark, er, der General Feldhauptmann, ritterlich daransetzend Gut und Blut.
Die Bestimmung des Kaufschillings wurde für später festgesetzt; vom Schätzungswert wurden in Abzug gebracht die Schulden des Landes, die Forderungen des Herzogs, eine Gnadengabe des Kaisers in Höhe von siebenhunderttausend Gulden rheinisch. Verpfändet wurden dem General das Bistum Schwerin und die im Mecklenburgischen liegenden geistlichen Stifter gegen vorgeschossene siebenhundertfünfzigtausend Gulden.
In Prag traf der Kaiser ein zum Empfang des Marschalls Schlick, der aus der Affäre von
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