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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Willst du schlagen, willst du nicht schlagen, Hundsfott?« »Du spuckst mich nicht an. Ich warte, bis du dich ganz ruiniert hast an mir. Wir werden alle sehen, wie weit du gehen kannst.«
    Tierartig hing der Lange über ihm, rammelte an dem schwankenden kopfverbergenden Körper; in den Pausen schluckte und schluchzte der unten: »Mann. Mann. Ja. Schlag weiter. Zwanzig. Wenn du fertig bist, ist die Abrechnung fertig. Ich zähl’ jeden Schlag. Unterhalten wir uns nicht; schlag nur weiter. Möchtest der Rache entgehen.« Der Braune faßte den über den Boden Gekrümmten von oben um die Hüften, hob ihn, schwenkte ihn. Einmal, zweimal sauste, gerissen, der Schwarzhaarige kopfabwärts, strampelnd herum. Am Boden, hingepoltert, spuckte er Blut, rollte, wackelte blind, blöde auf: »Hähä. Weiter. Zwanzig.« Ruderte fünfmal durch die Luft; knapp an der Rampe krachte er, losgelassen, hin. Als er den Kopf drehte nach einer Weile, lispelte sein verquollener Mund: »He du. Eitler Hahn. Gearbeitet. Zwanzig. Ist noch nicht fertig. Wollen sehen, wann er fertig ist.« Der Braune kreischte wie gebissen, kniete vor dem liegenden Schwarzen und nun, die Augen zukneifend, alle Gesichtsmuskeln zusammenreißend, schmetterte er, würgte, wühlte, klopfte, rollte, malmte an dem weichen Körper vor sich. Der richtete sich einmal blau japsend auf, wollte die Augen aufreißen, brach einen Strom Blut, legte sich seitlich um. Der Braune, noch hingekniet, packte den Schwarzen mit beiden Fäusten beim Hals, zog den Rumpf lang am schlaffen Hals hoch, ließ ihn auf das Gesicht hinklappen. Wütend spie er sich in die blutbeschmierten Handteller. Unten lachte man schallend über sein böses Gesicht.
    Der schmerbauchige Fürst zu Hohenzollern wechselte mit dem aufgestandenen Kurfürsten einige Worte. Die Wache formte sich zum Spalier. Maximilian sprach erregt auf Richel ein. Sie verließen die Halle. Leuchter wurden von Pagen in das Haus getragen.
    Im kleinen Singvogelsaal bemerkte Maximilian, ohne den Jesuiten Contzen oder Richel anzusehen: »Jedenfalls soll der Musketier belohnt werden und die ganze Patrouille, die den Boten abgefangen hat. Es war mir eine Genugtuung, diese Aufklärung zu erhalten.«
    Richel auf dem Schemel: »Leider geht aus dem Handschreiben Meggaus nicht hervor, wie lange der Hof schon Geld für den Kaiser aus Kontributionen bezieht. Oder ob es nur eine einmalige Zahlung war.«
    »Das Tüpfelchen auf dem i? Mir genügt es.«
    Richel, den geschwollenen Zeigefinger an der Nase: dieser Brief wiege soviel wie eine gewonnene Schlacht. Maximilian wechselte häufig die Farbe, er hatte die Knöpfe seiner Lederweste geöffnet, hauchte stark, von Hitze überströmt. Es dürfe nicht davon gesprochen werden, er werde selbst und allein mit dem Kaiser darüber verhandeln. Es kam zu keinen weiteren Debatten. Die Herren merkten, dies war eine Angelegenheit der Fürsten. Richel wurde entlassen.
    Der Jesuit wurde mit funkelnden Augen gefragt, welche Treue ein Kurfürst seinem Kaiser schuldig sei. Contzen sprang an: »Dem Kaiser alle Treue, dem Nichtkaiser keine.« Des näheren ergab sich: Ferdinand der Andere ist nur, und besonders nach dem eben aufgedeckten Vorgang, nur dem Namen nach Kaiser. Er hat die Machtfunktion an seinen General abgetreten. Man hat also keinen Kaiser, den man verraten könnte, und an dem Herzog von Friedland kann man keinen Verrat begehen. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder der Kaiser billigt willensfrei den Friedland oder er wird genötigt von ihm; im ersten Fall hat er sich seiner Herrscherattribute begeben; oder er steht in friedländischer Sklaverei. Man muß den letzten Fall bei seiner christlichen Frömmigkeit annehmen. Verrat an diesem. Verratenen heißt ihm, als dem Kaiser, beistehen. Er konkludierte: wie die Dinge liegen nach der Kapuzinerrelation und dem aufgefangenen Schreiben Meggaus, ist es Pflicht jedes Deutschen, besonders jedes Fürsten, den Kaiser von seinem Vergewaltiger zu befreien.
    Maximilian fragte leise: »Auch wenn die Befreiung des Kaisers mit Unterstützung fremder, ausländischer Mächte geschähe?« Contzen solle nicht gleich antworten, er möchte sich gut besinnen.
    Wozu man, erhielt Maximilian zur Antwort, das Beispiel der heiligen Kirche habe; ob sie Unterschiede zwischen den Nationen mache, ob es ihr nicht einzig auf die Sache ankäme.
    Max ihn aus seinen kalten, traurigen Augen lange betrachtend: »Wenn meinen Untertanen meine Regierung nicht gefällt und sie zu meiner Beseitigung die

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