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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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der augenblicklichen inneren Gewaltvorgänge in Deutschland eine Bedrohung der französischen Grenze. Maximilian flüsterte nach einigen Worten: »Weiter.«
    »Wir haben ein Interesse daran, im Reich eine Macht wie die Liga und einen Fürsten wie die bayrische Durchlaucht zu wissen, die den Stand des Reiches gewährleistet. Wir sind daher bereit, die Kraft der Liga auf jede erdenkliche Weise zum Schutz gegen den gewalttätigen ungesetzlichen Umsturz zu stützen – soweit man es von uns begehrt. Wenn ich genauer sagen soll, führen wir durch solch Vorgehen einen Präventivkrieg gegen das Reich. Unbedingt erkennt der Allerchristlichste König daher die Kurfürstenwürde der gegenwärtigen bayrischen Durchlaucht an.« Plötzlich endete der Franzose und fühlte sich auch durch den forschenden Blick des Fürsten nicht bewogen, weiter zu sprechen.
    Richel rückte seinen Stuhl, überreichte herantretend dem Kurfürsten eine Note, auf eine Stelle mit dem Zeigefinger weisend. Ohne hinzusehen, nahm Maximilian das Blatt mit der Linken, mit der Rechten Mund und Kinn zudeckend, immer den Gesandten fixierend, der ruhig wartete. Dann Maximilian sehr bestimmt, keinen Ton lauter: »Der Herr kennt die Verhältnisse im Reich. Der Bericht des Kapuziners Alexander aus Prag soll, wie mir berichtet wurde, Ihm vertraut sein. Ich habe wegen dieser uns überwältigenden Zustände den Allerchristlichsten König ins Vertrauen gezogen, meinem Pariser Gesandten fleißige Korrespondenz mit den königlichen Funktionären befohlen. Die Liga, deren Oberster ich bin, hat kein Interesse, bei treuster kaiserlicher Gesinnung, diese Zustände hinzunehmen oder gar zu befördern. Sie wünscht Abschaffung der drückenden Fronden. Dies ist dem Herrn bekannt.« Der verneigte sich. »Ich will nur angeben«, präzisierte Maximilian, »welche Wege gemeinsamer Art denkbar sind. Es genügt die Erklärung der Liga, in kommenden Angriffskriegen des Kaisers sich neutral beiseite zu stellen, bei der Bewahrung der Neutralität aber im schlimmsten, ernstesten Fall der Hilfe Frankreichs gewiß zu sein.« Hierzu seine Zustimmung zu geben, erklärte der Botschafter wieder gesprächig, hätte er Vollmacht und ausdrückliche Instruktion. Es läge dem Allerchristlichsten König daran, ihre Friedensziele, die so segensreich für die Menschheit und die katholische Christenheit wären, auf eine möglichst sichere Basis zu stellen. Man werde glücklich sein in Frankreich, am glücklichsten am Hofe des Königs, eine katholische Phalanx mit der deutschen Liga geschaffen zu haben, die der Welt Friedensgedanken aufzwänge und die Rechtgläubigkeit unangreifbar machte. »Ich will«, wiederholte nach einigem Abwarten Maximilian, »dann die Neutralität der Liga bei einem weiteren Angriffskrieg des Kaisers durchsetzen. Die bayrische Absicht ist weiter: Verteidigung gegen die Umsturzbewegungen im Reich, Verteidigung der Reichskonstitution, Verteidigung der heiligen Kirche; die französische Absicht darf dem in keinem Punkt widersprechen.« Als Charnacé das Wort Bündnis hinwarf, hob Maximilian ablehnend beide Hände. Man möge nicht wie ein Holzfäller bei ihm eindringen. Die Not im Reich sei groß; dies vor dem kundigen Gesandten zu verhüllen, hätte er keinen Anlaß. Jedoch sei er deutscher Kurfürst und werde durch keine Vergewaltigung sich von der geschworenen Treue gegen die Römische Majestät abbringen lassen. Bei allen Einzelheiten sei festzuhalten: kein Präjudiz gegen Reich Kaiser und Kurfürstenkolleg. Die Räte sahen auf; Maximilian war erglüht, hatte die Zähne wie in Scham zusammengebissen; Charnacé blätterte gleichmütig in seinen Papieren: Durchlaucht werde freie Hand gegeben, sich der Hilfe des Allerchristlichsten Königs nach Belieben zu bedienen; bei der Herzlichkeit der Gefühle Louis’ und Richelieus für das aus tausend Wunden blutende Deutschland sei ein Mißbrauch des Bündnisfalles unmöglich. Friede, Friede die gemeinsame Parole; geboren aus Erwägungen der Menschlichkeit Christlichkeit und Selbsterhaltung.
    Weich schlich Maximilian in die Wilhelmische Residenz herüber in das enge Stübchen zu seinem Vater, dem Herzog.
    Der Alte, im schwarzen Wollröckchen am Ofen, rieb seinem großen Sohn die Hand. Sie hockten über die Mittagsstunde zusammen. Den Kaiser Ferdinand bewarf Maximilian mit Bitterkeit. Dem Kaiser hat ein Satan diesen Wallenstein geschickt. Und nun floriert das Haus Habsburg und wirft seine Ketten und Schergen aus; es wiehert brünstig vor

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