Wallenstein (German Edition)
eines Infanterieregiments, Graf Johann von Nassau, wurde als sein Sequestrationskommissar nach Mantua geschickt. Der junge Herzog leistete dem kaiserlichen Kommissar nicht Folge, gehetzt von Richelieu, der hinter ihm stand und einen Sprung in die Lombardei tun wollte. Der Römische Kaiser fragte in diesem Augenblick den Generalfeldhauptmann, ob er zu einem Zug nach Oberitalien bereit wäre, zur Exekution gegen Mantua.
Die Armee wurde formiert. Geschwollen fuhr es aus dem Prager Hauptquartier über das Reich, das Klagen dunstete wie eine Wiese in der Morgendämmerung: man habe Krieg, möge jeder still sein, Kaiser und Reich sei beleidigt. Die alte Armee wuchs wieder; der Herzog brauchte zwei Armeen, eine zum Kampf, eine zu Kontributionen. Regimenter aus Schwaben marschierten südwärts, besetzten die Pässe der Graubündner Alpen, hingen wie eine Wetterwolke über Italien. Über das Meer war man nicht herübergekommen; die Alpen konnten nicht aufhalten. Und wie der junge Nevers noch schwankte, erschien der französische König Ludwig selbst mit einem starken Heer, rückte gegen die Stadt Susa und besetzte sie. Sie überschritten, eine neue Kriegsmacht, die Brücke der Dora; Richelieu, der schmächtige kinnbärtige Mönch, von allen Waffengattungen bejubelt, ließ im grellen Märzsonnenschein am Brückenkopf sein geharnischtes Roß voltigieren, zwei Pistolen trug er am Sattelbug, das lange Schlachtschwert an der Seite, den wallenden blauen Federhut. Pinerolo fiel, die Alpenpässe wurden geöffnet, das Heer stürzte an, zehntausend Mann, gejagt von ihren Marschällen Créqui, Schomberg, La Force.
Losgelassen die Kaiserlichen hinterher, unter dem Grafen Collalto. »Der Herr Bruder ziehe Menschen an sich«, schrieb der Böhme, »das Reich hat genug, ich vermag nicht zu bewältigen, was zu mir kommt. Je mehr ich aufnehme an kräftigen Männern, um so sicherer wird der Widerstand im Lande hinschmelzen; vor dem Knurren und Keifen alter Weiber und Kanaillen fürchte ich mich nicht.«
Kompagnienweise wurden die Söldner bei den ersten Scharmützeln verschlungen. Aus Wallensteins Quartier flogen der Kriegskommissar Metzger und der Rittmeister Neumann her; ein neues Lied hatte angefangen. Sie drängten gewaltig den schlachtengierigen strategielüsternen Collalto zu Attacken; hielten verschlagen mit Artillerie und Harnischen zurück. Sie reizten durch verräterische Meldungen den Franzosen zu Angriffen; worauf die deutschen Verluste wuchsen.
Und Ludwig, wie er triumphierte über die albernen vielgerühmten Wallensteiner. Er machte sich anheischig, sie in fünf Monaten mit Stumpf und Stiel in Italien auszurotten. Und so gewiß war er seiner Sache, daß der noch ängstliche junge Herzog von Nevers, der Prätendent, die kaiserliche Fahne in Casale einzog. Die friedländischen Regimenter, deren Verluste furchtbar waren, meuterten nicht; die Landschaft blieb üppig, Ortschaft um Ortschaft wurde ihnen zur schonungslosen Plünderung mit Gütern und Menschen preisgegeben, zur Reizung und Betäubung.
In Prag wiegte sich Wallenstein; Patente für neue Truppenkörper flogen aus seiner Kanzlei; er hieß sie für einige Monate die Zügel im Reich etwas schlaffer halten, der Kaiser brauche ein Heer, der italienische Krieg verschlinge Massen, man müsse locken, locken. Mit rasenden Pfeifen, Heerpauken durchzogen die Werber die Landschaften, fuhren Wagen voll des besten Geldes, jagten in die Wälder zu den neuen Siedlungen der Vertriebenen; schlugen eine gute Musik, bunte Schärpen, wilde Hüte, Macht über Männer und Weiber. Möchte wer von den Verkommenden arm und Knecht sein. Der Krieg in der italienischen Ebene war ein Schlund, er schluckte und spie in die Gräber.
Bassewi ging den harten Herzog an. Der gab zurück: »Jammere Er nicht, Bassewi. Er hat keinen Grund, über diesen Tod zu klagen, wo kein Deutscher einen Finger aufheben würde, wenn sein ganzer Stamm an einem Tage weggerafft würde. Wir kommen von der Stelle. Oder zweifelt Er?« Der weißhaarige Jude schüttelte mit weiten starren Augen den Kopf: »Ich werde nicht zweifeln, daß dem Herzog von Friedland irgendein Erfolg ausbleiben wird. Ich werde nicht daran zweifeln. Ich würde glauben, wenn der Herzog von Friedland ein Jude wäre, würde die arme Judenschaft morgen nach Palästina wandern können und das Reich Salomos neu begründen.« Wallenstein lachte kräftig: »Hinbringen könnte ich euch schon; aber der Großherr in Konstantinopel würde euch verspeisen. Es wäre
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