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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Geschäfte des Heiligen Reiches gewissenhaft zu versehen. Das ist meine Bibel, die mir an die Hand ging. Neben mir stand die Wahlkapitulation, das Reichsgrundgesetz, die Goldene Bulle. Man hat mich hergesetzt und mir vertraut. Das Weitere kommt von mir, die Macht und Verantwortung.«
    Rotes Abendlicht zuckte sich ausbreitend über das sich rasch verdunkelnde Zimmer; der große Luxemburger stand vor der Truhe, den Kopf tief vor der Brust, die Hände gefaltet. So sei es, und nicht wie vorhin die Rede war. Wo sei jetzt von Christentum die Rede. Dann, als Ferdinand den bestimmten sicheren Ausdruck des schwingenden Gesichts nicht aufgab: der Kaiser möge überlegen, wie es mit ihm stünde. Als er den Kaiser verließ, saß der noch unbewegt mit der gleichen Miene vor der rotbestrahlten Wand, über der wild die grellen Flammenräder rasten.
    Und mit derselben bestimmten klaren Miene empfing ihn gleich nach der Messe am nächsten Vormittag der Kaiser. Ferdinand, von gesünderer Farbe als sonst, bedauerte, gestern abgebrochen zu haben, er könne den Pater noch nicht dispensieren von diesem Thema. Darauf schüttelte er ihm die Hand, hieß ihn freundlich sich setzen. Es sei gewiß, daß er es sich überlegen müsse, wie es mit seinen Sachen stände. Gewiß müsse sich dies aber auch der Pater überlegen. Damit blickte er frei forschend den Luxemburger an: »Ich bleibe dabei, Ehrwürden, lieber Vater, mir sind nur Bulle, Reichsgesetz, Wahlkapitulation gegeben. Ihr meint, ich verfehle den christlichen Weg als Kaiser. Geht mir zur Hand.«
    In großer Freude verneigte sich der Luxemburger, seine Stimme tief ehrerbietig. Diese Aufforderung und Bitte hat er erwartet; er weiß, daß der Kaiser nicht allein dies leisten kann; der Kaiser mußte es erst erkennen. Langsam erwog der Kaiser: »Ich habe es in der letzten Nacht selbst wieder angestaunt, Pater. Ich will es Euch nicht verheimlichen. Daß Kaiser und Kirche so aneinander vorbeiregieren. Der Kaiser hat seinen Palast, seine Burg, dazu Edle, Berater, Offiziere, Heere; der Papst hat die Geistlichkeit, den Vatikan, die Peterskirche, tausend Kapellen, Klöster und Kirchen. Der Papst gibt seine Gesetze, ich, meine Landesfürsten ebenso. Wir regieren dieselben Völker. Und – wir haben keine Berührung miteinander. Nun erst, in solchem einzelnen Augenblick, kommen wir zusammen. Um uns zu tadeln. Es ist kein gesundes Verhältnis.« Und dann legte Ferdinand, heimlich und inständig zu ihm redend, die Umstände dar, die zu diesem Kollegialtag führten, die gefährliche Situation, die heraufbeschworen sei. »Und ich habe die Entscheidung. Lehne ich sie ab: wißt Ihr, was geschieht? Wie wenn ein Pfeil abgedrückt wird, schießt von Südwesten mein Feldhauptmann heran, schlägt die Kurfürsten nieder, das Reich hat ein neues Gesicht. Ich will Euch gestehen, ich bange nicht, ich bin in keinerlei Sorgen. Wer Sorgen haben muß, sind die Kurfürsten des Reichs, die ich niederdrücken kann, wenn ich will. Ich kann sie hinlegen lassen, als wenn sie an Armen und Beinen gefesselt sind. Ich habe die Macht dazu.«
    »Wie beschließt Ihr?«
    »Nichts, noch nichts. Ich lasse die Herren warten. Ich kann mich ohne Zwang nach beiden Seiten entscheiden. Ich will ihnen kein Unrecht antun. Ich will mich ganz auf mich besinnen. Den Augenblick abwarten.«
    »Wie große Macht hat Euch der Herr des Himmels verliehen. Wenn sich ein gemeiner Mann, ein Edler auf sich besinnen will, kann er in einen Winkel oder in die Kirche gehen; das Gespräch mit sich und Gott ist alles, was er vollbringt. Ihr habt so viel Freiheit, daß Eure Selbstbesinnung über Millionen Seelen verfügt.«
    »Ich würde dies nicht wagen, wäre ich nicht Christ.«
    »Majestät, mein Beichtkind, ich bin bei Euch in diesem Augenblick. Ich bin glücklich, daß Ihr mich ruft. Habt Ihr Furcht oder Beklemmung, den Herzog zu entlassen?«
    »Nein. Ich bin ihm dankbar. Aber ich verfüge über ihn.«
    »Ist es Euch schlimm, die Kurfürsten zu unterdrücken?«
    »Ihnen soll kein Unrecht geschehen. Sie werden mich durch ihr Gebaren nicht zum Unrecht verleiten. Wenn es sein muß, werden sie beseitigt werden.«
    »Sie sind fromme Männer, darunter Bischöfe der Kirche.«
    »Mein Feldhauptmann hat mich wieder in den Besitz meiner Erbkönigreiche und Länder gebracht. Er hat das Heilige Römische Reich vergrößert und mächtig gemacht wie keiner dieser Kurfürsten.«
    »So laßt ihn hermarschieren, die Kurfürsten verjagen oder in Eisen legen.« »Wenn es gut

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