Wallenstein (German Edition)
die Kinder ins Feuer wirft. Des Kurfürsten Korporale werden mit euch ihr Spiel treiben, seht euch vor. Träges faules Volk ihr. Was ist denn ein Fürst, ein Herr, ein Kurfürst und großgewaltiger Kaiser. Macht einen krummen Buckel vor ihm und er ist euer Kaiser. Zeigt ihm den Steiß alle zusammen und ihr werdet sehen, wie lange er noch Kaiser ist. Er ist ja nur mächtig, weil ihr Furcht habt und Angsthasen seid. Er hat keine Macht. Aber seht eure Hosenböden an, da findet ihr sie. Betrug und Einbildung ist die Regiererei, auf dem niedrigsten und höchsten Thron. Ihr seid schuld daran, ihr alle, daß es uns so geht, man müßte euch mit Knüppeln totschlagen, daß ihr so dasteht und die Mäuler aufreißt. Der Krieg täte euch gut, damit ihr seht und fühlt und schmeckt, was ihr für gottvergessene Schurken und Hundsfötter seid. Was ihr versündigt habt durch Dummheit und Narrheit, wird kein Heiland gutmachen; er könnte zu euch kommen und ihr würdet ihn noch nicht ansehen, wenn er euch helfen will. Durch eure Dummheit und Furcht regieren die Fürsten, in eurem Kopf steht ihr Thron, für ihre Schandtaten und ihren Übermut bürgt ihr. Eure Jämmerlichkeit ist so groß, daß ich ein Maul wie der babylonische Turm haben müßte, um sie zu beschreiben. Es ist ja an der ganzen gefürchteten Macht der Fürsten und Tyrannen nicht viel mehr als an einem Traumschrecken, einem eingebildeten Alb. Feige Schufte haben die Fürsten groß werden lassen. O ihr jammerbaren Schächer und Klötze. Die Fürsten sind eine Schande, sie sind eure Schande. Sind die leibhaftigen Teufel und ihr seid des Teufels Mutter und Großmutter. Bald wird der Schwede da sein und ihr werdet sehen, wie sich der Teufel seine Gehilfen ausgesucht hat zum Dank, daß ihr ihn so dick gemästet habt. Lauft nach München. Da sitzt einer auf dem Thron, den ihr ihm gebaut habt, damit er in Ruhe Riemen aus eurer Haut schneiden kann. Sagt, es wird Krieg, Herr Kurfürst! Kommt der Schwede herein oder kommt er nicht herein. Helft uns. Er wird euch totschlagen lassen für sich. Tut euch zusammen zu einem Gewalthaufen. Nehmt eure Messer. Und wenn er nicht sagt, was euch gefällt, so könnt ihr eine Freude haben: die Fürsten haben einen Hals zwischen dem Kopf und den Schultern; macht euch einen Spaß. So ein Mann spritzt nicht mehr Blut wie ein Kalb.«
ÜBER DEN Thüringer Wald herüber auf Königshofen, Würzburg. Westwärts mainabwärts durch den winterlichen fränkischen Kreis. »Die Goten kommen, die Vandalen kommen!«
In Würzburg inthronisierte sich der Schwede als Herzog von Franken; die Stiftsangehörigen, geladen auf den Markt von Statthalter Kanzler und Räten, schwuren betäubt mit handgebender Treue einen Eid zu Gott und auf das aufgeschlagene Evangelium, niemanden anders als die Königliche Majestät von Schweden, deren Nachkommen und Regierung als alleinige Landes- und Erbherrschaft anzuerkennen. In dem Tosen des Marktes feierte ein schwedischer General, von einer Freitreppe radebrechend, die Würzburger, die die Köpfe senkten, als seine neuen Landsleute und gute Schweden. Ausschwärmend nahm der Schwede von dem Land Besitz. Abteien und Klöster Frankens fielen seinen Generalsoffizieren zu. Es gab nur herrenloses Land, Menschen und Gut. Dem schwedischen General Herzog Georg von Lüneburg wurde die Stadt Minden, das mainzische Eichsfeld zuteil. Die freie Reichsritterschaft schickte huldigend ihren Direktor, den großmäuligen Adam von Rotenhan, samt zwei Grafen von Erbach; sie erhielten hingeworfen die Benediktinerabtei Amorbach. »Der evangelische Glaube siegt!« brüllten die beladenen Finnen, die Schweden auf ihren keuchenden Beutepferden; es durfte niemand ihnen etwas verwehren, sich und seine Habe verschließen. Sie übten Gerechtigkeit mit Feuer Schwert und Torturen, in schmachvoller Knechtschaft hatte das Reich bis da gelegen, den Papisten durfte es nicht gut ergehen, den Lutherischen nicht besser: so stachelten sich die Fremden.
Immer mehr Deutsche schlichen um den leckeren Tisch. Dem Grafen Löwenstein-Wertheim stopfte man den Rachen. Der Rat der Reichsstadt Schweinfurt verbeugte sich vor den Knechten Offizieren Generalen und der königlichen Würde selber; vierzehn würzburgische Dörfer, dazu Güter des Hauses Echter und Klöster waren für die Stadt zu haben. Nürnberg lag im Rücken, man ließ es nicht vorbei, es sollte sich entschließen; die Korona der städtischen Hochgelehrten und Genannten beriet sich, der schreckliche Herzog von
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