Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
Küttner. Knie nicht da. Erzähle.« »Ich hab’ Euch nur zu melden: der Pater Joseph sagte mir, als die Nachricht von Breitenfeld einlief: ich sollte verhindern, daß mein kurfürstlicher Herr sich von diesem Unglück getroffen fühlt. Das kaiserliche Heer sei geschlagen. Es sei eine Warnung, über den Regensburger Weg hinauszugehen – nach Wien; ein Wink für Eure Kurfürstliche Durchlaucht, nicht mit der falschen Partei zu halten.« »Ich bin nicht geschlagen, ich bin nicht geschlagen.« »Vielmehr meinte der so gelehrte und weltkundige Pater: Ihr hättet sozusagen einen Vorteil errungen. Ihr hättet es in der Hand, den Kaiser wissen zu lassen, wie es steht und wie Ihr es auffaßt. Schließlich habt Ihr nicht Pommern und Niedersachsen zu verteidigen. Die Liga ist nicht gegründet, um Pommern zu befreien.« Mit gezwungenem Lächeln betrachtete Maximilian ihn von der Seite: »Du, lieber Küttner, meinst, ich bin nicht besiegt. Es wird alles wieder gut.« »Kurfürstliche Gnaden, Eure Stunde kommt. Ich spreche, was mir der Kardinal und der Pater oft eindringlich nahegelegt haben: Ihr solltet Mut haben. Der Kaiser ist gerichtet. Alle deutschen Stände wenden sich nach den friedländischen Untaten, die er begünstigt hat, von ihm ab. Greift zu. Jetzt seid Ihr in Notwehr. Es geht um Euer Land und Euer edles Haus.« »Was hat Richelieu gesagt?« »Stellt Euch dem Schweden nicht in den Weg. Haltet es wie der Allerchristlichste König: begünstigt ihn und sucht Euren Vorteil. Frankreich rät Euch das. Es rät Euch das, weil Ihr sein Bundesgenosse, sein natürlicher Bundesgenosse im Kampf gegen Habsburg seid. Frankreich hat einen Vorteil von Euch; es wird Euch nicht Schlechtes raten.«
    Maximilian, den Arm auf der Schulter des schlanken Jünglings, blieb still, sein Gesicht wurde länger, seine Nase rümpfte sich, leise: »Glaubst du, daß er den Storch umgebracht hat?« Leicht verwirrt Küttner: »Sehr tief war die Wunde nicht.« »Ein ekler Mensch. Laß dich doch ansehen. Das ist also ein Mensch, der mich nicht aufgibt. Ich muß mich wohl an dich halten. Und wie hat Richelieu gemeint, Küttner, besänftige ich den Schweden am besten?« »Besänftigen, Durchlaucht – ich rede mit aller Offenheit, die Ihr erlaubt –, es ist ja nicht nötig. Wer, glaubt Ihr, sei der Schwede. Ich habe mir viel von ihm erzählen lassen. Er rechnet wie Ihr und ich. Er hat seinen Haß wie ein dummer Lutheraner, aber das verwirrt seine Rechnung nicht. Zuerst Eure Liga aus dem Spiel: seid gewiß, Ihr braucht ihn nicht mehr mit Worten zu besänftigen.« »Daß ich so wie von einem Fall gelähmt bin. Mir liegt – ich habe ein dumpfes Gefühl – eine ziehende Angst in den Knochen. Bin ich nicht in einem wilden gräßlichen Traum, der mich nicht losläßt.« »Also hätte Eure Durchlaucht nur darüber anzuordnen: wie sich Graf Tilly verhalten soll. Befehlt ihm, Waffenruhe anzubieten.« »Ich wäre nicht besiegt, ich wäre nicht geschlagen, meint Richelieu.« »Ein Entschluß hilft Eurer Durchlaucht.« »Es ist nicht denkbar. Mein Arm, meine Knochen.« »Die Lage hat sich zu Euren Gunsten gewandt; Ihr könnt eine entscheidende Rolle spielen.« »Nun will ich aufstehen. Du hilfst mir, Küttner, und begleitest mich auf meine Kammer. Ich freue mich. Es geht mir besser.« Maximilian schwankte am Arm des schlanken sanften Küttner durch die lange Kunstkammer. Sie gingen über den Hof. Den Fürsten schauerte es in der Herbstluft. Er sah lächelnd seinen Begleiter an. Der Oberstkämmerer erwartete ihn auf der großen Freitreppe. Der Kurfürst hatte das Gefühl, bald froh zu schlafen wie lange nicht. Nur als er in der finstern Nacht erwachte, fühlte er, auf dem Rücken liegend, die fremdartige Geschlagenheit, Zerbrochenheit, Zermalmung in seinen Gliedern. Er flüchtete, mit ihr ringend, in den Schlaf.
    Der französische Gesandte Charnacé, der rothäutige Soldat, und Küttner, am nächsten Tage vom Kurfürsten und seinen Geheimen Räten gemeinsam empfangen, reisten zu Gustav Adolf ab. Sie brauchten nicht weit zu reisen. Jenseits des Thüringer Waldes stand er in Erfurt, nachdem er Leipzig Halle und Querfurt überzogen hatte. Vierzehntausend Schweden bevölkerten die Stadt. Der König wohnte im Gasthof zur Hohen Lilie. Er nahm die Gesandten auf einen Umritt mit; auf dem Petersberg, wo das Jesuitenkloster stand, fingen sie ihre Gespräche an. Der dicke König war von deutschen Fürsten umringt, er war lärmend freundlich zu ihnen, sie kamen zu keinem

Weitere Kostenlose Bücher