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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Herr ihm aufgetragen hatte: von dem bayrischen Wunsch, den gewaltigen Siegeslauf des Schweden nicht aufzuhalten und in Neutralität zu treten. Gustav schrie, sich von der Pauke erhebend und seinen Becher absetzend, das sei ja ein Glückstag, ein unerhörter Glückstag; was sei ihm denn lieber als mit anderen Menschen in Frieden zu leben. Er streckte, gewaltig im Lederwams mit der Riesenschärpe stehend, zu beiden Seiten seine Arme in die Höhe: so möchten zerschmettert werden, die Feindschaft und Tod durch ihr gehässiges tyrannisches Gebaren in die Welt trügen; er freue sich über alles Maß, daß alles so käme, wie er sich gedacht habe. Er umarmte den errötenden Küttner; Charnacé lächelte melancholisch. So umarme er mit ihm den bayrischen Kurfürsten. Und darauf rülpste er stark. Sie sollten bald Bescheid erhalten. Er verabschiedete sich herzlich und immer wieder menschenfresserisch lachend und schmetternd von ihnen, die er seinem Kanzler empfahl.
    An der Würzburger Domkirche vor den Gittern unterhielten die schwedischen Soldaten vier offene Spieltische; Säcke mit Talern und Dukaten standen neben ihnen; auf dem großen Platz brüllte zusammengetriebenes Vieh; für einen Reichstaler wurde die Kuh losgeschlagen, ein Schaf für einige Batzen. Wie in dem allgemeinen Lärm der Regimentsmusiken Spieler Tiere die Gesandten nach einigen Tagen über den Domplatz ritten, kam der königliche Kurier hinter ihnen her mit einem Brief. In ihrem Quartier lasen sie dann den schrecklichen schwedischen Bescheid. Neutralität des Bayern nähme der König herzlich gern an, jedoch müsse die Liga ihre herzliche Gesinnung ihrerseits auch beweisen, so, indem sie ihre Truppen auf zehntausend Mann vermindere, natürlich auch alles zurückgebe, was sie Evangelischen genommen habe, den König in allem Besitz lasse, den er okkupiere und okkupieren werde. Dafür werde der König Bayern nicht überziehen; er gewähre einen vierzehntägigen Stillstand zur Überlegung.
    Nur dies war Küttner sicher, daß er sogleich aus Würzburg aufbrechen wollte; wohin, wußte er nicht. Er klagte: »Ich kann nicht zu meinem Herrn mit diesem Bescheid.« Ihm stand vor Augen der ernste Abschied von Maximilian. »Kommt!« lockte Charnacé; den reizte die Begegnung mit dem Bayern, der sich so lange gegen das Bündnis mit Frankreich gesträubt hatte: »Ihr müßt hin.« »Helft mir, Marquis, ach, unterstützt mich vor ihm.« »Habt Ihr Furcht vor Eurem Herrn? Ihr habt Eure Sache so gut gemacht.«
    Maximilian nahm den Franzosen nicht an; vor Küttner hingesunken, stöhnte er: »Es ist eine Rettung; vierzehn Tage Zeit; ich kann es noch abwenden. Oder es ist eine Folter: ich muß es vierzehn Tage hinziehen und es muß doch geschehen, ich muß mein Land und mich vernichten lassen, wenn ich in Ehren bestehen soll. Verratet mich bei meinem Vater nicht, Küttner; bleibt bei mir die Wochen. Es könnte doch sein, daß sich alles ändert. Glaubst du nicht, daß sich noch alles wenden kann. Es kann doch nicht wirklich sein, was mir jetzt passiert.«
    Küttner weinte, wie er allein war.

    UNTER DER Annäherung der fremden Eroberer entstanden Revolten bei den bayrischen Landfahnen; viele flüchteten, suchten ihre Habe zu verstecken, sich und die Angehörigen in Sicherheit zu bringen. In dem straff regierten Lande ereignete es sich zum erstenmal, daß die Landstände gegen die neu auferlegten Kriegssteuern protestierten, auf der einberufenen Versammlung in München fehlten viele: Aufrührer gingen durchs Land. Vor Preising stellte sich ein kurzer Kerl hin, das Gesicht wie ein Waldmensch umwachsen, die Leute liefen ihm zu, predigte vom Schindeldach eines Häusleins:
    Da käme der Schwede und juch, sie hätten den Krieg im Land. Würde ihnen das behagen! Der Krieg ist Sache der großen Herren. Bevor man ihnen nicht die Köpfe abschnitte, verharrten sie dabei, den Krieg auf die kleinen Leute zu jagen. »Der Kurfürst in München hat es in der Hand, Frieden zu machen; es wird ihm nicht passen; er hat Pferde und ist bald davon. Legt die Fürsten lahm, alle zu Hauf. Es geht um eure Haut, ihr habt nichts weiter zu verlieren. Wollt ihr Lumpen und Hundsfötter werden, bis der gnädige Herr euch beim Schopf hat? Bis er euch gepreßt hat mit Weibeln, Profossen, Korporalen und seiner ganzen Teufelsgarde, daß ihr ihm dient im Krieg als seine Söldner und totgeschlagen und geschunden werdet, während der Schwede euer Vieh frißt, eure Scheunen ansteckt, euer Weibsvolk verschändet,

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