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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Franken fragte sie dringend durch seinen Unterhändler nach ihrer Gesinnung; sie unterwarfen sich, versprachen zu liefern, was er wollte. Der ganze Kreis, mit Peitschenhieben und Sporenstößen angefahren, gelobte zweiundsiebzig Römermonate für das gemeine evangelische Wesen zu bewilligen. Zu Regensburg hatten die drei geistlichen Kurfürsten das große Heilige Reich mitordnen helfen, sie hatten das gewaltige Tier Wallenstein von seiner Armee gejagt, die Armada zerblasen. Ihre Macht waren jetzt Buchstaben, geschrieben auf brennbarem Papier; Reichsgrundgesetze, kaiserliche Wahlkapitulation: der König der Schweden Goten und Vandalen wollte nicht lesen. Er fragte nach der Zahl ihrer Knechte. Dann fragte er, ob sie seine Freunde wären, und sie sollten ihm für diesen Fall monatlich vierzigtausend Reichstaler zahlen, Proviant liefern, ihre Festungen überlassen. Sonst werde er ihre Städte verwüsten, und wenn sie rebellierten, das Kind im Mutterleibe nicht schonen. Die geistlichen Herren spien.
    Er zog mit zwölftausend Mann auf Frankfurt am Main, zum Bockenheimer Tor hinaus auf Höchst. Kastel, Bingen und Mäuseturm in seiner Gewalt. Eisiger Winter. Er bedurfte schon keiner Truppen mehr zum Sieg. Acht schwedische Reiter überfielen die Stadt Eberbach am Neckar, nahmen sie ein; Beute machten sie, die Behörden ließen sie einsperren. Mit sechstausend Mann zu Fuß, dreitausend Reitern, dabei vielen Engländern, richtete sich das Heer auf Mainz. Das steckte nach zwei Tagen die weiße Fahne aus; von Wittenhorst saß drin, mit Sack und Pack, Ober- und Seitengewehr, zwei Feldstücken zog er aus nach Luxemburg.
    Dann saß die schwedische Majestät, die aus Upsala über die Ostsee mit Schiffen gefahren war, Pommern und Brandenburg unterworfen, bei Breitenfeld Tilly den kaiserlichen Feldherrn beiseite geschleudert hatte, in der Sankt Martinsburg und überwinterte. In Ruhe, barbarischer Lust breiteten die Schweden sich in der Stadt aus. Furchtbare Summen wurden der Geistlichkeit und Bürgerschaft auferlegt. Die Brandschatzung konnte nicht gezahlt werden, da liefen die Fremden in die Kirchen Klöster Kollegien, versteigerten zum Fenster hinaus die Ausstattung an Bürger aus Frankfurt und Hanau. Die Schatzung der Bürger wurde auf sie häuserweise verteilt, die Häuser der Schuldner niedergerissen straßenweise, das Holzwerk verkauft. Rasch ging man ans Schanzen, riß Klöster und Kapellen nieder, die Kirchen verwandelten sich in Ruinen für Festungswerke. Beim Abbruch sang man den Katholischen zum Hohn: »Ein feste Burg ist unser Gott«, die Sankt Albanskirche streckte man hin als Schanze Gustavsburg an der Einmündung des Mains; so half sie, sagte der schwedische General, Gott loben.
    Der Schwedenkönig ruhte monatelang in Mainz. Er lag in dem grellen Licht des Schreckens. Die Deutschen liefen um ihn. Von drüben, von Schweden, hörte er nicht viel. Einsilbig waren die Nachrichten, klagend über den schweren Druck, der auf dem Lande liege, grollend über das verzehrende deutsche Wesen: daniederliegt der Handel, kein Silber im Land, die Kupfermünzung betrügerisch; unerhörte Teuerung, verödet ganze Bezirke, Kirchspiele ohne einen kräftigen Arm. Der König fragte vorsichtig an um sechs Regimenter zu Fuß, der Reichsrat bewilligte knapp drei. Es kam in der Antwort heraus: so wild eroberisch sei der deutsche Krieg nicht gedacht gewesen. Seinen Ärger blies Gustav von sich; so war die Sache nicht gedacht, aber er hatte Deutschland, sie würden sich ändern. Er wollte die evangelische Vormacht in Europa an sich nehmen und sich dem Kaiser, dem Haupt der Papisten, starr gegenübersetzen als Haupt des evangelischen Wesens.
    Und in der Tat: wenn er schon gläubig gewesen war, nach seinen Siegen ließ er Taten sprechen. Gnadenlos fielen in diesem Winter alle fremden Gotteshäuser und Kapellen; er sagte: es solle, soweit er gebieten könne, kein Spott mit dem Namen Gottes getrieben werden. So gewalttätig fest er war, hier fürchtete er, etwas zu versehen. Oxenstirn selbst wunderte sich, wie wahnsinnig die Augen des Königs flackerten, wenn Flüche um ihn laut wurden, wie er mit eigener Hand gottlästernde Knechte den Profossen übergab und sich nicht eher beruhigte, bis er sie am Galgen sah. In der Martinsburg sprach er zu Weihnachten die Herren aus Nürnberg an, wies ihnen eine Schrift, das Buch eines Archidiakonus zu Rochlitz, vom dreifachen schwedischen Lorbeerkranz und der triumphierenden Siegeskrone; darin nannte man ihn Josua,

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