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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Kabinett: »Friede muß sein. Irgendwie. Befehlen soll mir keiner etwas. Bringt der Schwede keinen, bringt ihn der Kaiser. Wir sind alle Christenmenschen, kein Vieh, das so unsäglich leiden muß. Diesmal noch. Ich hab’s satt.«
    Quer über Sachsen warf sich krachend der Herzog, in Leipzig nahm er Quartier, auf Torgau stieß er. Bald war der Schwede da. Die Pässe bei Hildburghausen und Schleusingen hatte ihm in rasenden Kavallerievorstößen der Herzog Bernhard von Weimar offengehalten, den Thüringer Wald durchbrauste der König; er mußte zurück in die Nähe seines ersten entscheidenden Sieges über den toten, von der Erde weggewälzten Tilly. Durch Arnstadt Kösen Naumburg. Verzweifeltes hilfeflehendes Volk lag geworfen auf den Straßen, an den Wegen. »Was wollen sie von mir«, zuckte zähneknirschend der König die Achseln, »ich tue meine Pflicht, Gott muß sie erretten.« Er gedachte wie bei Nürnberg sich erst zu verstärken, bis er angriff.
    Als aber Friedland seinen General Pappenheim ausschickte, um Hans von Arnim, der sich ausgeschwiegen hatte, schon auf dem Marsche zurückzuschlagen, hielt der Schwede, von feierlicher Sicherheit durchströmt, seinen Augenblick für gekommen. Er wollte nicht warten, bis der Winter hereinbrach, er hatte keine Zeit bis zum Frühling: »Der Friedländer ist in meine Hand gegeben«, fühlte er, als er von dem Abritt Pappenheims auf Halle hörte.
    Um ihn wimmelte es von Menschen, den Männern aus Småland, Ost- und Westgötland, den Leuten Horns, Banérs, Totts, Stålhandskes, Klitzings, Lösers, Bernhards; sie werden zermalmt sein wie ein Ameisenhaufen von einem Fußtritt, sah er, wenn sie nicht siegen. Sie haben den rechten Glauben; Schweden, ganz Schweden hat seine Habe hierher gegeben, sie werden nicht unterliegen. Während er besessen die Augen schloß, dachte ihm dies.
    »Wir werden siegen«, beschloß er. Er ritt befehlend in den nebligen Herbstabend. »Sie werden keinen besseren Markt haben als der Tilly bei Breitenfeld.« Inbrünstig ging er das Werk schmieden.
    Widerwillig kam der Friedländer. In seinem Hauptquartier war, wie sie den rachedurstigen Schweden nahen sahen, die Parole ausgegeben: nicht siegen, den Widersacher schwächen, schrecken, gedeckter Abmarsch, sobald die eigenen Verluste stark werden. Nach Pappenheim rief man: der Herr solle alles stehen und liegen lassen und herwärts jagen. Um die Steigbügel des Pferdes Wallensteins, der reiten wollte, wurden Seidenbäusche gewickelt.
    Regimenter der Schweden: Karberg, Herzog Bernhard, Wrangel, Dieshausen, Courville, Stechnitz, Steinbach, Brandenstein, Anhalt, Löwenstein, Hofkirch. Dann Ußlar, der hessische Landgraf, Bulacher, Goldstein, Wilhelm von Weimar, das gelbe Leibregiment, das blaue Regiment unter Winkel, Generalmajor Graf Brahe.
    Regimenter der Deutschen: Colloredo, Chiesa, Savelli, Gallas, Holk, achtundzwanzig Schwadronen Ungarn und Kroaten mit Isolani, vierundzwanzig Schwadronen Kürassiere mit Octavio Piccolomini, Strozzi, Gonzaga, Coronini.
    Vom nebligen Herbstmorgen bis zum Abend acht Stunden zerhieben sich die Heere zwischen dem dünnen Mühlgraben und Floßgraben bei Markranstädt und Lützen; der Galgenberg buckelte dazwischen mit vierzehn Riesenhaubitzen Wallensteins. Am Abend und in der Nacht standen die beiden Heere noch auf dem Feld und rissen aneinander.
    Tot war Gustav Adolf und Tausende aus allen Regimentern der Schweden und der Kaiserlichen.
    Den Grafen Pappenheim donnerte eine Drahtkugel in den Tod.
    Unbekümmert um die Nachrede schnurrte der Herzog davon, nach Leipzig zurück, aus Sachsen heraus.

    DIE SCHWEDEN tasteten ihm auf dem Schlachtfeld nur wenig nach. Vor Schwäche konnten sie sich nicht rühren. Tage vergingen. Sie lagen in Angst. Kroaten, die Kanonen rauben wollten, verscheuchten sie. Was um Gustav gewesen war, schwur, sich nicht zerreißen zu lassen. Oxenstirn nahm die Zügel in die Hand. Die Armee sollte Bernhard von Weimar führen. Der Winter sollte sie nicht verderben, sie wollten sich keine Furcht anmerken lassen.
    In das winterliche Prag zog Wallenstein ein, hielt Gericht. Geschenke bis fünfundachtzigtausend Gulden fielen über den Grafen Merode, den Marquis de Grana, das Comargische Regiment, Breuners.
    Vor dem Rathaus in Prag, auf der mit schwarzem Tuch behangenen Bühne, wurden hingerichtet elf Offiziere aus den vornehmsten Familien, die meisten vom Regiment Sparr. Eine Anzahl wurde an einen neuen Galgen gehängt, einigen der Degen unter dem Galgen

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