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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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konnte, legte ihm die Hand auf die Schulter, fragte ihn, wo er entlang gehen wolle, sagte mit sonderbar schluchzender Stimme immer wieder: »Lieber Ferdinand, lieber Ferdinand.« Der führte ihn riesengroß wie er war an sein Fenster zurück, hob ihn auf das Fensterbrett, so daß er herunterglitt. So groß war der Rücken des Teufels, daß das ganze Fenster schwarz war.
    »Gebt Raum«, lispelte Ferdinand angezogen auf dem Bett, schlief.
    »Ich muß zu einem Priester gehen«, sagte er sich, als die Hähne krähten. Und wunderte sich, daß er gar keine Angst vor Lamormain hatte. »Wenn ich einen Priester sprechen könnte. Ich muß wissen, wie es bei Gott ist.« Tiefsinnig dachte er es, ohne sich über seine Gedanken Rechenschaft abzulegen.
    Man ließ ihn an den jagdfreien Tagen ungestört sich in den Waldungen ergehen. Er ging im weiß und grünen Rock hinaus. Langsam spazierte er, versuchte an Wallenstein zu denken. Daß man die Macht über so ungeheure Tiere hatte; er wollte sie gar nicht. Er wollte nur tiefer in den Wald gehen.
    Während er tiefsinnig dachte, führte man ihn rechts und links. Nicht schneller gingen sie als er, breite behagliche Tiere, eins an der rechten Hand, eins an der linken. Er ging mit.
    Als er wieder zu Hause war, meldete ihm ein Bericht Questenbergs den näheren Verlauf des Nürnberger Treffens und wie der Herzog zu Friedland jetzt vorhabe, dem König den Weg zum Meere abzuschneiden, nachdem er ihm schon den Weg nach Süden abgeschnitten hatte.
    »Kostbar«, sagte in sich der Kaiser.
    Und plötzlich schüttelte er sich; erinnerte sich des dicken Tausendfußes, des Drachens Wallenstein; umpackten sich diese zwei da, an den weißen Hälsen, an den Knien, den glatten widrigen Bäuchen. Ihn ekelte so, daß das Wasser ihm im Schwall aus dem Mund hervorquoll.
    Zaghaft schlich er vor das hohe silberne stehende Kruzifix, legte sich still und sehr langsam davor hin. Wartete, hob den Kopf, sah es an. Seufzte.

    DER KURFÜRST Maximilian war ohne Lärmen in das leere München eingezogen. Über die Höhe der gezahlten Kontributionen wurde ihm Bericht erstattet. Gebeugt saß er in seiner Neuen Feste. Die reichen Bauten Münchens waren ihm ein zu weites Kleid; der Herzog zu Friedland ging das Reich erobern. Ihn hatte er kujoniert. Keine Hilfe bei den geistlichen Kurfürsten; die lagen in französischen Armen. Vom Kaiser hieß es, er werde abdanken, hätte keinen Sinn mehr für das Reich. Doktor Leuker meldete vertraulich aus Wien, der König in Spanien habe ein starkes Heer für Deutschland ausgerüstet, es werde für spanisch-niederländische Zwecke dienen, aber eine Reserve bilden, die das Kaiserhaus gegen jede, jegliche Gefahr, auch vor Friedland, schützen sollte. Man könnte mit Spanien zusammengehen, von Richelieu war nichts zu erwarten. Er tröstete den hilflosen Kurfürsten, daß er sich an Richelieu rächen könnte, indem er die spanische Partei nahm.
    Aber alles lag noch in weitem Felde. Man hörte, der Herzog rücke weiter nach Norden; noch ein Schlag für den Schweden wie Nürnberg, und niemand konnte an Friedland heran. Er würde die Despotie über Deutschland errichten. Maximilian fühlte, er konnte sich nicht rühren. So verlassen wie jetzt war er noch nie. Eine so schaurige Gefahr drohte ihm.

    HINTER HOLK kam Gallas, über Wunsiedel, Hof. Hinter Gallas der Herzog. Durch Forchheim, Bamberg, die Grafschaft Reuß ins Land Meißen, das gebrandschatzt wurde. Auf die Saale zu. Die Flußübergänge sollten gesperrt werden.
    Dem Heere liefen voraus die Boten auf dampfenden Pferden an Arnim, der in Schlesien stand, durch Sesima Raschin an den Grafen Thurn: der Kursachse solle, solle sich von dem Schweden trennen. Es solle müsse und werde Friede gemacht werden, ob er sich sperre oder nicht. Und Johann Georg, schwer verzagt über den Landesverwüster Holk, beim Aufbruch des entsetzlichen Schwarms von Nürnberg, schlug sich die Brust, er werde Frieden machen, sonst werde es ihm gehen wie dem Pfälzer, er werde wandern müssen mit leerem Säckel hinter dem Schweden, er, der Deutsche, das Haupt der Evangelischen. Und schon hatte sein Rat ein Angebot an den Friedländer und den Römischen Kaiser ausgefertigt, als eigene Kuriere Gustavs den Kurfürsten hießen, Ruhe zu bewahren. Gustav renne hinter dem Herzog her, er werde helfen, es geschehe nichts, er werde ihn nicht weit kommen lassen. Arnim selbst meldete Eilmärsche aus Schlesien.
    Wütend, alles Widerspruchs überdrüssig, erklärte Johann Georg im

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