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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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debattieren.« Er hatte zu seinem Freund Kremsmünster am Ofen hinübergeblickt, der lächelte ihm traurig zu: »Und werden den Teufel mit Beelzebub austreiben. Ihr seid ein Rechtslehrer, wie ihn Bologna nicht hat. Aber Logik hat hier nur stumpfe Zähne; sie beißt doch das kaiserliche Wort nicht tot.«
    »So wird es nötig sein, mit des Herzogs in Bayern Durchlaucht in Verhandlungen zu treten.« Er dachte laut weiter. Lächelnd respondierte Abt Anton: »Mag Euer Liebden dies im Ernst vorschlagen? Wird Ihm gewiß niemand verwehren, diese Verhandlungen zu führen.« »So wird es nötig sein –«, Trautmannsdorf biß sich auf die Lippen. Anton ermunterte: »Sprecht nur.«
    »Es gibt auch Mittel, die man verwendet, wenn man eine Fährlichkeit für sehr groß erachtet und ihre Abwendung wirklich und von Herzen wünscht. Mittel selbst gefährlicher Art. Es gibt, wie den liebwerten Herren und Exzellenzen bekannt ist, nicht nur hier Männer, denen die Durchführung des kaiserlichen Entschlusses verderblich erscheint und erscheinen wird. Die Kurfürsten werden insgesamt als nicht gefragte Partei sich gekränkt erweisen, sonderlich die Durchlauchten von Sachsen und Brandenburg, welche samt ihrem Anhang in nicht vorzusehender Weise protestieren werden. Ich vermeine, wir werden jedenfalls nicht hindern, auch nicht hindern können, wenn sie sich gekränkt erweisen. Oder wenn sie Widerstand leisten, im geheimen oder auf dem Deputationstag.«
    »Sehr kühn«, Herr von Stralendorf mit salbungsvoller Stimme, pfeilerartig lang hinter Eggenbergs Bett über den Saal schauend, »drücke sich der Herr deutlicher aus; Er empfiehlt: wir stecken uns hinter das hohe Kollegium.«
    »Ich empfehle nicht«, fuhr der vor den Butzenscheiben fort, »auch rate ich nicht. Wir überlegen. Die Frage lautet: ist die kaiserliche Maßnahme gefährlich, also: sollen Mittel dagegen ergriffen werden? Wer ist der Kaiser? Ein Habsburger. Leidet die Macht Habsburgs Einbuße durch jene Maßnahme?«
    Questenberg dröhnte: »Die Kur an Bayern abgeben heißt unmittelbar an den Säulen des Erzhauses rütteln.«
    Harrach blickte rechts und links: »Zum wenigsten droht Gefahr. Vielleicht können wir sie noch bannen.«
    Hoheitsvoll schüttelte Stralendorf, der Vizekanzler, den gepuderten Kopf: »Man wird mich auf keinem Wege sehen, wo es gegen den frommen Kaiser geht. Die Maßnahme des Kaisers mag dem gewöhnlichen Geschäftsgang widersprechen, sie ist aber entsprungen einem echt katholischen Gemüt; der Jubel unserer christlichen Stände wird keine Grenze finden, wenn sie kund wird. Daß Bayern die Oberpfalz erhält, wird unausbleiblich sein; daß es den Kurhut an sich nimmt, werden spätere Zeiten zu den großen Beweisen unsrer Frömmigkeit rechnen; denn nun ist für alle Zukunft gesichert der katholische deutsche Kaiser. Halten die Herren dies fest; sie werden an dem Beschluß nichts mehr zu tadeln finden.«
    »Und Kursachsen«, schrie Questenberg, »und Brandenburg? Und England und Dänemark?«
    Eggenberg unterbrach nachsichtig: »Es wird freilich schwerhalten, die Kurfürsten nicht zu verstimmen. Und noch schwerer, Krieg zu führen.«
    Der Abt lächelte, er verwaltete die Finanzen: »Schwer. Die Säckel sind nicht grade voll.«
    Wieder regte sich Trautmannsdorf, der angestrengt den hageren hölzernen Reichsvizekanzler studiert hatte: »Es ist ausnehmend richtig, was mein Herr von Stralendorf gefunden hat, daß die neue Wendung der Dinge einen Sieg der Frömmigkeit darstellt. In Zukunft, solange wenigstens das Heilige Römische Reich blüht, wird kein protestantischer Kaiser möglich sein. Dies ist ja auch unser aller Herzenswunsch. Aber gewiß ist auch das Gegenstück: der Grimm der protestantischen Kurträger, welche ja nunmehr noch dem Namen nach mitküren, jedoch nur essen dürfen, wie’s ihnen die Katholischen vorsetzen. Das wird ihnen nicht gefallen, sie werden versuchen, Einfluß zu gewinnen; sobald sie sich zusammentun, ist vereitelt, was gerade gewollt war: es wird zwei Reiche geben, ein kaiserliches, freilich katholisches, und ein protestantisches. Das Reich ist zerfallen. Besser ist, sie nicht in die verzweifelte Minorität drängen; katholisch sein – aber mit ihnen.«
    Stralendorf warf ihm einen strengen Blick zu: »Der Krieg ist gewonnen. Der wahre Glaube hat gesiegt. Es ist folgerichtig, dem Katholizismus das verfallene Land und den verfallenen Kurhut zu überantworten. Das Gegenteil ist Schwäche.«
    Laut seufzte der Abt: »Ach, die Stärke.

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