Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
Möge der Herr mein Amt übernehmen. Tadle Er uns nicht zu sehr.«
    »So konkludiere ich«, Fürst Eggenberg sah jedem einzelnen der Herren unter die Augen, »es ist das Recht des Kaisers, jene Maßnahme zu treffen oder getroffen zu haben. Es ist das Recht der Kurträger, sie nicht zu billigen. Voraussichtlich wird Streit mit den Kurträgern, sicher mit einigen Anhängern des Pfälzers entstehen. Wir müssen uns auf Unruhe und Krieg vorbereiten. Möglich ist eine schwierige Rivalität Wittelsbachs, besonders nach der Aufnahme ins Kolleg.«
    Alle schwiegen bedrückt; ungebeugt nur Stralendorf.
    Der Abt hob den Finger: »Dies sind Fakta. Laßt uns Rat finden, Rat, wie einem möglichen Unheil begegnen.«
    Viel ruhiger war der schwarze Questenberg geworden; er brütete, mit dem Rücken gegen die Wand, vor sich; wollte sprechen, hielt wieder an. Harrach streichelte ihm friedlich die Schulter: »Wenn der Blitz in ein Haus eingeschlagen ist, soll man nicht nur nachsinnen, wo man sich am besten hätte verstecken können, welche Gebete man hätte sprechen sollen, welche Heiligen anrufen.« Mit tiefer Stimme Questenberg: »Ich weiß. Wir werden dem Kaiser nicht in den Rücken fallen. Das Geschehene ist schmerzlich, vielen unter uns ist es schmerzlich. Wir dienen alle unserm Kaiser. Mag unser liebwerter Fürst Eggenberg der Römischen Majestät mündlich, mit jeglicher Sanftheit, unsre Ergebenheit und unsre Bedenken, wie er sie vernommen hat, anzeigen.« Trautmannsdorf flüsterte gespannten Gesichts eindringlich durch den Raum: »Vor allem: wir wissen nicht, was den hohen Herrn veranlaßt hat, wider seinen Willen der Durchlaucht in Bayern nachzugeben. Wir wissen es nicht. Es heißt auf der Hut sein vor der Durchlaucht. Es heißt, sich ergeben und entschlossen vor den Kaiser stellen. Jeglicher Wiederkehr vorbauen.«
    Nachdem der erschöpfte Eggenberg mehrfach Schweigen über die Beratung anempfohlen hatte, damit es nicht erscheine, als ob Zwiespalt zwischen der Majestät und ihrem untertänigen Rat bestände, faßte man den Beschluß, die Übergabe der erledigten Kur an den Bayern nicht zu behindern, zugleich die Majestät um eine gemeinsame Audienz anzugehen.

    ZU MOLART und Mansfeld lächelte der Kaiser auf dem Wege von der Kirche: »Es ist mir leichter, liebe Herren, es geht mir besser. Wie nennt man wohl den, der krank ist und versäumt, zum Arzt zu schicken?«
    »Er ist sicher nicht – der Dümmste.«
    »Laß nur, Molart«, winkte Ferdinand. »Vielleicht ist er nicht dumm, vielleicht ist er nicht klug. Wer eine Sünde begangen hat, soll beichten gehen.«
    Nachmittags hörte er, sein Rat Eggenberg sei erkrankt, und als er ihn in seiner Wohnung aufsuchen wollte, hieß es, er sei aufs Land gegangen. Der Kaiser schickte ihm seinen Arzt Mingonius zu; Kaspar Frey fuhr mit, um zu fragen, ob von Digby Depeschen da wären; Eggenberg möge sich im übrigen nicht zu früh nach Wien bemühen, sich recht pflegen. Die Antwort kam, es seien Depeschen von Digby da; er schrieb, er hoffe die Festung bald niedergelegt zu haben; von andrer Seite sei mitgeteilt worden, Digby hätte mit den Türken und Tataren gedroht, falls Maximilian nicht nachgebe.
    »Der tolle Kerl«, freute sich Ferdinand und staunte. Draußen blühte der Frühling, herrlich über alles Denken. Nach langem Hin und Her brachte der feine zierliche Doktor Frey heraus, er hätte verlauten hören, die Herren Geheimen Räte hätten sich betroffen gefühlt durch die Mitteilungen des Kaisers; eine – nun – eine sonderbare Stimmung herrsche unter ihnen.
    »Du machst Späße, Frey?« Ferdinand überlief es kalt. »Sie verlassen mich? Sie helfen mir nicht?«
    »Sie klagen; sie fühlen sich gekränkt, daß man sie nicht gefragt hat. Sie halten den getroffenen Entschluß für gewagt, für gefährlich.«
    »Und wie denken sie auf Abhilfe?«
    »Es ist nicht ersichtlich.«
    »Das sind meine Räte. Was brauche ich Kammer und Rat. Daß sie mir wie Doggen in den Nacken fallen. Es ist nicht ausdenkbar. Du wiederholst mir. Und Eggenberg ist nicht krank.«
    »Der Fürst ist gestern in sein Quartier zurückgekehrt.«
    Bleich, entschieden, leise Ferdinand: »Nein, das habe ich nicht um sie verdient.« Er stand plötzlich dicht bei Frey: »Um Jesu willen, was sagst du mir.« Damit taumelte Ferdinand in seine Arme. »Schick nach Eggenberg«, flüsterte er.
    »Er kommt nicht.«
    »Eggenberg soll kommen.«
    »Er kommt, wenn Majestät befehlen. Aber er wird nicht gut

Weitere Kostenlose Bücher