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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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sprechen.«
    »Trautmannsdorf?«
    »Ebenso.«
    »Der Abt Anton?«
    »Ebenso.«
    »Ich soll sie anbetteln. Sie wissen ja nicht; es liegt nicht an mir. Ich will zu ihnen.«
    »Bleiben Majestät.«
    »Sie müssen es in die Hand nehmen.«
    »Sie wollen etwas gegen Majestät.«
    »Gegen mich. Gegen mich. Es ist zum Lachen, zum Schreien. Wer bin denn ich? Es kommt ja nicht auf mich an.«
    »Sie wissen, daß es auf einen Krieg geht.«
    Starr: »Sie wissen? Auch das?«
    »Sie halten den Krieg für unvermeidlich.«
    »Nein, nein. Sie lassen mich in Maximilians Gewalt. Sie helfen mir nicht. Ihnen liegt nichts daran, mich und das Haus zu retten. Es gibt nichts Unvermeidliches. Sie haben sich noch nicht von ihren Stühlen bewegt. Digby ist hingefahren. Er tut etwas. Was tun sie? Sie nennen sich krank und sind es nicht. Sie verschwören sich gegen mich.«
    Der alte Frey schüttelte den Kopf: »Die Herren tun nicht gut an Eurer Majestät.«
    »Oh, du bist ja der einzige. Bist du der einzige, sag ihnen, steck ihnen zu, sieh zu, wie du’s kannst; was soll ich denn machen, mir ist der Mund geschlossen, ich kann nicht zu ihnen, du hast ja recht. Aber: es sei nichts geschehen damit, mit der Rebellion. Nichts. Sie sollten sich Digby ansehen, er ist ein Fremder, ein Brite, und tut mehr für mich als sie.«
    Ernst nahm Frey das hin.

DAS AUDIENZGESUCH der fünf Herren lag vor. In den Kaiser aber war der Zorn gedrungen, nicht über die Herren, sondern über die Knechtung, die diese Sache über seine Seele ausübte. Seine Augen Porzellanschälchen mit blaßblauen Rundungen bemalt, hell, fast weißlich. Wenn die kleinen Pupillen sich verengerten, gaben die Augen noch mehr Licht ab. In dunklen Gängen, auf Treppen nachts schwebten sie wie zwei Kelche nebeneinander.
    Seine glashellen Augen belehrten den alten Frey rasch: der Kaiser heischte die Herren zu sprechen.
    »Was begehrt Ihr von mir?« schrie er sie ohne Form an.
    – Sie wollten als berufene Ratgeber der Krone ihre Stimme erheben.
    – Wenn der Kaiser ihren Rat wünsche, werde er ihn einfordern; er vermöge zu denken; man möge nicht glauben, er brauche das Gängelband.
    – Das Vertrauen des Kaisers zu seinem Geheimkolleg hätte sich zu ihrem tiefen Gram getrübt.
    – Der Kaiser bete zu Gott und den Heiligen; er sei nicht mehr unbeschützt; er würdige die Herren nach Verdienst.
    – Das Geheimkolleg fühle schmerzlich, aber doch mit einer gewissen Befriedigung, daß die Majestät ihrer nicht mehr bedürfe.
    – Er werde sie gehen heißen, wenn es ihm beliebe. Sie möchten sich des nicht gewünschten aufsässigen Tones entschlagen. Ob man nicht wisse, wer Kaiser sei, er, Ferdinand der Andere von Habsburg, oder Hans Ulrich von Eggenberg oder der kleine Trautmannsdorf.
    Zu Boden neigte sich Trautmannsdorf; sie hätten den Spott nicht verdient; der bayrische Herzog reibe sich an Habsburg; sie wollten ihm das wehren; sie hätten den Spott nicht verdient.
    Lippenbeißend stand Ferdinand da: »Ich werde mit Euch reden, Graf Trautmannsdorf, wenn wir zu zweit allein sind. Jetzt muß Euer Kopf sehr heiß sein.«
    Dem glühten die Augen im Kopf; unwillkürlich machte er einen Schritt vorwärts.
    »Blickt zur Tür«, brüllte der Kaiser, »blickt zur Decke, wagt nicht, mich so anzugaffen. Ich rufe die Wache und lasse Euch in Eisen werfen. – Ich will Euch nicht hören, Euch allesamt nicht. Ihr seid meine Feinde; wie wagt Ihr es, über Max zu reden? Geht hinaus! Thonradl! Zum zweitenmal! Habt Ihr nicht etwas in der Tasche, ein Schriftstück, das ich unterschreiben soll? Seht Ihr nicht die Kette an meinem Hals, mit der Ihr mich erwürgen wollt. Ich will Euch nicht sehen.«
    Tiefblaß, zähnebeißend, gab Trautmannsdorf den andern einen Wink mit den Augen.
    Vom Schreibtisch zurückkehrend fragte Ferdinand, wer von den Herren zu dieser Audienz geraten habe. Als Fürst Eggenberg sich nannte, bedachte sich der Kaiser lang: »Ich will den Herrn anhören. Der Herr erwäge aber, mit wem er spricht, und erwäge jedes Wörtlein.«
    Der sprach. Als er geredet, hatte er keinen Satz gesprochen, der nicht klug und vorsichtig schattiert gewesen wäre und dem Kaiser nicht jeden Weg zum Nachgeben geöffnet hätte.
    Ferdinand trank seinen Wein; eine Zeitlang drehte er den Herren den Rücken halb, scheinbar ins Glas blickend. Er war tief beschämt. Er war von namenlosem Grimm auf Maximilian erfüllt.
    Die Herren boten ihm ihre Hilfe gegen den Bayern an; sie durchschauten ihn; er war nicht mehr ihr Kaiser; er

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