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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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dreieckige Form
seines Nasenbeins und den Knorpel zu offenbaren, der die Konturen einer
Habichtsnase aufwies. Die Farbe seiner tiefliegenden Augen war so blass, dass
Don erst dachte, er sei blind. Nachdem Lytton endlich seinen Willen
durchgesetzt hatte, begann er umgehend anzuzeigen, wo die Kisten stehen
sollten. Die griesgrämigen Männer setzten sich im Schneematsch in Bewegung und
kümmerten sich um den Transport, während David Bailey sich mit einem langen
Seufzer an Don wandte.
    Nachdem er
Don gegenüber beteuert hatte, dass sich der Rucksack in sicheren Händen
befand, führte ihn der Reiseleiter zu den Aufzügen, die sie an Bord bringen
würden. Im Inneren des Fahrstuhls drückte er auf eine Leiste mit Knöpfen, die
lose an diversen Kabeln hing, und dann verließen sie mit einem scheppernden Geräusch
den sicheren und festen Boden von Murmansk.
     
    Dreißig
Meter oberhalb der Dünung des Meeres stand ein Helikopter auf dem Achterdeck
des Eisbrechers. Er war in den russischen Farben lackiert: weißes Dach, blaue
Kabine und ein Fahrgestell in roter abblätternder Farbe.
    Als Bailey
aus dem Aufzug stieg, begann er allen Reisenden, die es hören wollten,
unmittelbar die Funktion des Helikopters zu erklären.
    Er wurde
offenbar zur Erkundung von Rissen im Packeis der Arktis angewendet, um eine
angenehme Fahrt zu garantieren.
    Dann hielt
der Reiseleiter das Megaphon wie eine Flagge hoch und führte alle Rentner in
den sich auftürmenden Überbau der Jamal. Ungefähr
zwanzig Meter über sich konnte Don die Radarmasten und eine Satellitenschüssel
in den Himmel ragen sehen.
    Die
Korridore im Inneren des gewaltigen Schiffs erwiesen sich als klaustrophobisch
eng. Bailey deutete auf einen heruntergekommenen Wellnessbereich, in dem sich
eine Sauna und ein kleiner Pool befinden sollten. Etwas weiter entfernt
erwartete sie ein Speisesaal mit niedriger Decke und einfachen langen Tischen.
Es gab auch eine kleine Bar mit einer bedruckten Plastikspeisekarte, die die begrenzte
Auswahl russischer Gerichte für die nächste Woche auswies.
    Der
Kontrollraum für den Atomreaktor des Eisbrechers, in dem veraltete Monitore zu
sehen waren, befand sich auf dem nächsthöheren Deck. Hinter ihm folgten
sauerstoffarme Gänge mit Kabinen, auf deren Türen die Namen der Passagiere mit
glattem Klebeband befestigt waren. Don stellte fest, dass seine Tür direkt
gegenüber der von Eva Strand lag.
    Als sie in
den dritten Stock gelangten, zeigte Bailey ihnen die Suite des Kapitäns, deren
große Fensterfront auf das Vordeck des Eisbrechers wies. Dann folgte eine
breite Treppe hinauf zu einer geschlossenen getönten Glastür, hinter der sich
die Kommandobrücke der Jamal befand.
    Nachdem
Bailey ein paarmal angeklopft hatte, öffnete ihm ein Bär von Mann mit schwarzer
Sonnenbrille. Auf den Schulterklappen seines Marinepullis hefteten
Uniformabzeichen, und sein Bart war struppig und grau. Der Reiseleiter stellte
den Mann als Kapitän Sergej Nikolajewitsch vor. Der Kapitän murmelte zur
Antwort irgendetwas in seinen Bart, doch hinter ihm stand der hagere Chefingenieur
der Jamal, der sofort wie ein Wasserfall zu
reden begann.
    In
gebrochenem Englisch hielt der Ingenieur eine Minivorlesung über die
zehnjährige Tradition des Eisbrechers als Charterschiff. Lediglich während
einer der Nordpolfahrten hatte man Probleme mit den radioaktiven Stäben
bekommen, die die Kernkraftreaktoren des Fahrzeugs am Laufen hielten. Und
obwohl die Jetstreams am Bug in der letzten Zeit nicht immer funktionierten,
würde man hoffentlich dennoch eine Rinne ins Packeis sprengen können, wenn es
denn soweit wäre.
    David
Bailey gelang es, seinen Wortschwall abzubrechen und sich bei ihm zu bedanken.
Dann geleitete er die Reisenden rasch hinaus auf das schwarze Stahldeck der Jamal, wo er eine
kurze Demonstration zu den Sicherheitsanweisungen durchführte.
    Der
Amerikaner streifte sich einen unförmigen Überlebensoverall über und
demonstrierte, wie man sich zusammenkauern sollte, um eine Stunde im
unterkühlten Wasser unbeschadet zu überstehen. Dann öffnete er eine der großen
Metallkapseln an der Reling und erklärte, dass darin die Rettungsflotten lagen.
    Um die
Stimmung etwas aufzuheitern, erwähnte der Reiseleiter schließlich das kleine
Motorboot, das für zoologische Expeditionen zur Verfügung stand. Auf früheren
Reisen hatte man bereits Walrosse und Eisbären gesichtet, und vielleicht
würden die Reisenden ja dieses Mal ähnliches Glück haben.
    Don machte
sich

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