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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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stand, für Wasser
und Luft, Unsterblichkeit und das Weltall. Doch das waren alles nur Theorien,
nicht einmal die Ägyptologen wussten, wofür das Anch-Kreuz letztlich genau
stand.
    Eine
Theorie besagte, dass das Kreuz eine Gebärmutter darstellte, eine andere
wiederum, dass es ursprünglich wie der Staat Ägypten geformt war, wobei der
vertikale Schaft den Nil darstellte, während die Öse das Nildelta
symbolisierte. Jemand, der etwas praktischer veranlagt war, hatte die These
aufgeworfen, das Anch-Kreuz imitiere schlicht und einfach eine Sandale.
    Des Weiteren,
wenn man dem Rosenkreuz-Orden glaubte, sollte das Sinnbild den Erleuchteten als
Schlüssel dienen, mit dem sie das Tor zum Erdinneren öffnen konnten. Aber wer
glaubte schon an die Rosenkreuzer? Die Antwort lautete leider: erstaunlich
viele Studenten, die Dons Seminare zu Vergleichender Mythologie besuchten.
    Und sie
wurden nicht nur durch die Mysterien der Rosenkreuzer angelockt. Warum nicht
auch von Atlantis oder fliegenden Untertassen in Roswell? Warum nicht von aus
dem Zusammenhang gerissenen Theorien über die zehn Sephiroth, die in der
Kabbala den Lebensbaum formten, oder einem Tagesseminar über die untergegangenen
Zivilisationen in Lemuria und Agartha, wenn man schon einmal dabei war?
     
    Als er
Karlskrona nach den Ereignissen oben vor dem Apartmenthaus auf Galgamarken
verlassen hatte, wohnte er anfänglich bei seiner Schwester. Sie hatte ihm den
Rat gegeben, etwas ganz anderes anzufangen, und im Nachhinein begriff er, dass
das verstaubte Institut in Lund tatsächlich seine Rettung gewesen war.
    Bube hatte
ihre Anrichte mit Nazisymbolen gefüllt, wie ein Kind, das nicht aufhören
konnte, am Schorf einer Wunde herumzufingern. Und für Don bot das Studium einen
Anlass, die Wunde immer wieder aufzureißen, um einen Weg aus der Dunkelheit des
50er-Jahre-Hauses finden zu können. Innerhalb seiner Forschungen hatte er sich
dafür entschieden, seine Kenntnis über die Symbole zu vertiefen, die für ihn
mit enormem Schrecken verbunden waren.
    Im ersten
Teil seiner Dissertation hatte er sich mit Heinrich Himmlers Organisation
Ahnenerbe auseinandergesetzt. Eine Forschungsgemeinschaft, die der
Chefideologe der Vernichtung ins Leben gerufen hatte, um das mythologische Erbe
der Germanen wiederzuentdecken, oder besser gesagt wiederzuerwecken.
    Don war
jedem Tentakel, jeder krankhaften Betrachtungsweise auf den Grund gegangen: vom
Anwenden erfundener Runen bis hin zu den idiotischen Thesen über den Speer des
Schicksals, von Theorien über ein verlorenes arisches Heimatland, über Ultima Thule
bis hin zum Hakenkreuz. Dem Symbol für die Sonne und dem Mithraskult, der von
deutschen Romantikern fälschlicherweise mit dem arischen Volk zusammengebracht
wurde und dadurch, ebenso fälschlicherweise, wiederum mit den Germanen.
    Mit jedem
widerlegten Mythos wurden seine Gefühle tatsächlich schwächer, zumindest ein
wenig. Denn wie konnte man Schrecken für etwas empfinden, das geradezu
lächerlich war? Es hatte sich ja gezeigt, dass nicht einmal Hitler selbst an
die Theorien des Ahnenerbe glaubte. Sein Zitat diesbezüglich konnte Don immer noch
auswendig, Wort für Wort, wie alles andere auch:
     
    Warum
stossen wir die ganze Welt darauf, dass wir keine Vergangenheit haben? Nicht
genug, dass die Römer grosse Bauten errichteten, als unsere Vorfahren noch in
Lehmhütten hausten, fängt Himmler nun an, diese Lehmdörfer auszugraben und
gerät in Begeisterung über jede Tonscherbe und jede Steinaxt, die er findet.
Wir beweisen damit nur, dass wir noch mit Steinbeilen warfen und um offene
Feuerstellen hockten, als sich Griechenland und Rom schon auf höchster
Kulturstufe befanden. Wir hätten eigentlich allen Grund, über diese
Vergangenheit stille zu sein. Stattdessen hängt Himmler das alles an die große
Glocke. Wie müssen die heutigen Römer verächtlich über diese Enthüllungen
lachen.
     
    Innerhalb
seiner weiteren Forschung hatte Don die Mythen um die Siegrune, die Wolfsangel,
das Sonnenkreuz, den Totenkopfring der Schutzstaffel, die Thule-Gesellschaft
und Karl Maria Wiligut und so weiter analysiert und schließlich auch: den
Mythos um die Schwarze Sonne, einen Kristallteller, den er vor langer Zeit in
einer Anrichte entdeckt hatte. Letztendlich hatte er beweisen können, dass
jedes nationalsozialistische Symbol entweder erfunden war oder vollkommen
falsch angewandt wurde: eine Inszenierung für die Massen, mit der man
vermeintliche Blutsbanden in die

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