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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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Vergangenheit untermauerte, um die Idee zu
rechtfertigen, dass man diejenigen, die andersgeartet waren, ausrotten konnte.
    Nach der
Fertigstellung seiner Dissertation, mit der er einen Teil des Schreckens aus
seinem Körper vertrieben hatte, weitete Don sein Arbeitsfeld vom
Nationalsozialismus auf eine kritische Erforschung von Symbolen und Mythen im
Allgemeinen aus. Doch unglücklicherweise wurde seine Forschung missverstanden.
    Anfänglich
waren nur einige wenige darauf aufmerksam geworden, dass im Historischen
Institut spekulative Kurse über uralte Legenden abgehalten wurden. Doch als es
sich herumgesprochen hatte, strömten die beflissensten unter den
New-Age-Studenten des ganzen Landes in Dons Vorlesungen. Für sie handelte es
sich um einen Ort, an dem sie Studienbeihilfe erhielten, um sich in den
Okkultismus des Altertums zu vertiefen. Und was diese nach Räucherstäbchen
riechenden Geschöpfe über ein Kreuz in einem Bergwerksstollen, das als Zeichen
für die Schlüssel zur Unterwelt stehen soll, zusammenphantasieren konnten,
daran wollte Don lieber nicht denken.
    Er
blinzelte und schüttelte den Kopf. Dann stand er vom Stuhl auf und richtete
seinen Blick wieder auf die herrliche Aussicht. Shaynkayt, Schönheit.
    Das Schöne
war das Einfache. Worin bestand also die einfache Erklärung, die sich hinter
dem Anch-Kreuz aus dem Bergwerk verbarg? Vermutlich steckte etwas weitaus
Alltäglicheres dahinter als das, was der Taucher annahm.
    Don schob
die Glastür des Motel Restaurants auf und ging die Behindertenrampe hinunter
zum Parkplatz. Die Schäfchenwolken waren weiter in Richtung Norden gezogen, und
der Himmel über ihm war nun vollständig hell und klar.
    Er blieb
neben seinem Renault stehen und atmete noch einmal tief die frische Luft ein.
Wie weit würde es noch bis hinauf nach Falun sein? Fünf Stunden?
    Don
öffnete die Wagentür und nahm seine schwarze Schultertasche vom Sitz. Nach
einer Weile des Herumsuchens erwischte er die richtige Packung und schob ein
Tablettenkärtchen hervor, drückte fünf hellbraune Kapseln á vierzig Milligramm
heraus: zweihundert Milligramm Ritalin, zermahlte sie zwischen den Zähnen, um
einen rascheren Effekt zu erhalten.
    Ungefähr
auf Höhe von Gränna würde es einsetzen, dachte er, dieses kitzelnde Gefühl von
Wachheit. In Mjölby würde er wahrscheinlich eine weitere Ration schlucken,
bevor er in Richtung Motala und Örebro abbog. Dann auf der Fünfzig
weiterfahren, bis er sich Falun näherte. Dort musste er laut seiner
Wegbeschreibung nach einem Schild Ausschau halten, auf dem Svartbäck stand.
Dort rechts, dann wieder rechts auf eine Schotterstraße und sechshundert Meter
nach der verfallenen Scheune nach links abbiegen.
    Schließlich,
so hatte der Taucher gemeint, musste er nur noch nach einem Holzzaun und einer
Glasveranda Ausschau halten.
     
    >La
Rivista Italiana dei Misteri e dell'Occulto<
     
    Eine
Windbö ließ das Schlafzimmerfenster erzittern. Einige Regentropfen schlugen
gegen die Scheibe, dann folgte ein dumpfes Grollen.
    Erik Hall
saß in seinem Bett, die Decke über die Knie gezogen. Auf dem Nachttisch neben
ihm stand eine Ginflasche und ein halbleeres Glas. Die ausgeleierten
Sprungfedern bewirkten, dass sich die Matratze unter seinem schweren Körper wie
eine Hängematte durchbog; und als die Gewitterwolken den Himmel verdunkelten,
verschwand allmählich jegliches Tageslicht.
     
    Diese
Fotografenfotze hatte es tatsächlich nicht für sich behalten können; alles, was
er ihr anvertraut hatte, konnte man im Artikel des Dalakurir lesen, völlig
verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen. Das Anch-Kreuz, die Worte vom
Schlüssel zur Unterwelt und über dem Text: ein Foto von seinem Gesicht, das
inzwischen keiner mehr ernst nehmen würde. Eine Woche später noch damit
herauszurücken, dass er unten im Bergwerk ein ägyptisches Kreuz gefunden hatte
... Sie ließ ihn wie einen verdammten Idioten dastehen.
    Erik
schwenkte den scharfen Sprit im Mund herum.
    Ein
verdammter Idiot, dachten die Dykedivers auch so, als er ihnen die Fotos von
dem Kreuz geschickt hatte? Es war inzwischen mehrere Tage her, lange vor dem
Artikel der Fotze, doch er hatte immer noch keine Antwort erhalten. Nicht eine
einzige Silbe.
    Ein hell
aufflackernder Blitz - kurze Pause -, und dann brach das Gewitter ernsthaft
los, und der Regen begann herunterzuprasseln.
    Er ließ
den Kopf nach hinten gegen die Wand sinken und schloss die Augen. Als er das
nächste Mal hinausschaute, hatte sich der

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